Bildungs-ID soll Schulabbrüche verhindern - Doch ist das sinnvoll?

Bereits ab der Einschulung soll jeder Schüler eine eigene Kennung bekommen, damit sein Bildungswegs ganz genau nachvollzogen werden kann.

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Region. Das Niedersächsische Kultusministerium hat angekündigt, dass Schüler zukünftig bereits bei der Einschulung eine digitale Identifikationsnummer, eine Bildungs-ID oder Schüler-ID, bekommen sollen. Damit soll verhindert werden, dass Kinder und Jugendliche ohne Abschluss die Schule abbrechen - ein Problem, das besonders in den Corona-Jahren aufgetreten sein soll. Es gibt allerdings auch Stimmen gegen diese Idee.



Angekündigt worden ist der Plan von Kultusministerin Julia Willie Hamburg. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) hält das Vorgehen allerdings nicht für zielführend.

Torsten Neumann, VNL-Landesvorsitzender, dazu: „Die Einführung einer digitalen Identifikationsnummer für alle Schülerinnen und Schüler ab Schuleintritt wird nicht automatisch dazu führen, dass es weniger Schulabrechende geben wird."

Damit werde der zweite Schritt vor dem ersten gemacht. Eine wesentliche Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Schullaufbahn sei eine ausreichende Unterrichtsversorgung mit ausreichendem Lehrpersonal, dazu gehörten Lehrkräfte und Unterstützungspersonal. Daran fehlte es jedoch seit Jahren, nicht nur in Niedersachsen.

Gerade auffällige Schüler würden einer besonders intensiven Unterstützung benötigen, die derzeit an den Schulen nur schwer zu leisten ist, so ist sich Neumann sicher. Personelle und sachliche Voraussetzungen zu schaffen beziehungsweise wiederherzustellen, seien wichtiger und dringender als die Einführung einer Bildungs-ID. "Unsere Lehrkräfte brauchen nicht noch mehr Belastungen durch bürokratische Zusatzaufgaben. Auch wirft hier der Datenschutz Fragen auf", so der VNL-Landesvorsitzende.

Lehrermangel müsse behoben werden


Das eigentliche Problem sei der akute Lehrermangel, so Neumann: "Wenn Unterricht an unseren Schulen wegen des Mangels an Lehrkräften und Unterstützungspersonal ausfallen oder massiv gekürzt werden muss, dann produzieren wir Bildungsverlierer, das muss gezielt angegangen und gelöst werden."

Unabhängig davon, welche Daten überhaupt von wem wozu gesammelt werden sollen, werde die Bildungs-ID ohne Lösung des Grundproblems nichts bringen. Dabei seien ein frühzeitiger Schulabbruch als auch der Abbruch einer Ausbildung oder des Studiums für die betroffenen Personen wie auch für die Gesellschaft unhaltbar. "Unsere Gesellschaft kann sich das nicht weiter leisten", so Neumann abschließend.


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