Braunschweig ist keine "graue Maus" mehr, sonder längst Top-Wirtschaftsstandort




Braunschweig. „Lange hat Braunschweig ein Schattendasein an der Zonen­gren­ze geführt und konnte das Image der „grauen Maus“ nicht abstreifen. Das hat sich erst in den vergangenen Jahren geän­dert: Die Stadt hat sich in einen Top-Wirt­schafts­standort verwandelt,“ sagte Wirtschaftsdezernent Joachim Roth, als er heute den Jahresbericht der Braunschweig Zukunft vorstellte.

Damit seien wichtige Weichen für die Zukunft gestellt und Probleme der Vergangenheit gelöst – die Bilanz der Wirtschaftsförderung könne sich sehen lassen, erklärte Roth, zugleich Geschäftsführer der Braunschweig Zukunft GmbH. „Das Jahr 2013 war verbunden mit hohen Investitionen von öffentlicher Hand und privater Wirtschaft, begleitet von Tiefstständen der Arbeitslosigkeit. Und es geht weiter: Der Brawo-Park am Hauptbahnhof wächst, die Wissenschaft expandiert und allein Volkswagen will 500 Millionen Euro in Braunschweig investieren. Das sind eindrucksvolle Bekenntnisse zum Wirtschaftsstandort.“

Braunschweigs Erfolgsstory spiegelt sich nach Roths Ansicht in Vergleichsstudien wider. Im Städteranking von Wirtschaftswoche, IW Consult und Immobilienscout24, in dem 71 Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern untersucht wurden, erwies sich Braunschweig auf Platz 7 als eine der deutschen Städte, die sich am dynamischsten entwickeln und punktete unter anderem bei Kinderbetreuung und starken Wirtschafts- und Beschäftigungsdaten.

Auch im Zukunftsatlas der Prognos AG habe Braunschweig im Dynamikvergleich von 402 Städten und Kreisen seit 2010 einen Riesensprung um 25 Plätze auf Rang 22 gemacht. Beim Thema Wirtschaft sei sogar ein Sprung von Platz 34 auf 19 gelungen. Dadurch ist Braunschweig als Stadt mit „sehr hohen Zukunftschancen“ in Norddeutschland ganz oben dabei.

„Werden nur die größten 40 Kommunen betrachtet, mit denen sich ein direkter Vergleich eher anbietet als etwa mit Kreisen, so er­zielt Braunschweig bundesweit das fünftbeste Ergebnis nach München, Stuttgart, Frankfurt und Bonn, und in Nord­deutschland­ sogar das Beste, noch vor Hamburg“, hob Roth hervor.

In den bis 2012 in der Wirtschaftswoche veröffentlichten Unternehmerumfragen des Instituts der Deutschen Wirtschaft/IW Consult seien der Stadt ebenfalls immer wieder hervorragende Zeugnisse ausgestellt worden. In puncto Wirtschaftsfreundlichkeit habe Braunschweig 2012 sogar zum zweiten Mal bundesweit Platz 2 belegt.

„Ranking-Ergebnisse wie diese sorgen für eine bessere Wahrnehmung der Stadt durch Investoren und erleichtern den Erfolg bei dem seit einigen Jahren offensiv betrieben Standortmarketing. Zufall sind die jedoch nicht“, betonte Roth. In den oft komplizierten Genehmigungsverfahren habe sich die Braunschweig Zukunft GmbH als zentraler Ansprechpartner für die Wirtschaft bewährt. Das Erfolgsrezept sei einerseits ihr Verständnis für die Erwartungen, die die Wirtschaft an die Stadt stellt, und andererseits ihre detaillierte Kenntnis der Voraussetzungen für Genehmigungen, wie sie auch von einer modernen Verwaltung nun einmal verlangt werden müssen. Stadtverwaltung und Wirtschaftsförderung seien ein eingespieltes Team.

„Mit der Privatisierung 2002 hat die Stadt eine schlagkräftige und flexible Wirtschaftsförderung geschaffen, die im Zusammenwirken mit Partnern in der Wirtschaft, in Verbänden und Institutionen neu ausgerichtet wurde. In den vergangenen zehn Jahren hat die Stadt dafür durchschnittlich rund 870.000 Euro ausgegeben. Dieser Beitrag für die Wirtschaft hat sich ausgezahlt“. Die Braunschweig Zukunft habe auch dazu beigetragen, dass Wirtschaft und Stadt an einem Strang ziehen.

