Braunschweig. Die Energiegenossenschaft Braunschweiger Land eG ist gegründet. Ihr Fokus liegt zunächst auf dem Ausbau der Photovoltaik, berichtet die Stadt Braunschweig.
"Mit der Energiegenossenschaft macht Braunschweig einen weiteren, wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität", freut sich Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum. "Denn der Bedarf am Ausbau regenerativer Energien ist größer denn je. Stand bisher die ökologische Zielstellung im Vordergrund, so kommt seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ein weiterer Grund hinzu, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren. Erneuerbare Energien stärken zudem die regionale Autarkie."
"In dieser Zeit, in der ökologische und geopolitische Auswirkungen unmittelbar spürbar sind, haben die Stadt Braunschweig und BS|ENERGY mit der Initiierung einer Genossenschaft zur Projektierung regenerativer Energien ein Werkzeug geschaffen, das eine dringend benötigte Beschleunigung in der Umsetzung energiepolitischer Zielstellungen ermöglicht", fügt Umweltdezernent Holger Herlitschke hinzu. Insgesamt rund eine halbe Million Euro Eigenkapital haben die Gründungsmitglieder eingebracht. Neben der Stadt Braunschweig und BS|ENERGY beteiligen sich die Braunschweigische Landessparkasse, die Volksbank BraWo, die Wohnungsbaugenossenschaft Wiederaufbau, die Nibelungen Wohnbau GmbH und André Voermanek als Bürgervertreter für die Umweltwerkstatt e. V. sowie der Verein Energiewende38 an der jungen Gesellschaft. Daneben sind politische Vertreterinnen und Vertreter präsent. Ratsherr Detlef Kühn ist als Beiratsvorsitzender auch im Aufsichtsrat tätig und schlägt interfraktionell die Brücke zur Politik.
13 Solaranlagen gehen in Betrieb
Zu Beginn hat die Genossenschaft 13 Solaranlagen projektiert, die ab Ende des Jahres in Betrieb gehen sollen. Insgesamt 563 kWp (Kilowatt-Peak, Maß zur elektrischen Leistung von Solarzellen) werden ans Netz gebracht, was einem Investitionsvolumen von rund einer halben Million Euro entspricht. "Eineinhalb Jahre wurde konzeptionelle Vorarbeit geleistet, um den Weg zu einer erfolgreichen Gründungsversammlung zu bestreiten”, erinnert sich Carsten van de Loo, Vorstandsvorsitzender der Energiegenossenschaft. "Die Solaranlagen sind nur der erste Schritt auf einem langen Weg”, befindet Maximilian Bohr, ebenfalls Vorstand, und verweist auf viele Folgeprojekte. Möglich sei dieser "Kaltstart" durch die einzigartige Konstellation der Gründungsmitglieder, die nicht nur für eine stabile finanzielle Basis sorgen, sondern auch jeweils wichtige Expertise einbrächten. Damit entstehe ein neuer zentraler Akteur der Energiewende, dessen Kerngeschäft die Planung, Finanzierung, Errichtung, Erzeugung und Verteilung regenerativer Energien ist.
Auch wenn der Fokus zunächst auf PV-Anlagen (Photovoltaikanlagen) liegt, werden andere Möglichkeiten in der Zukunft nicht ausgeschlossen. "Das Potenzial für Aufdachanlagen ist enorm, und der anfängliche PV-Fokus ist aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht sinnvoll”, stellt Prokuristin Franziska Fricke mit Blick auf den Wirtschaftsplan heraus. Die Genossenschaft hat sich das ambitionierte Ziel von 1 MWp Zubau pro Jahr gesetzt. Von den verfügbaren Dach- und Freiflächen her ist dies kein Problem, aber die Installation der Anlagen durch Fachfirmen wird immer schwieriger.
Nachfrage treibt Preise hoch
Das bestätigt Steffen Trudewig, technischer Leiter der Energiegenossenschaft Braunschweiger Land eG, der die technische Umsetzung plant und überwacht: "Die Firmen sind überlastet, Wartezeiten durch Lieferkettenprobleme und die Nachfrage treiben die Preise in verrückte Dimensionen". Eine derartige Entwicklung habe die Branche noch nicht erlebt, so der Heizungsbaumeister, der auf zwölf Jahre PV-Planung zurückblicken kann.
Für die Energiegenossenschaft kommt es darauf an, in der ambivalenten Marktlage die Chancen effektiv zu nutzen und in erster Linie möglichst große Anlagen zu projektieren. Das größte Potenzial liegt auf Freiflächenanlagen ("Stand alone" oder in Verbindung mit Agrikulturen) sowie auf überdachten Parkflächen. In diesem Zusammenhang kann das so genannte Osterpaket der Bundesregierung mit zahlreichen Maßnahmen zum Ausbau der erneuerbaren Energien zu einer Entlastung der Situation beitragen.
"Nach einer ersten Anlaufphase soll später das Portfolio in einem zweiten Schritt diversifiziert werden und dann auch Bürgerinnen und Bürgern für Beteiligungen offen stehen", kündigt Umweltdezernent Herlitschke an. "Denn Ziel ist es, ein möglichst großes Potential an Dachflächen für die regenerative Energiegewinnung zu heben. Die Möglichkeiten für die Energiegenossenschaft Braunschweiger Land eG bleiben also vielfältig und herausfordernd zugleich. Mit den sieben Partnern wurde initial ein Netzwerk geschaffen, das sich hervorragend ergänzt und den Bedarf des aktuellen disruptiven Wandels erkennen und bedienen kann."
mehr News aus Braunschweig