Freiwillig engagiert: Einblicke in den Alltag zwei junger Frauen

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Annegret Lindau und Tessa Dietrich machen es. Sie arbeiten freiwillig im Kindergarten der Lebenshilfe Braunschweig. Die Gesellschaft brauche dieses Engagement, brauche das Interesse am Menschen, sagt Kindergarten-Leiter Martin Hippe. Wie sinnvoll ist der Bundesfreiwilligendienst – welche Erfahrungen haben die beiden Mitarbeiterinnen bisher gemacht?

Den Abschluss in der Tasche – und was kommt danach? Annegret Lindau (20) und Tessa Dietrich (19) haben sich entschieden. Sie wollten sich im Bundesfreiwilligendienst engagieren. Ein Jahr soziale Arbeit gegen ein Taschengeld von bis zu 400 Euro. Anfang September hatten die beiden jungen Frauen ihren ersten Arbeitstag im Kindergarten der Lebenshilfe. Es sei ihnen nicht nur darum gegangen, die Zeit zwischen Abi und Ausbildung oder Studium zu füllen – sie wollten in den Beruf des Heilpädagogen, des Heilerziehungspflegers schauen. Nach den ersten Wochen haben sie nun Eindrücke gesammelt, Kollegen und Kinder kennengelernt. Und ein erstes Fazit gezogen.



Der Tag im Kindergarten beginnt um sieben Uhr. Gruppenräume vorbereiten, Tee kochen. Ab acht Uhr trudeln dann die ersten Kinder im Hasenwinkel 3 ein. Acht Kinder sind in einer Gruppe mit zwei Erzieherinnen. Die Gruppen sind deshalb so klein, weil die Kinder allesamt einen speziellen Förderbedarf haben. Doch trotz der leichten bis schweren Handicaps sind es ganz normale Kinder, die eben gelegentlich einer anderen Aufmerksamkeit und Fürsorge bedürfen – und dann sind Annegret und Tessa da. Sie spielen, trösten und lachen mit den drei bis sechs Jahre alten Kindern. "Am Anfang haben mir die Kinder leid getan", erzählt Annegret. Dieses Gefühl hätte sich jedoch schnell gelegt. Beide haben erkannt, dass dieses Mitleid weder nötig, noch gewünscht sei. "Es macht so einen Spaß", sagt auch Tessa. Die Kinder seien herzlich und ehrlich – das sei einfach großartig. Vor allem könne man jeden Tag die kleinen Fortschritte beobachten.



Dieses freiwillige Jahr im Bundesdienst ist nicht nur für die Persönlichkeitsbildung und Orientierung junger Menschen elementar, sie werden auch von ihren Arbeitgebern wirklich gebraucht. Gerade in der Arbeit mit Kindern, die einen besonderen Förderbedarf benötigen, sind zusätzliche Kräfte oft Gold wert. "Man ist auf ihre Hilfe angewiesen – die Gesellschaft braucht euch", sagt Leiter Martin Hippe. "Wir werden hier wie  vollwertige Arbeitskräfte behandelt; wir werden respektiert. Und gerade dann ist man auch motiviert", erzählt Annegret.

"Ich habe mich verändert."


Sie sind seit knapp drei Monaten in der Arbeitswelt angekommen und bemerken bereits Veränderungen an sich. "Ich bin viel konsequenter und sicherer geworden. Irgendwie habe ich mich verändert", sagt Annegret Lindau. Routine stelle sich allmählich ein und der Tag gehe bei der Arbeit mit Kindern wie im Flug vorbei. Die beiden haben nach den vergangenen Wochen schon eine Ahnung, wie sie ihr Berufsleben gestalten wollen. Tessa hat sich bei der Evangelischen Stiftung Neuerkerode für die Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin beworben. Annegret wollte nach ihrem Abitur etwas mit Kindern und Medien machen. Jetzt schwankt sie zwischen der Ausbildung zur Medienkauffrau oder dem Lehramts-Studium.

Informationen zu dem Bundesfreiwilligendienst bei der Lebenshilfe finden Sie hier.


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