Roth: „Der intensiv gelebte Servicegedanke und schnelle Problemlösungen in Genehmigungsverfahren bilden daher auch die Grundlage die Zufriedenheit der Wirtschaft.“ Dies sei auch der Hintergrund für die spektakuläre Unternehmensumsiedlung, die im Oktober auf der Expo Real in München bekannt gegeben werden konnte: Die GOM mbH, derzeit mit Sitz im Panther-Business-Center am Mittelweg wird sich erweitern und hat dazu von der Stadt knapp acht Hektar im Gewerbe­gebiet Braunstraße-Süd erworben.

„Damit ist es gelungen, den Standort Braunschweig für ein stark expandierendes Unternehmen der Hochtech­nologie­branche zu sichern“, sagte Roth. Die GOM mbH plane Investitionen von über 20 Mio. Euro und werde ihre Personalstärke von derzeit rund 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zunächst auf 330 erhöhen. Mittel- bis langfristig könnten bis zu rund 1.000. Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz am neuen Standort finden. Dies seien fast ausschließlich hochqualifizierte Arbeitsplätze.

„Ein Unternehmen wie GOM, das viele ‚global player‘ als Referenzen vorweisen kann, ist eine Bereicherung der Braunschweiger Unternehmens­land­schaft und schärft das Profil der Stadt als wichtigen Technologiestandort“, fuhr Roth fort. „GOM ist überdies ein gutes Beispiel für erfolgreiche Gründerförderung, denn das Unternehmen hat seinen Höhenflug vom Technologiepark aus gestartet. Die intensive Unterstützung der Braunschweiger Gründerszene hat sich längst zu einem wichtigen Standortfaktor entwickelt und Start-ups mit viel Klasse hervorgebracht.“

Auf diesem Gebiet würden Wirtschaftsförderung, Verbände, Wirtschaft und Institutionen intensiv zusammenarbeiten. Die Braunschweig Zukunft GmbH beteilige sich als Veranstalter und auch als Partner an rund 30 verschiedenen Veranstaltungen im Jahr 2013, die sich ebenso an die etablierte Wirtschaft wie vor allem auch an Gründer und junge Unternehmen richten. Das von der Braunschweig Zukunft GmbH ins Leben gerufene Gründungsnetzwerk böte Gründern umfassende und weitgehend kostenlose Beratungsleistungen und professionelle Begleitung.

Der Technologietransfer funktioniere deshalb in Braunschweig sehr gut. Mit 112 Arbeitsplätzen in 24 Unternehmen sei der Technologiepark ausgelastet. Für viele Gründer bildet er die Vorstufe zum eigenen Unternehmen, das ohne Hilfe auf dem Markt besteht.

Durchschnittlich fünf neue hochtechnologische Gründerunternehmen pro Jahr und eine Auslastung zwischen 95 und 100 Prozent – so lautet die Bilanz von Joachim Roth zum Technologiepark Braunschweig: „Seit seiner Gründung 1986 sind dort 142 Firmen mit mehr als 1.500 überwiegend hochqualifizierten Arbeitsplätzen entstanden. 138 von ihnen haben sich am Markt behauptet. Damit hat sich der Technologiepark für technologieorientierte Unternehmen als Sprungbrett in eine erfolgreiche Selbstständigkeit erwiesen.“

Eine erfreuliche Nachrichten sei zudem die gemeinsam mit der Allianz für die Region gelungene Ansiedlung der Firma Online Football Association im Rollei Zentrum für Existenzgründer. Roth: „Damit ist erstmals ein kompetentes, junges Softwareunternehmen zu uns nach Braunschweig gekommen, das sich in der Technologiesparte der Browser-Games durch­setzen will und dafür Impulse aus der Braunschweiger Kultur- und Kreativszene erwartet - andererseits aber auch wichtige Impulse geben wird. Die Software-Ent­wicklung für Computer- und Onlinespiele wird ein immer wichtigerer Bereich in der Kreativwirtschaft, die wir in Braunschweig stärken wollen.“ Braunschweig mit der einzigen Hochschule für Bildende Künste in Niedersachsen biete ein ideales Umfeld für Unternehmen dieser Branche.

