AWO: Realität erkennen, Kinderarmut bekämpfen




Braunschweig. „Die repräsentative Umfrage von infratest dimap zur Kinderarmut in Deutschland zeigt, dass die Bevölkerung schon weiter ist als die Politik“, erklärt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des AWO-Bezirksverbandes Braunschweig, Dirk Bitterberg.

Die heute veröffentlichte Umfrage im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerks weist auf ein starkes Bewusstsein der Bevölkerung beim Thema Kinderarmut hin: 97 Prozent fordern für einkommensschwache Familien und ihre Kinder Lehrmittelfreiheit, über 80 Prozent plädieren nicht nur für kostenfreies Essen in Schulen und Kitas, sondern befürworten genauso kostenlose Ganztagsbetreuung in Schulen und Kitas. „Die Menschen haben eine genaue Vorstellung der Problemlage in Deutschland“, unterstreicht Bitterberg. „Wir müssen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, die entscheidend für deren Entwicklung sind, stärken.“

Kürzlich hatte eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) darauf verwiesen, dass unverändert 2,4 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland von Armut bedroht sind. „Die Studie des WSI hat gezeigt, dass es bei Kinderarmut deutliche regionale Unterschiede gibt, die beachtet werden müssen“, macht Bitterberg deutlich. „Es ist beschämend, dass im 182-seitigen Koalitionsvertrag nicht ausdrücklich auf das Problem Kinderarmut hingewiesen wird.“ Dabei seien die Fakten hinlänglich bekannt: In jedem siebten Kinderzimmer spiele die Armut mit. „Wir fordern deshalb seit langer Zeit die Einführung einer Kindergrundsicherung. Hier hätte die Große Koalition den Willen zeigen können, auch große Probleme anzupacken“, so Bitterberg.

Auf mangelnde Bereitschaft der Bevölkerung, auch kostenintensive Vorhaben im Kampf gegen Kinderarmut umzusetzen, kann sich die Regierung seit der heutigen Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks nicht berufen. „Dass 66 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bürger bereit sind, mehr Steuern zu zahlen, wenn damit gezielt Kinderarmut bekämpft wird, ruft nun eine Politik der aktiven Veränderung auf die Bühne. Hier muss jetzt endlich was geschehen“, so Bitterberg.

Die Stadt Braunschweigt gehe beim Thema Kinderarmut einen viel beachteten Weg. In einem Präventionsnetzwerk der Stadt seien fast alle gesellschaftlichen Akteure des sozialen Bereiches vertreten. Das Präventionsnetzwerk steuere und kontrolliere einen Fonds für Kinder und Jugendliche, um die Förderung der sozialen und kulturellen Teilhabe von bedürftigen Kindern zu unterstützen oder Notlagen zu mildern. Der Fonds speise sich aus Spenden von Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen.


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