Bezahlkarte für Geflüchtete: Erste Erfahrungsberichte aus der Region

Seit einem halben Jahr soll die Bezahlkarte flächendeckend in Niedersachsen eingeführt werden. regionalHeute.de hat die Behörden um ein erstes Resümee gebeten.

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Flüchtlinge an einer Aufnahmestelle (Archiv)
Flüchtlinge an einer Aufnahmestelle (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur

Region. Bereits im Dezember vergangenen Jahres wurden die ersten Bezahlkarten an Geflüchtete ausgegeben, seit Februar läuft die flächendeckende Verteilung in Niedersachsen. Durch den Wegfall der bisherigen Bargeldauszahlung sollte vor allem der Aufwand in den Verwaltungen der Kommunen verringert, aber auch Überweisungen der Leistungen ins Ausland unterbunden werden. regionalHeute.de hat bei der Landesaufnahmebehörde (LAB) sowie in den Kreisverwaltungen der Region nachgefragt, wie dort die bisherigen Erfahrungen nach einem halben Jahr Bezahlkarte sind.



Bei der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen ist die Umstellung auf die Karte mittlerweile an allen Standorten abgeschlossen, auch an den Außenstellen und Notunterkünften. Bei den Geflüchteten sei die Akzeptanz der Bezahlkarte sehr hoch. Man erhalte regelmäßig Rückmeldungen, dass diese hilfreich sei, da durch die neuen Funktionen Überweisung und Lastschriftverfahren weitere Bedarfe, wie beispielsweise Rechtshilfen oder Abonnements der Deutschen Bahn, unkomplizierter abgedeckt würden. Durch diese Möglichkeiten sei die Zufriedenheit der Betroffenen deutlich gestiegen.

Das berichten die Städte und Landkreise


Die Stadt Braunschweig teilt auf Anfrage mit, dass man bisher keine Schnittstellenlösung für die eingesetzte Fachsoftware erhalten habe, sodass das Erstellen der Karten manuell erfolgen müsse. Anschließend müssten die Daten der Karte in die Fachsoftware übertragen werden, was einen hohen zeitlichen Aufwand erfordere. Dennoch werde die Stadt die Bezahlkarte nun nach und nach einführen, um die Vorgaben des Landes zu erfüllen. Ob die Einführung der Karte als sinnvoll zu erachten sei, könne man derzeit noch nicht sagen.

Auch im Landkreis Gifhorn liegen derzeit noch keine Erfahrungswerte vor. Wie der Landkreis auf unsere Anfrage mitteilte, sei die Bezahlkarte dort bisher noch nicht eingeführt worden, da derzeit noch eine technische Anbindung fehle, die aber bald erwartet werde. Eine Einführung sei dann für das dritte Quartal vorgesehen.

Landkreise Wolfenbüttel und Helmstedt


Der Landkreis Wolfenbüttel berichtet, dass durch die Einführung der Bezahlkarte der mit der vorherigen Bargeldauszahlung verbundene Verwaltungsaufwand reduziert wurde. Rückmeldungen aus den Geschäften gebe es nicht, jedoch werde die Karte nur als Bezahlmethode akzeptiert, wenn dort VISA unterstützt wird. Somit könne sie vereinzelt, zum Beispiel beim Frisör, nicht genutzt werden.

Der Landkreis Helmstedt erachtet die Maßnahme grundsätzlich als sinnvoll und rechnet mit einem geringeren Verwaltungsaufwand, sobald sich die derzeitigen Startschwierigkeiten gelegt hätten. Allerdings sehe man bei der zugehörigen App noch Optimierungsbedarf, da deren Handhabung für viele Nutzer herausfordernd zu sein scheine. Aus dem Einzelhandel habe man bisher nichts über Probleme bei der Verwendung gehört.

Landkreis Goslar und Stadt Wolfsburg


Wie der Landkreis Goslar berichtet, wird die Bezahlkarte dort seit April ausgegeben. Sie werde von den betroffenen Leistungsempfängern akzeptiert; auch seien dem Landkreis keine Probleme im Hinblick auf die Ablehnung der Bezahlkarte in Geschäften bekannt geworden. Die Registrierung des Landkreises Goslar als Bevollmächtigter beim Betreiberportal habe sich als komplex erwiesen, sei nach Anfangsschwierigkeiten anschließend aber reibungslos verlaufen. Bei der Ausgabe, Verwendung und Administration der Bezahlkarte an die Leistungsempfänger bestanden und bestehen nahezu keine Probleme, so der Landkreis. Durch die Bezahlkarte hätten interne Prozesse vereinfacht und Vorsprachen, beispielsweise in Bezug auf Barauszahlungen, verringert werden können.

Ebenfalls seit April wird die Karte in Wolfsburg genutzt, wo die Akzeptanz seitens der Kunden sowie Händler als hoch bezeichnet wird.

Landkreis Peine und Stadt Salzgitter


Der Landkreis Peine teilt mit, dass die Bezahlkarte dort bisher noch nicht eingeführt worden ist – dies soll ab dem 1. September erfolgen. Die Umstellung sei mit einem erheblichen Aufwand verbunden: Alle Leistungsberechtigten, die künftig mit einer Karte ausgestattet werden sollen, müssten persönlich vorsprechen und sich schriftlich mit dem neuen Verfahren einverstanden erklären. Würden sie das nicht tun, müssten die Leistungen gesperrt werden. Schon dieses Verfahren werde aus Sicht des Landkreises problembehaftet sein. Momentan gebe es einige Personen, die schon mit einer Bezahlkarte von der LAB gekommen seien. Bei diesen Fällen habe der Landkreis feststellen müssen, dass der Verwaltungsaufwand um ein Vielfaches höher sei als bei Überweisungen auf ein Konto. Überweisungen auf die Bezahlkarte würden in der Regel fast eine ganze Woche dauern, was bei mittellosen Personen sehr problematisch sei.

Von der Stadt Salzgitter hat die Redaktion bislang keine Stellungnahme erreicht.