Braunschweig. Seit einem guten Jahr ermöglichen drei Braunschweiger Stiftungen ein aufwendiges Projekt in drei Grundschulen. Die Richard Borek Stiftung, die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und die Bürgerstiftung Braunschweig begleiten vier Jahre lang die Grundschulen Altmühlstraße, Bebelhof und Rheinring mit dem Projekt Stadtteil in der Schule. Bis 2017 ist das Konzept finanziert, sollte sich das Vorhaben bewähren, wollen die Beteiligten über eine Verlängerung beraten.
Das Projekt soll die nachbarschaftlichen Beziehungen im Stadtteil fördern. Es richtet sich an Grundschulkinder. Es soll ihnen helfen, sich in ihrem sozialen Umfeld selbstbewusst, selbstständig und unbefangen zu bewegen. Nach den Jahren im Kindergarten würde dies einigen schwer fallen, berichten die Schulleiter unisono. Sie treffen auf neue Bezugspersonen, neue Klassenkameraden, neue Kulturen und neue Umgebungen. Stadtteil in der Schule möchte erreichen, dass zwischen allen Institutionen des Stadtteils und der Schule eine enge Verbindung zum Wohl der Kinder und Familien entsteht. Es sollen Lernangebote gemacht und soziale Spannungen abgebaut werden.
Vielfältiges Angebot
Das Projekt soll eine wertvolle Ergänzung zum schulischen Alltag und zur Schulsozialarbeit sein und richtet sich an Kindern und Eltern. Neben Bildung werden auch Themen wie Gesundheit und Integration behandelt. Dazu werden von einer Fachkraft entsprechende Angebote vermittelt. So zum Beispiel ein Kurs "Ernährungsführerschein" für Eltern. Dazu gibt es auch ein interkulturelles Training, in dem es um das Verständnis andere Kulturen und Religionen geht. Darüber hinaus sollen bei "Stadtteil in der Schule" weitere vielfältige Hilfestellung gegeben werden, so etwa beim Ausfüllen von Anträgen. Mit gemeinsamen Treffen und Aktivitäten sollen sich die Menschen vor Ort kennenlernen. Darüber hinaus gibt es Kooperationen mit Jugendzentren und Einrichtungen vor Ort. So soll nach und nach ein umfassendes Netzwerk entstehen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Schulen als Anlaufpunkt für die unterschiedlichen Menschen. Ulrich E. Deissner (Bürgerstiftung Braunschweig) sagte: "Ich bin sehr stolz auf diese Stadt. Drei Stiftungen ermöglichen ein aussergewöhnliches Projekt. Bereits jetzt kann man positive Veränderungen in den Schulen wahrnehmen. Ich bin gespannt, wie das weitergehen wird."
Entstanden aus einer Studie
Ausgangspunkt für das Projekt waren wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Analyse "Wirksame Wege" (herausgegeben von Diakonie und Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz), in der die Lebenssituation von Familien mit geringem Einkommen im Braunschweiger Land untersucht wurde, sowie eine von der Bürgerstiftung Braunschweig geförderte wissenschaftliche Masterarbeit über die Wirkungen von Schulsozialarbeit an Braunschweiger Grundschulen. Die Stiftungen finanzieren das Projekt. Die Kosten dafür liegen bei rund 100.000 Euro im Jahr. Die Stadt Braunschweig und die Diakonie im Braunschweiger Land sind Partner. Die Diakonie ist dabei verantwortlich für die Projektarbeit und stellt die Projektmitarbeiter ein. Für die Schulen sind Antje Reichelt und Beatrix Schwetje zuständig. Sie sind das Bindeglied zwischen Schule, Stadtteil und Familien und stellen die wichtigen Kontakte zu den Institutionen des Stadtteils wie Stadtteilbüros, Sportvereinen, Glaubenseinrichtungen, aber auch zu Beratungsstellen, Behörden oder weiterführenden Schulen her. Wer Fragen zu dem Projekt hat, kann sich unter der E-Mail Adresse info@bürgerstiftung-braunschweig.de oder info@diakonie-braunschweig.de melden. Die Ostfalia betreut das Ganze wissenschaftlich. So wird regelmäßig geschaut, wo bei dem Projekt noch nachjustiert werden muss. Ulrich E. Deissner sagte: " Es ist uns wichtig eine ständige Rückkopplung zu haben. Nicht das wir nach vier Jahren sagen, das ist jetzt alles nicht optimal gelaufen. Wir wollen gleich an den Stellschreuben drehen."
"Ein spannender neuer Ansatz"
Oberbürgermeister Ulrich Markurth begleitet die Idee und Entstehung des Projektes seit Beginn. "Dies ist ein spannender neuer Ansatz. Er bietet Schülerinnen und Schülern insbesondere aus benachteiligten Familien die Chance, sich selbstbewusst zu behaupten. Zugleich hat das Projekt hohe integrative Wirkung für den Bebelhof und die Weststadt, es wirkt in die Stadtteile hinein. Ich danke den Stiftungen, dass sie dies möglich machen." Schuldezernentin Dr. Andrea Hanke erläuterte, die Stadt habe die räumlichen Voraussetzungen für die im Projekt eingesetzten Schulsozialarbeiterinnen geschaffen und diese auf fachlicher Ebene begleitet.
Berührungsängste abbauen
Erika Borek (Richard Borek Stiftung) ist sich sicher: "Je früher ein Projekt bei Kindern und ihren Eltern ansetzt, und je länger es dauert, desto nachhaltiger ist es." Deshalb sei dieses Projekt so richtig und wichtig. Auch Norbert Velten (Diakonie im Braunschweiger Land) ist überzeugt: "So werden Berührungsängste abgebaut und positive Begegnungen ermöglicht. Auch die Folgen von Anonymität und Ausgrenzung können gelindert werden." Raphaela Harms (Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz) ergänzte: "Nur wenn wir gemeinsam an der Veränderung von Strukturen arbeiten, wird uns ein neuer Weg gelingen."
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