Auch die jungen Technologiepark-Firmen Capical und JMP Silicon entwickelten sich prächtig. 2012 stellten sie die ersten zwei von drei Siegern im Landeswett­bewerb „Best of CampusGrün­dungen“. Capical habe darüber hinaus den Gründerpreis der Stadt und als zweites Unternehmen des Technologieparks den Technologietransferpreis der Industrie- und Handelskammer erhalten. JMP sei gerade Landessieger Niedersachsen des Wettbewerbs KfW-Award GründerChampions 2013 geworden.

Braunschweig sei ein wachsender Forschungsstandort, der seine stärksten Felder konsequent ausbaut. Dies reiche vom Ausbau des Forschungsflughafens bis zu den Rekordbeträgen von rund 190 Millionen Euro, die die Braunschweiger Forschungs­institu­tionen in ihre Infrastruktur investieren. „Das eröffnet der Stadt Perspektiven für die Zukunft, denn dabei geht es um alles, was heute als zu den Schlüssel- und Zukunftstechnologien zählt“, betonte Roth. „Das ist auch ein unübersehbares Signal für die Bedeutung der Braunschweiger Wissenschaft.“

Auszug aus der Wirtschaftsstatistik

Die Nachfrage der Wirtschaft nach Gewerbeflächen ist in Braunschweig rege. Insgesamt sind rund 105.000 Quadratmeter Grund und Boden an acht Unternehmen verkauft worden.

Die KMU-Förderung hat sich als sehr gutes Instrument der Mittelstandförderung erwiesen. Mit rund 851.000 Euro hat die Braunschweig Zukunft 2013 Erweiterungsinvestitionen von 13 kleinen und mittleren Unternehmen gefördert. Davon steuert die Stadt aus ihrem Haushalt ein Drittel bei, zwei Drittel stammen aus den EU- Regionalförderungsfonds. Vorbehaltlich eines positiven Abschlusses der noch nicht für alle Fälle abgeschlossenen Verwendungsnachweisprüfungen kann davon ausgegangen werden, dass mit den bisher bewilligten Fällen insgesamt 814 Ar­beitsplätze incl. 60 Ausbildungsplätze gesichert sowie 154 zusätzliche Arbeitsplätze, hiervon 32 Ausbildungsplätze, geschaf­fen wurden bzw. werden. Somit sind seit Auflage des Förderprogramms 2007 insgesamt 810 Dauer­arbeits­plätze, hiervon 65 Ausbildungsplätze gefördert worden.

Im Jahr 2013 wurden aus dem Gründerfonds 18 Unternehmen mit einer Gesamtsumme von 102.436 Euro gefördert und 40 Vollzeitarbeitsplätze neu geschaffen bzw. erhalten. Unterstützt wurden Existenzgründungen aus den Bereichen Dienstleistungen, Handel, Handwerk, Produktion und Kultur- und Kreativwirtschaft.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 01.01. bis 30.09. ergibt sich bei den Neugründungen 2013 eine leichte Zunahme von 21 (1,74 %). Allerdings ist die Anzahl der tätigen Personen bei Betriebsgründung stark rückläufig: Die Vollzeitarbeitsplätze sanken von 608 auf 477 (-131/ 21,55 %) und die Teilzeitarbeitsplätze von 315 auf 202 (-113/ 35,87 %). Dies ist allgemein den exzellenten Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt geschuldet: Vor allem Hochschulabsoventen ziehen derzeit das hohe Anfangsgehalt in abhängiger Beschäftigung der anfänglichen Durststrecke eines Gründers vor. Nach wie vor ist auch die Agentur für Arbeit bei Existenzgründerzuschüssen zurückhaltend.

Vom 01.01. bis 30.09.2013 liegen 1440 Gewerbeanmeldungen vor. Das sind 38 mehr als im Vorjahreszeitraum (1401). Dem stehen 1305 Gewerbeabmeldungen gegenüber. Das sind 63 mehr als im Vorjahreszeitraum (1242).

In Braunschweig ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 23 (34,3%) gesunken, in Niedersachsen um 0,7 % gestiegen.

