Braunschweig. Im Gesundheitsamt der Stadt Braunschweig soll ab 1. April 2019 ein psychosozialer Krisendienst an den Start gehen. Das hat der Rat am letzten Dienstag auf Vorschlag der Verwaltung beschlossen. Das gab die Stadt Braunschweig in einer Pressemitteilung bekannt.
Ziel ist es, die Versorgung schwer psychisch Kranker samt Deeskalation psychiatrischer Krisen an Wochenenden und Feiertagen zu verbessern, die Zahl der Zwangseinweisungen in die Psychiatrie weiter zu verringern und Suizidgefährdungen entgegenzuwirken.
Die Stadt Braunschweig nimmt damit Neuerungen und Ergänzungen des Niedersächsischen Gesetzes über Hilfen und Schutzmaßnahmen für psychisch Kranke (NPsychKG) sowie des Landespsychiatrieplans auf, wonach in Ergänzung zu den bestehenden Versorgungsstrukturen an den Wochenenden und Feiertagen ein psychosozialer Krisendienst angeboten werden soll. Ein wichtiges Ziel der Stadt Braunschweig ist es, die Anzahl der Zwangseinweisungen zu verringern. Braunschweig lag in der Vergangenheit mit den entsprechenden Fallzahlen im niedersächsischen Vergleich hoch. Durch Schulungen aller an dem Verfahren zur Zwangseinweisung Beteiligten in 2015 konnten die Zahlen gesenkt werden. Allerdings besteht weiter Optimierungsbedarf.
Zeitnahe Gespräche können Leben retten
Um die Anzahl weiter senken zu können, bedarf es eines Angebots zur Krisenintervention an den Wochenenden und Feiertagen. Damit können Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen und deren Angehörige fachliche Angebote im Vorfeld und Gespräche zur Deeskalation einer Krise in Anspruch nehmen. Bei Suizidgefährdung sind zeitnahe Gespräche wichtige Instrumente.
Braunschweiger Bürgerinnen und Bürger, die an Wochenenden und Feiertagen aufgrund psychischer Krisen kurzfristige Hilfe oder Unterstützung benötigen, können sich ab April 2019 an den Psychosozialen Krisendienst wenden. In Telefonaten oder im persönlichen Gespräch im Rahmen eines Hausbesuches wird geklärt, ob oder wie zeitnah weiterführende ärztliche Behandlung beziehungsweise andere Unterstützungsmaßnahmen in die Wege geleitet werden müssen. Bei Bedarf können Klientinnen und Klienten in der psychiatrischen Notfallambulanz des Städtischen Klinikums vorgestellt werden. Nach Erfahrungen in anderen Kommunen können viele Fragestellungen und Probleme durch ein Telefongespräch bewältigt werden.
Das Konzept hatte der kommunale Fachbeirat des Sozialpsychiatrischen Verbundes in Braunschweig beschlossen. Der Krisendienst soll in Form einer Rufbereitschaft installiert werden. Mehr als 60 Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen sowie psychiatrisch erfahrene Pflegekräfte aus Braunschweig haben ihre Bereitschaft zur Teilnahme daran signalisiert.
"Es ist eine gute Sache, dass die Stadt jetzt einen solchen Dienst anbietet. Diesen Gedanken gab es schon lange im Gesundheitsamt", sagte Annette Schütze (SPD) bei der Ratssitzung. Udo Sommerfeld (Linke) gab aber auch zu bedenken: "Wir richten das jetzt ein, aber die Bedarfe werden steigen. Wir hatten den Eindruck, dass diese Einführung stark gewackelt hat."
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