Region. In Berlin legte die BGE (Bundesgesellschaft für Endlagerung) heute ihren knapp 500 Seiten langen Zwischenbericht zur Enlager-Standortsuche vor. Daraus geht hervor, dass auch der Großraum Braunschweig nach ersten Erkenntnissen über potentielle Atom-Endlagerstandorte verfügt.
Im Rahme der ersten Voruntersuchungen durch das BGE wurden insgesamt 90 Teilgebiete im ganzen Bundesgebiet mit einer Fläche von
etwa 240.874 Quadratkilometern ermittelt, welche laut BGE "günstige geologische Voraussetzungen für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle erwarten lassen". Etwa 54 Prozent der Landesfläche und etwa 90 Prozent Niedersachsens konnten von der BGE als Teilgebiet ausgewiesen werden und bilden damit den Ausgangspunkt für die weiteren Arbeiten im Standortauswahlverfahren. Ein noch langer Prozess, wie uns der SPD-Landtagsabgeordnete und atompolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Marcus Bosse, im Gespräch erklärt.
Der heute veröffentlichte Zwischenbericht sei der Auftakt zu vielen, weiteren Untersuchungen. Nach und nach werde sich nach verschiedenen Auswahlkriterien ein endgültiger Standort herauskristallisieren. Ein weiterer Bericht zur Standortsuche ist für das Jahr 2023 anvisiert. "Bis am Ende ein Standort gefunden wurde, fließt also noch viel Wasser die Oker herunter", so Bosse und gibt dennoch zu bedenken, dass man frühzeitig auf die Lage in der Region aufmerksam machen muss. Aufgrund der Beschaffenheit sei der Großraum Braunschweig also schon ein Kandidat. Was man laut Bosse nicht berücksichtigt hat, aber hätten machen müssen, ist die Tatsache, dass die Region durch die Schachtanlage Asse und Schacht Konrad stark belastet ist. Den Bericht und eine Übersichtskarte mit den Teilgebieten finden Sie hier.
Keine Akzeptanz in der Region erwartbar
Marcus Bosse (Wolfenbüttel) und sein Partei-Kollege Dr. Christos Pantazis (Braunschweig), haben daher gemeinsam noch einmal deutlich gemacht, dass die bereits überproportionalen Belastungen der Menschen in der Region Braunschweig bei der Endlagersuche berücksichtigt werden müssen. „Mit Schacht Konrad, Morsleben, und Gorleben sowie dem Asse-Schacht bei Remlingen haben die Bürger der Region Braunschweig bereits Erfahrung im Umgang mit den Risiken der Atommülllagerung. Wir glauben nicht, dass es in dieser Region möglich sein wird, die dringend benötigte Akzeptanz für ein weiteres Atommüllendlager zu schaffen“, so die beiden Mandatsträger.
Schacht Konrad und Asse sind raus
Zwar hat das BGE in ihrem Bericht deutlich gemacht, dass die Schachtanlagen Asse, Konrad und Gorleben von vornherein ausgeschlossen sind, was aber nicht heißt, dass nicht auch Gebiete in der "Nachbarschaft" bei der Standortsuche in Betracht kommen. Auch wenn man nicht von einer unmittelbaren Nähe zu den bereits gebeutelten Region sprechen kann, sei es laut Bosse dennoch eine große Belastung für die Menschen, die hier leben. Man wolle das Verfahren weiterhin genau beobachten und fordert Rücksichtnahme im weiteren Auswahlverfahren.
„Wichtig ist, dass das Suchverfahren geowissenschaftlichen Abwägungskriterien folgt und sich kein Bundesland, wie es Bayern derzeit praktiziert, einer offenen Endlagersuche verschließt. Gleichzeitig gilt es aber auch zu berücksichtigen, dass auf Regionen, die sich bereits überproportionalen Belastungen durch atomare Abfälle ausgesetzt sehen, Rücksicht genommen wird. Und das trifft eindeutig auf die Region Braunschweig zu“, so Bosse, der auch atompolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion ist: „Kein Bundesland darf sich wegducken und hoffen, dass der vergiftete Kelch an ihm vorübergeht!“ Pantazis ergänzt: „Die Toleranz der Menschen hier in der Region ist bereits arg strapaziert. Wir werden die Vorschläge der BGE daher intensiv prüfen, denn eines ist klar: mit der SPD wird es in unserer Region keinen pauschalen Freifahrtschein für einen Atom-Endlagerstandort geben.“
„Der Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung ist eine positive Wegmarke für die Endlagersuche. Nicht Landesgrenzen, sondern Gesteinsschichten sind maßgeblich", sagt auch Dr. Adrian Haack, CDU-Bundestagskandidat für Wolfenbüttel.
Aus Bosses Sicht sei zudem die Transparenz beim Standortauswahlverfahren von größtmöglicher Bedeutung: „Nur wenn sämtliche zur Entscheidungsfindung getroffenen Schritte transparent und wissenschaftlich begleitet getroffen werden, ist die Umsetzung hin zur Schaffung eines Endlagers möglich. Der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern in den Regionen, die für ein Endlager infrage kommen, ist entscheidend für das gesamte Vorhaben. Diesen Dialog kann man nur führen, wenn man sich keine Versäumnisse in Sachen Transparenz vorwerfen lassen kann. Die BGE leistet hier bislang sehr gute Arbeit und ich hoffe, dass dieser Weg auch künftig beibehalten wird", erklärt dieser abschließend.
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