Braunschweigs Rallyesport-Verein startet im virtuellem Racing durch

Kein Racing? Mitnichten, denn im Dezember 2020 beschloss der Vorstand des BATC e.V. einstimmig, das simulierte Racing, kurz Simracing, als zusätzliches Motorsportformat aufzunehmen.

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Symbolfoto | Foto: Pixabay

Braunschweig. Schwierige Bedingungen für den Motorsport: Covid-19 hat in den vergangenen rund anderthalb Jahren nahezu alles zum Stillstand gebracht. Selbst der Profi-Rennsport, darunter die Formel 1, die DTM oder das ADAC GT Masters, konnte nur unter schärfsten Auflagen und mit umfangreichen Schutzmaßnahmen an den Start gehen. Der auch für private Teams und Fahrer noch erschwingliche Breitensport hingegen hatte oftmals das Nachsehen.


Auch für Braunschweigs Rallyesport-Verein und Ortsclub des ADAC war es kein leichtes Jahr. Nachdem man die beliebte Welfen-Winter-Rallye Anfang 2020 noch ausrichten konnte, musste der Braunschweiger Auto-Touren Club e.V. (BATC) seine Aktivitäten nahezu komplett herunterfahren. Selbst das beliebte, traditionelle Oldtimertreffen am 1. Mai musste bereits zum zweiten Mal in Folge um ein weiteres Jahr verschoben werden. Kein Racing, keine touristischen Veranstaltungen – selbst die geselligen Clubabende fanden nur noch in virtueller Form statt.

Simulator für Clubheim angeschafft


Kein Racing? Mitnichten, denn im Dezember 2020 beschloss der Vorstand des BATC e.V. einstimmig, das simulierte Racing, kurz Simracing, als zusätzliches Motorsportformat aufzunehmen. „Natürlich haben wir zunächst das Interesse unter unseren Mitgliedern abgeklopft und kurzerhand im November letzten Jahres eine Club-interne Meisterschaft ausgelobt“, berichtet der stellvertretende Vorsitzende und Simracing-Beauftragte des Vereins, Torsten Cramm. Denn was nutzt die beste kreative Idee, wenn sie unter den potentiellen Teilnehmern nicht auf Gehör trifft? Aber die Bedenken waren unnötig. Viele Clubmitglieder schrieben sich für das virtuelle Rennen gegen die Uhr ein, und am Ende fiel auch das Ergebnis denkbar knapp aus. „So, wie man es sich auch im ,echten‘ Racing wünscht“, lobt Cramm. Damit waren die Weichen gestellt: Der Verein investierte in einen Simulator für das Clubheim, eröffnete offiziell eine eigene Simracing-Abteilung und schrieb sich ein für die beiden etablierten Profi-Simracing-Formate des ADAC – den Digital Cup und den Simracing Cup. Während Ersterer als Präsenzveranstaltung ausgelegt ist und Corona-bedingt noch in der Warteschleife steht, konnten die digitalen Rennwagen im Simracing Cup 2021 bereits auf zwei internationalen Rennstrecken Gas geben – im englischen Oulton Park und im italienischen Imola.

Training, Qualifying und Rennen fahren die Teilnehmer dabei innerhalb der eigenen vier Wände - Computer, Lenkrad und Pedalerie, Racing-Software sowie stabile Internet-Verbindung vorausgesetzt. „Im direkten Vergleich mit einer realen Tourenwagen-Saison, sind die Kosten beim Simracing echt überschaubar“, betont Cramm. „Und das Wichtigste: Ein Unfall auf der Strecke tut weder dem Portemonnaie, noch dem eigenen Körper weh – lediglich der Rundenzeit und dem Punktekonto.“ Letzteres ist aber auch nach dem zweiten Rennen noch gut gefüllt: Der BATC führt aktuell die Punkte-Tabelle der insgesamt 16 teilnehmenden ADAC Ortsclubs an.

Auch zwei neue Clubmitglieder konnte der Verein bereits durch das virtuelle Racing gewinnen. Carsten Gieseler, der in der GT4-Klasse der Liga 2 antritt und sein Bruder Dominik, TCR-Klasse Liga 3, trainieren jede freie Minute online für die anspruchsvollen Rennstrecken und bereiten sich auf die Schar hochkarätiger Gegner im Starterfeld vor. Abgerundet wird das Team BATC durch René Ritter - aktuell Drittplatzierter in der TCR-Klasse der Liga 3. Für Carsten Gieseler und seine Teamkollegen ist der Erfolg allerdings keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis harter Arbeit: „Platzierungen in der Qualifikation und in den Rennen hängen von so vielen nicht beeinflussbaren Faktoren ab“, berichtet er. „Und auch fahrerisch liegt der Simracing Cup auf sehr hohem Niveau. Da entscheiden schon kleinste Fahrfehler über Sieg oder Niederlage.“ Gleich wenn der aktuelle Punktestand zu Jubelstürmen innerhalb des Braunschweiger Ortsclubs verleiten könnte, bleiben Gieseler und sein Team bewusst zurückhaltend in ihren Prognosen. „Wir konzentrieren uns voll und ganz auf unsere eigene Weiterentwicklung – gerade in unserer ersten Simracing-Saison“, so Gieseler.

Kostenloses Probetraining


Für den Vorstand des BATC ist das Simracing ein weiterer Beitrag zur Jugendförderung im Raum Braunschweig, neben den bereits 1993 ins Leben gerufenen Kart-Löwen. „Beim virtuellen Racing geht es um sportliche Fairness und darum, feste Regeln zu beachten und einzuhalten“, erklärt Cramm. „Aber letztlich kommt der Eintritt in einen Motorsport-Club der ganzen Familie zugute, da die Kids die sozialen Vorzüge eines gemeinnützigen Vereins kennenlernen, bei dem das WIR-Gefühl im Mittelpunkt steht. Und mit etwas Talent und Geschick stehen den jungen Simracern alle Türen offen - ein späterer Umstieg in den realen Motorsport nicht ausgeschlossen.“

Unterm Strich gehört bei allem Talent und Geschick aber auch immer eine gehörige Portion Glück dazu – halt ganz wie im echten Racing. man darf also schon gespannt sein auf den 22. und 23. Juni, wenn sich die BATC Simracer auf dem Nürburgring ihren Gegnern stellen werden. Interessierte können sich für ein kostenloses Probetraining über die Homepage des BATC e.V. anmelden (www.batc.de). Hier gibt es auch weitere Informationen zum Simracing sowie zu allen anderen Aktivitäten des Braunschweiger Auto-Touren Clubs. Die Rennen des ADAC Simracing Cup werden live via Youtube übertragen. Zeitpläne und alle weiteren Informationen rund um den Simracing Cup gibt es hier. Die aufgezeichneten Rennen Liga 2 und Liga 3 aus Imola können im Internet aufgerufen werden.



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