Auctorentag: Staat, Kirche und Religion

von Thorsten Raedlein




Braunschweig. Zum fünften Mal fand jetzt der Auctortag als jährlich wiederkehrende Veranstaltung der evangelischen und der katholischen Kirche sowie der Stadt Braunschweig statt. Die Veranstaltung widmete sich in diesem Jahr dem Thema „Was hat der weltanschaulich neutrale Staat mit Kirche und Religion zu tun?“. Den Impulsvortrag hält Kerstin Griese, Bundestagsabgeordnete und Beauftragte der SPD-Bundestagsfraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften.

In Deutschland seien, so Griese, rund zwei Drittel der Menschen Kirchenmitglieder, 29,9 Prozent der Bevölkerung gehören der römisch‐katholische Kirche und 29 Prozent den evangelischen Kirchen an. Zum Islam bekennen sich etwa 4 Millionen Bürgerinnen und Bürger, das seien fünf Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland. Zu den jüdischen Gemeinden gehören rund 200000 Gemeindemitglieder und damit etwa 0,24 Prozent der Gesamtbevölkerung. Rund 1,2 Prozent gehören verschiedenen orthodoxen Kirchen an. "Wir leben in der Bundesrepublik Deutschland in einem weltanschaulich neutralen Staat, und das ist gut so. ln Deutschland gilt die gesetzlich verankerte Trennung von Kirche und Staat. Sie ist eine Folge aus der Neutralität des Staates", betonte Griese. Die drei Grundsätze der Religionsfreiheit, der weltanschaulichen Neutralität des Staates und der Selbstbestimmung aller Religionsgemeinschaften gelten bis heute. Damit habe sich Deutschland anders entwickelt, als zum Beispiel Frankreich, das sich als Iaizistischer Staat definiert. Die grundgesetzlich garantierte Trennung von Staat und Kirche bedeute nicht Beziehungslosigkeit, sondern unser System eines partnerschaftlichen Verhältnisses von Staat und Kirchen habe sich bewährt.

"Staat und Kirchen sind getrennt. ja. Aber Religion und Politik lassen sich nicht trennen. Denn viele politische Menschen haben eine religiöse Prägung. Religiöse Überzeugungen prägen politische Haltungen. Religion ist eine öffentliche Angelegenheit, nicht Privatsache", so die Referentin.  Die soziale Arbeit der Kirche und ihrer Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas sei für unsere Gesellschaft unverzichtbar. Sie präge unser Zusammenleben. Die Kirchen seien aber nicht nur Träger von Einrichtungen, sie seien auch immer wieder die Stimme der Bedrängten, die auf Missstände aufmerksam machten.

"Ich halte es für richtig, dass die Kirchen zwar nicht zu jedem Detail der Tagespolitik Stellung nehmen, wohl aber zu den großen und grundsätzlichen Fragen, die unsere Gesellschaft und ihre Zukunft betreffen. Für mich sind sie Lobbyisten im positiven Sinne. Und sie haben schon vieles erreicht", so die Bundesbeauftragte.

Im Anschluss an den Vortrag waren die Gäste eingeladen, im Rahmen eines Empfangs miteinander ins Gespräch zu kommen.


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