Der Arbeitsmarkt hat sich erneut sehr positiv entwickelt. Die sozialversiche­rungs­pflichtigen Arbeitsplätze sind in Braunschweig zwischen 2005 und 2012 von rund 103.500 auf 115.600, also um 12.100 oder fast 12 Prozent gestiegen. Die Zahl der Arbeitslosen ist von Januar 2011 bis Anfang Dezember dieses Jahres von 11.512 auf nur noch 8.967 im November 2013 gesunken. Das sind 2545 oder rund 22 Prozent weniger.

Im Jahr 2013 hat die Braunschweig Zukunft GmbH mit dem Gründerinnentag (55 Besucherinnen) im April und der Gründungswoche (rund 600 Besucherinnen und Besucher) im Septem­ber zwei erfolgreiche Informationsveranstaltungen für Gründungsinteressierte ausgerichtet.

Zwei Veranstaltungsformate waren 2013 neu: das Technologie-Matching im April 2013, zu dem Unternehmen gezielt in den Technologiepark eingeladen werden, um jungen Unternehmen, deren Fähigkeit und deren Produkte kennen zu lernen und „Gründer/innen im Dialog“ im November mit Informationen zur Unternehmenssicherung und einem Erfahrungsaustausch.

Seit Schuljahresbeginn 2011/2012 engagiert sich die Stadt daher verstärkt in der Berufsorientierung an Schulen. BOBS läuft unter dem Dach der Allianz für die Region und wurde gemeinsam mit der Braunschweiger Agentur für Arbeit und der Braunschweigischen Landessparkasse entwickelt. Die städtische Wirtschaftsförderungsgesellschaft Braunschweig Zukunft GmbH unterstützte BOBS 2011 mit 80.000, 2012 mit 265.000 und 2013 mit 300.000 Euro; für 2014 sind 313.000 eingeplant. Hauptziel: Die Wahl des Berufes soll sicherer getroffen werden, um die Berufsabbrecherquote entscheidend zu senken. Das liegt im Interesse der jungen Menschen und der Unternehmen.

Eine frühe Berufsorientierung zeigt sich bereits in Wettbewerben, die darauf abzielen, junge Unternehmer von morgen und übermorgen hervorbringen.

· Im Wettbewerb Intel Leibniz Challenge belegten Schüler der Gaußschule 2013 den 7. Platz von über 1000 Teams und erhielten als bestes 10. Klässlerteam einen Sonderpreis (Projekt: Software für Wetterstation).

· Im Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ wurden 2013 drei Projekte Braunschweiger Schulen ausgezeichnet (Gymnasium Hoffmann-von-Fallersleben, Gemeinschaftsprojekt von Schülern der Internationalen Schule,des Wilhelm-Gymnasiums und der Ricarda-Huch-Schule sowie Gaußschule; Projekte: Bestimmung von Ausblühungen auf Sandstein, Quadrocopter, der über Smarphones gesteuert wird, Öko-Spanplatte aus Kalk und Quark).

· Im Wettbewerb „promotion school“ 2013 der Allianz für die Region erhielt ein Team der Technikerakademie der Stadt Braunschweig den ersten Preis sowie den Sonderpreis des Entrepreneurships der Ostfalia Hochschule (Projekt: Vibrationsuhr).

Über die Braunschweig Zukunft GmbH: Die 2002 privatisierte städtische Wirtschaftsförderungsgesellschaft Braunschweig Zukunft GmbH ist zentraler Ansprechpartner für Wirtschaftsunternehmen. Mit 11 Mitarbeitern und dem Geschäftsführer Joachim Roth steht der Wirtschaft in der GründerVilla ein Kompetenzzentrum zur Verfügung. Die Braunschweig Zukunft GmbH bietet der lokalen Wirtschaft, Ansiedlungsinteressierten und Existenz­gründern Beratung in Standortfragen, Genehmigungsmanagement, Vermittlung von Gewerbeflächen, Gründungsberatung sowie den Dialog mit den städtischen Fachbereichen. Die Braunschweig Zukunft GmbH betreibt den Technologiepark Braunschweig und ist Mitglied und Geschäftsstelle des Grün­dungsnetzwerkes Braunschweig.




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