Braunschweig. In enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Braunschweig ist einer Ermittlungsgruppe der Polizeiinspektion Gifhorn ein erfolgreicher Schlag gegen internationale Kraftfahrzeugdiebe gelungen.
Nach achtmonatiger Ermittlungsarbeit konnten in Polen im Mai 2015 zehn Tatverdächtige im Alter von 22 - 44 Jahren festgenommen, 17 Kraftfahrzeuge und diverse weitere Beweismittel beschlagnahmt werden. In einer Pressekonferenz stellte die Staatsanwaltschaft Braunschweig zusammen mit der Polizeidirektion Braunschweig am Freitag die bisherigen Ermittlungsergebnisse vor. Polizeipräsident Michael Pientka: "Der Erfolg war nur möglich durch intensive Vernetzung aller beteiligten Dienststellen, national wie international. Vielen Dank an alle Beteiligten für ihren unermüdlichen Einsatz!"
Genaue Ermittlungsarbeit
In den ersten acht Monaten des Jahres 2014 waren die Diebstähle von hoch- und neuwertigen VW-Bussen der Modellreihe T 5 im Bereich der Polizeidirektion Braunschweig sprunghaft auf 73 Fälle angestiegen.
Von links: Birgit Seel (Staatsanwaltschaft Braunschweig), Michael Pientka (Polizeipräsident, Braunschweig) , Jürgen Schmidt und Christian Priebe (beide Polizeidirektion Gifhorn), stellten die Ergebnisse vor. Foto: Robert Braumann
Im restlichen Niedersachsen waren es dagegen nur 39 derartige Taten. Auffällig war dabei, dass in einer Nacht regelmäßig mindestens zwei VW T 5 in einem engen Tatortbereich gestohlen wurden. Die Polizeidirektion Braunschweig richtete eine Ermittlungsgruppe aus Beamten der Polizeiinspektionen Wolfsburg-Helmstedt, Braunschweig, Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel und Gifhorn ein, um diese Tatserie aufzuklären. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig eröffnete ein Sammelverfahren wegen schweren Bandendiebstahls. Nach monatelangen akribischen Ermittlungen ergaben sich schließlich erste Verdachtsmomente gegen polnische Tatverdächtige, die offensichtlich hochprofessionell, äußerst konspirativ und mit großem technischen Know-how die Taten begingen. Erste Kontakte zu polnischen Behörden führten schnell zu weiteren Erkenntnissen, die die Verdachtsmomente erhärteten.
Großeinsatz der Polizei
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Braunschweig erließ das Amtsgericht Wolfsburg schließlich neun "EU-Haftbefehle" gegen polnische Staatsbürger und 21 Durchsuchungsbeschlüsse für Objekte in Polen sowie für eine Wohnung in Schweden, die auf dem Wege der Rechtshilfe an die polnischen und die schwedischen Behörden zur Vollstreckung übermittelt wurden.Am 17.05.2015 reisten Beamte der Ermittlungsgruppe, verstärkt durch Fahnder der Polizeiinspektion Gifhorn, nach Polen, um bei der Vollstreckung der Beschlüsse durch die polnische Polizei dabei zu sein. Zeitgleich wurden am 19. Mai Wohnungen, Werkstätten und Hallen durchsucht. Insgesamt waren zirka 230 Polizeibeamte im Einsatz.
Mehrere Festnahmen
Im Zuge dieser ersten Maßnahmen konnten sechs mit Haftbefehl gesuchte Personen festgenommen werden. Zwei weitere polnische Tatverdächtige wurden festgenommen, nachdem bei ihnen diverse Beweismittel aufgefunden worden waren. In den nächsten Tagen konnten zwei weitere Gesuchte durch Zielfahnder der polnischen Behörden, die wiederum eng mit Zielfahndern des Landeskriminalamtes Niedersachsen zusammenarbeiteten, ebenfalls festgenommen werden. Zurzeit sitzen zehn Personen in Polen
Die Lagerhallen waren so voll, dass die mutmaßlichen Täter das Diebesgut schon im Freien lagerten. Foto: Polizei Braunschweig
in Untersuchungshaft, ein Tatverdächtiger wird noch mit Haftbefehl gesucht. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig betreibt Auslieferungsverfahren, über welche die polnischen Gerichte entscheiden müssen.Bei den Durchsuchungen wurden insgesamt 17 Kraftfahrzeuge und 104 Kfz-Zubehörteile beschlagnahmt, die alle aus Diebstählen stammen. Die Auswertung weiterer sichergestellter Gegenstände dauert noch an.
Professionelle Strukturen
Drahtzieher der streng hierarchisch gegliederten Bande dürften zwei Männer sein, die einen schwunghaften Autohandel betrieben. Sie bedienten sich mindestens eines Informatikers und zweier weiterer Logistiker, die für die Überwindung der Sicherungseinrichtung an den Kraftfahrzeugen sowie die Ausstattung der "Kurierfahrer" mit zum Beispiel abhörsicheren Mobiltelefonen zuständig waren.
Schadenshöhe rund vier Millionen Euro
Insgesamt werden den Tatverdächtigen zum gegenwärtigen Zeitpunkt rund 100 Kraftfahrzeugdiebstähle mit einem Schadensumfang von zirka vier Millionen Euro zur Last gelegt. Die Taten ereigneten sich dabei zum einen entlang der Autobahn A 2 mit Schwerpunkt zwischen Helmstedt und Hannover, aber auch an der A 7 in Richtung Hamburg/Bremen. Die Täter erbeuteten dabei in einer Nacht mindestens zwei, manchmal auch drei Fahrzeuge. Christian Priebe (Ermittlungsleister, Polizei Direktion Gifhorn) erzählte, dass mit den gestohlenen Autos auch ganz gezielt Schrottfahrzeuge getunt werden. "Dazu zerlegen die Täter das gestohlene Auto erst in seine Einzelteile und ersetzen dann die kaputten Teile des Unfallfahrzeugs. So können die PKWs wieder zum Verkauf gebracht werden, die gestohlenen Teile bleiben unentdeckt."
Die Polizei Braunschweig hat uns Videomaterial zur Verfügung gestellt, dass die Ausmaße in den Lagerhallen verdeutlicht.
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