Ehrung für Kuno Rieke – 49. Persönlichkeitstafel enthüllt


Am Samstag wurde eine Gedenktafel für Kuno Rieke in der Waterloostraße 14 aufgehängt. Foto: Alexanxder Dontscheff
Am Samstag wurde eine Gedenktafel für Kuno Rieke in der Waterloostraße 14 aufgehängt. Foto: Alexanxder Dontscheff | Foto: Alexander Dontscheff

Braunschweig. In der Waterloostraße 14 ist am Samstag, in Anwesenheit des Vizepräsidenten des Niedersächsischen Landtags, Klaus-Peter Bachmann und Bürgermeisterin Annegret Ihbe eine Persönlichkeitstafel für den ehemaligen Präsidenten des Braunschweigischen Landtags Kuno Rieke (1897 - 1945) aus Anlass seines 120. Geburtstages enthüllt worden.


Der in Braunschweig geborene und im Konzentrationslager Dachau verstorbene Rieke lebte in diesem Haus zu seiner politischen Wirkzeit. Es war sein letzter Wohnort in Braunschweig, bevor er 1933 fliehen musste. Bürgermeisterin Annegret Ihbe unterstrich in Ihrem Grußwort die Wichtigkeit und Bedeutung Riekes: „Rieke war es ein großes Anliegen, im Bereich der Schul- und Bildungspolitik etwas zu bewirken. Dies war nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass Rieke selber 1919 eine Anstellung als Hilfslehrer an den Braunschweiger Bürgerschulen gefunden hatte. Zudem trug er maßgeblich dazu bei, dass am 1. Februar 1929 das Berufsschulgesetz im Braunschweigen Landtag beschlossen werden konnte. Hierdurch sollte eine Neuorganisation des Braunschweiger Berufsschulwesens eingeleitet werden.

Und auch der Landtagsvizepräsident Klaus-Peter Bachmann erinnerte an das Leben von Rieke. Nach der Begrüßung durch Bürgermeisterin Ihbesprach Klaus-Peter Bachmann, der als Niedersächsischer Landtagsvizepräsident quasi ein „Rechtsnachfolger“ von Kuno Rieke ist. Bachmann dankte Professor Dr. Biegel für die Erarbeitung des Textes der Gedenktafel. Viel zu selten werde an Kuno Rieke erinnert, stellte Bachmann fest, dabei habe er beispielsweise auf die Schulpolitik einen großen Einfluss gehabt, nicht zuletzt als enger Berater von Heinrich Jasper. 1930 war Rieke Präsident des Landtages, danach Vizepräsident, weil die bürgerliche Parteienmehrheit im Landtag verhinderte, dass Rieke als Präsident wiedergewählt wurde, obwohl die SPD stärkste Partei im Landtag war. Das widersprach der sonst immer üblichen Praxis, dass die stärkste Partei die Regierung und den Landtagspräsidenten stellt, erinnerte Bachmann. Das sei ein Tabu-Bruch gewesen.

Rieke teilte das Schicksal vieler Demokraten, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, und war im Konzentrationslager Dachau interniert, wo er schwer erkrankte und starb. Was hätte aus Rieke und anderen Demokraten werden können, wenn sie nicht durch die Herrschaft der Nationalsozialisten ums Leben gekommen wären, fragte Bachmann rhetorisch. Das Gedenken an ihn sei wichtig für alle Abgeordneten und darum dankte Bachmann der Stadt herzlich für die Aufstellung der Tafel. Der Enkel von Kuno Rieke, Dr. Peter Rieke, sprach ebenfalls einige Worte. Er nannte seinen Großvater einen „mutigen Geist“.

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Klaus-Peter Bachmann, Dr. Peter Rieke und Bürgermeisterin Annegret Ihbe vor der Gedenktafel. Foto: Hartmann


Leben und Werk


Kuno Rieke wurde am 15. Juli 1897 in Braunschweig geboren und war von 1930 bis 1933 Präsident des Braunschweigischen Landtags. Nach der Machtübernahme der NSDAP im Frühjahr des Jahres 1933 und anschließenden Misshandlungen durch die Nationalsozialisten aufgrund seiner politischen Tätigkeit floh Rieke 1933 nach Dänemark. Er kehrte jedoch, auf ein baldiges Ende der Herrschaft der Nationalsozialisten hoffend, zurück. 1935 wurde er schließlich in Berlin verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Aufgrund seiner instabilen Gesundheit stellte Rieke 1943 ein Entlassungsgesuch, dem jedoch nicht stattgegeben wurde.

Rieke starb kurz vor Kriegsende und wurde in einem Massengrab beigesetzt. Seit 1932 bis zu seiner Flucht nach Dänemark hatte er in dem Haus Waterloostraße 14 gewohnt.

Persönlichkeitstafeln


Im gesamten Stadtgebiet erinnern seit 2006 Persönlichkeitstafeln an bedeutende Persönlichkeiten. In der internationalen Kulturinformationsfarbe ‚braun’ signalisieren die Tafeln, dass es Wissenswertes zu Baudenkmalen und zu Persönlichkeiten zu entdecken gibt. Im Jahr 2018 werden die Stadt und die Bürgerstiftung bereits die 50. Persönlichkeitstafel aufstellen – ein Zeichen, mit welchem Engagement und Erfolg dieses Projekt in den letzten Jahren von den beiden Partnern vorangetrieben wurde.


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