Braunschweig. Anfang 2023 ist der allererste Jugendintegrationskurs in Braunschweig gestartet. In Kooperation mit dem Jugendmigrationsdienst des Caritasverbands hat die Volkshochschule Braunschweig den ersten Jugend-Sprach- und Integrationskurs in der Stadt auf den Weg gebracht. Insgesamt 20 junge Menschen, überwiegend aus der Ukraine, sollen so noch besser an das Leben in Deutschland herangeführt werden. Darüber berichtet der Caritasverband Braunschweig e.V. in einer Pressemitteilung.
Eine Besonderheit bei diesem Sprach- und Integrationskurs ist, dass er sich mit speziell auf die Zielgruppe geschneiderten Themen befasst, auch schulische Themen einbindet und Gesundheitsaufklärung, Berufs- und Zukunftsorientierung bietet. Doch auch hier liegt der Fokus erstmal auf dem Erlernen der deutschen Sprache als Basis aller weiteren Lernwege.
900 statt 600 Unterrichtseinheiten
Die Dauer des Jugendintegrationskurses erstreckt sich über 900 Unterrichtseinheiten statt der regulären 600, umfasst damit fast ein ganzes Schuljahr und richtet sich an junge, nicht mehr schulpflichtige Menschen zwischen 17 und 26 Jahren. Der Jugendmigrationsdienst (JMD) des Caritasverbands Braunschweig übernimmt die Betreuung der Jugendlichen neben dem Kurs. Er kümmert sich um Praktikumsplätze, organisiert Hospitationen an Berufsschulen oder hilft bei den verschiedenen Fragen, die bei einem Neustart auftreten können. Die sind vorhanden und gehen von „Warum schreibt ihr in Deutschland so viele Briefe, für alles gibt es einen Brief“ bis zu „Warum kostet es bei euch Geld, wenn ich Radio hören möchte?“
Im regelmäßigen Austausch
Sonst ist es wie immer, wenn man eine Menge Jugendlicher in einem Raum zusammen trifft. Die 20-köpfige Gruppe ist zu Gast beim Caritasverband Braunschweig in der Kasernenstraße, um die Räumlichkeiten und die Verantwortlichen des Jugendmigrationsdienstes kennenzulernen. Lydia Sternol und Julian Pelka, kümmern sich um die Probleme außerhalb des Sprachkurses, der an der VHS von Mari Aalto und Diana Holzbach geleitet wird.
Entstanden ist die Kooperation durch den engen Kontakt von VHS und Caritas. „Wir sind im regelmäßigen Austausch mit den Migrationsdiensten und haben seit Jahren eine enge Zusammenarbeit durch das Netzwerk Braunschweig Integration. Der Auslöser war, dass so wahnsinnig viele junge Ukrainerinnen und Ukrainer kamen und wir den erhöhten Bedarf deutlich gesehen haben“, berichtet Andrea Sapalidis, Programmbereichsleiterin Deutsch als Fremdsprache an der VHS Braunschweig. „Wir machen das jetzt“, war der Tenor. Mit im Boot natürlich immer das BAMF, die die Integrationskurse fördern und finanzieren. Die VHS sorgt für den Unterricht und die Caritas übernimmt die sozialpädagogische Begleitung und Beratung.
Beim Besuch wird gelacht, die Smartphones gezückt, sich lautstark unterhalten - doch wenn man mit den Anwesenden spricht, wird schnell klar, dass hier etwas anders ist. Die Jugendlichen sind überwiegend aus der Ukraine nach Deutschland gekommen und wenn sie gekonnt hätten, dann wären sie gerne dort geblieben. Der Krieg und seine Folgen haben dafür gesorgt, dass sie nun hier in Braunschweig sind und erste Schritte in ein neues Leben machen.
„Wir lieben unsere Heimat“
Vlad und Max erzählen, dass sie ihre Heimat lieben und gerne dort gelebt hätten, aber die Zukunftsaussichten sie zur Flucht gebracht haben. „Ich habe die Hoffnung, dass ich hier weiter unterstützt werde, dass ich eine Ausbildung machen kann und vielleicht irgendwann zurück kann, in die Ukraine“, sagt Max. Vlad fügt hinzu, dass man nichts mehr zu verlieren habe und nun jede Chance nutzen wolle, die einem geboten werde. In der Gruppe habe man gemeinsam schon viel lernen können.
Auch Lehrerin Mari Aalto ist zufrieden. „Die Gruppe ist wirklich toll, alle sind extrem motiviert, lernwillig und wir kommen gut voran“. Laureen Seitz als Programmkoordinatorin an der VHS ist ebenfalls zufrieden mit der bisherigen Entwicklung. Die Nachfrage nach dem Kurs sei weiterhin sehr hoch, sodass man im September die nächste Runde starten werde. Durch den regen Austausch mit der Caritas könne man einen zusätzlichen Nutzen bieten. „Neben der Sprachförderung steht die Zukunftsplanung für die Jugendlichen mit auf dem Programm, durch enge Betreuung und Beratung. Das ist einer der größten Unterschiede zu anderen Kursen“, berichtet sie.
Hemmschwellen sehr niedrig halten
„Es freuen sich eigentlich alle in der Stadt, dass wir diesen Kurs bei der großen Nachfrage, die wir wahrnehmen, nun anbieten können“, berichtete Caritas-Vorstand Dr. Marcus Kröckel, der sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf ist. Ähnlich sieht es Lydia Sternol vom JMD. „Ich freue mich, dass wir die Beratung durch den Kurs so engmaschig durchführen können. Wir können einen direkten Kontakt aufbauen und die Hemmschwellen sehr niedrig halten. Das hilft uns bei der Arbeit ungemein. So können wir richtig etwas für die jungen Menschen tun."
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