Boris Giltburg ohne große Bühne: Pianist zum Anfassen in der Gaußschule

von Christina Balder




Braunschweig. Ein Selfie mit dem Künstler, das muss schon sein, wenn man ihn so nah vor die Nase gesetzt bekommt. Schüler der Gaußschule hatten am Montag die Gelegenheit, den Pianisten Boris Giltburg aus nächster Nähe zu erleben und vor allem ihn mit Fragen zu löchern. Der 30-Jährige war im Rahmen des Projekts "Rhapsody in School" in die Aula gekommen. 



"Sie sind super!" Als klassischer Pianist hört man so etwas von jungen Menschen wohl eher selten. Oft spiele er Konzerte ausschließlich vor Erwachsenen, sagt Giltburg - und meint damit vorrangig nicht die jüngeren Semester. "Es wäre so toll, wenn wir mehr junge Menschen in den Konzerten sehen würden", findet er. Klassische Musik kämpfe aber gegen viele Vorurteile. "Zu elitär, langweilig, unverständlich... Dabei ist das gar nicht wahr."

Den Schülern zwischen fünfter Klasse und Oberstufe, die am Montag in der Aula um ihn und den Flügel versammelt waren, musste er das Interesse an der Musik nicht erst vermitteln; sie gehören sowieso zu den Musikklassen der Schule. Doch was er so über sich erzählte, seine Kindheit in Russland und Israel, sein erstes Konzert (im Alter von sieben Jahren), seine sechs Sprachen (Russisch, Hebräisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch) und wie er ohne Druck von seinen Eltern zu dem Pianisten geworden ist, der heute mit großen Orchestern spielt und Preise gewinnt, das war dann doch etwas anderes als der herkömmliche Musikunterricht.



Denn da erzählte jemand, der das liebt, wovon er lebt. "Eine Leidenschaft zum Beruf zu machen, ist ein sehr großes Privileg", sagt Giltburg. Auch wenn das Lampenfieber im Altern von 30 nicht weniger sei als bei seinem ersten Konzert - im Gegenteil: "Mit sieben war es viel leichter als mit 30!"

Sein Wunsch, dass klassische Musik als etwas wahrgenommen wird, das für alle Menschen faszinierend sein kann, dürfte zumindest für die Gaußschüler in Erfüllung gegangen sein. Auch die Musiklehrerin Christine Ebeling, die von der Anfrage von "Rhapsody in School" sofort angetan gewesen war, war begeistert und ermunterte ihn, der zum ersten Mal bei dem Programm mitmachte, weiter zu machen. Denn das dürfte wohl einer der besten Wege sein, die klassische Musik in die Ohren der Menschen zu bekommen. "Man muss Glück mit dem ersten Konzert haben und mit dem ersten Kontakt zur klassischen Musik", sagt Giltburg. "Und man braucht eine Einleitung, damit man die komplexeren Stücke versteht."

"Rhapsody in School" (angelehnt an George Gershwins "Rhapsody in Blue") schickt Musiker, die gerade für Konzerte in einer Stadt sind, an einem für sie freien Vormittag in Schulen, um dort Kindern und Jugendlichen zu begegnen. Sie spielen und erzählen und stellen sich den Fragen der Schüler. Boris Giltburg ist zwei Tage in Braunschweig zu Gast. Am Sonntag und am Montagabend tritt er im Staatstheater als Solist beim 1. Sinfoniekonzert auf.


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