14.09.2017, 23:38 Uhr

Braunschweig. Große SPD-Wahlkampfveranstaltung auf dem Schlossplatz: Am Donnerstag warb ein kämpferischer Martin Schulz vor etwa 1.500 Anhängern und Neugierigen dafür, doch noch Kanzler zu werden. Auch Ministerpräsident Stephan Weil sowie die Braunschweiger Bundestags- und Landtagskandidaten stellten sich vor.

"Niedersachsen kann nur stark sein, wenn Braunschweig stark ist". Ministerpräsident Stephan Weil fand warme Worte für die Löwenstadt, der er eine ausgezeichnete Entwicklung in den letzten Jahren bescheinigte. Hier sei nicht nur das Zentrum der Mobilitätsforschung für ganz Niedersachsen, Braunschweigsei auch eine quicklebendige Stadt. Das habe gerade erst wieder das Magnifest gezeigt.

Doch der Ministerpräsident war an diesem Tag einmal nicht der Hauptdarsteller. Das starkeZuschauerinteresse und große Medienaufgebot galten in erster Linie einem anderen: Kanzlerkandidat Martin Schulz.

Martin Schulz zeigte sich angriffslustiger als im TV-Duell vor knapp zwei Wochen. Deutlich grenzte er sich von Bundeskanzlerin Angela Merkel ab, der er vorwarf nur die Vergangenheit zu verwalten, eine Politik des "Weiter so" zu betreiben und sich einer Debatte um die Zukunft zu verweigern. Er bot erneut an, jederzeit für ein zweites TV-Duell zur Verfügung zu stehen.

Mietpreisbremse verschärfen

Sein Ziel sei "Deutschland gerechter zu machen". Einige Beispiele die er konkret nach einem Wahlsieg angehen würde, wären eine Verschärfung der Mietpreisbremse ("Wohnen ist ein Grundrecht und kein Luxus"), ein Rechtsanspruch auf Rückkehr in den Vollzeitberuf bei Teilzeitbeschäftigten, die Abschaffung unbegründeter Befristung von Arbeitsstellen, der kostenlose Zugang zu Bildung - von der Kita bis zum Studium, Einführung einer Bürgerversicherung, um allen die gleiche medizinische Versorgung zu gewährleisten sowie der Eintritt in einen neuen Generationenvertrag bei der Rentenpolitik. Das Rentenniveau müsse stabilisiert werden, das Eintrittsalter keinesfalls noch weiter raufgesetzt werden als 67.

Schulz verwahrte sich gegen den Vorwurf, wer kritisiere, rede das Land schlecht. "Es gibt noch genug Probleme und Gerechtigkeitslücken in Deutschland. Ein Land, das so reich ist, muss einfach gerechter werden", so der Kanzlerkandidat.

Weitere Themen die Schulz thematisierte waren Deutschlands Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung ("Chile und Mexiko haben eine bessere Breitbandversorgung als wir, Peru eine bessere Mobilnetzversorgung"), Kritik an Donald Trump und Recep Tayyip Erdoğan sowie das unverrückbare Bekenntnis zu Europa. Auch Kritik an der AfD fehlte nicht: "Eine Organisation der Hetzer - dies ist keine Alternative sondern eine Schande!".

So stürmisch wie seine Begrüßung, so stark war auch der Applaus nach Martin Schulz´ kämpferischer Rede. An diesem Nachmittag dürfte er bei den Besuchern einige Pluspunkte gesammelt haben. Ob es am Ende reicht, wird der 24. September zeigen.

Glaubt Martin Schulz trotz schlechter Umfragewerte noch daran, Kanzler werden zu können?

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