Braunschweig. Eine für alle: Erstmals legen alle niedersächsischen Abiturienten in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathe die gleiche Prüfung ab. Das heißt, auch die Prüflinge der Braunschweiger Gymnasien bekommen die gleichen Aufgaben wie ihre Mitschüler im Rest des Landes. Der Grundtenor einiger Schülerinnen am Gymnasium Raabe-Schule: zuversichtlich.
Die Hand schmerzt vom Schreiben und das Hirn fühlt sich ganz leergedacht an: Schüler kurz vorm Abitur durchleben gerade eine stressige Zeit. Am Dienstag haben alle niedersächsischen Abiturienten die Deutsch-Prüfung gemeinsam durchgestanden. Überraschungen gab es da genauso wie Routineaufgaben. Die Schüler, die nach sechs Stunden Klausur das Heidberger Gymnasium Raabe-Schule verlassen haben, wirken erschöpft, aber erleichtert.
"Ich war vorher schon leicht panisch", gibt Johanna Jacksteit zu. Deutsch war ihre erste Prüfung und sie wusste nicht, was auf sie zukommt. "Die Nervosität hat sich aber bald gelegt, die Aufgaben waren fair." Sie hat sich an dem Sachtext abgearbeitet. Damit komme sie besser klar als mit Prosa oder Lyrik: "Da muss ich nichts rein interpretieren. Da steht, was da steht." Eine andere Aufgabe hätte bedeutet, sich mit Franz Kafka auseinandersetzen zu müssen. "Zu dem habe ich aber irgendwie keinen Draht", sagt Johanna.
Niemand will das Gedicht interpretieren
So wie Johanna haben sich auch Lena Haase und Annika Weller entschieden. Als dritte Möglichkeit hätte auch noch eine Gedichtinterpretation zur Wahl gestanden. "Das wäre supercool gewesen, das Gedicht war gut verständlich, aber es war mir zu unsicher", sagt Annika. Auf Gedichte in der Prüfung seien sie nicht vorbereitet gewesen. "Nicht mal die Lehrer haben mit einem Gedicht gerechnet", glaubt Lena Haase. Mit dem Sachtext sei sie gut klar gekommen: "Der Text war teilweise recht schwer, aber machbar." Hannah Sikorski hat Kafka interpretiert. Wie es gelaufen ist, mag sie noch nicht prognostizieren. "Sprachen kann ich immer schlecht einschätzen", sagt sie. Sie habe sich aber gut vorbereitet gefühlt.
Alle niedersächsischen Gymnasien, Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe, Abendgymnasien, Kollegs und die Freien Waldorfschulen nehmen zeitgleich an dem neuen Prüfsystem teil und wurden im vergangenen Herbst mit einer Vorbereitungs-Klausur auf das neue System vorbereitet.
Abschlüsse sollen bundesweit vergleichbarer werden
Neu ist nicht nur die zentrale Aufgabenvergabe, sondern auch die Anzahl der Vorschläge. Bekamen die Schüler im Vorjahr noch zwei Aufgabenvorschläge, so können sie in diesem Jahr aus drei Aufgabenvorschlägen wählen. Dafür haben sie in diesem Jahr 30 Minuten Zeit - zehn Minuten mehr als im Vorjahr. Für die Prüfung wird den Schülern eine Zeit von sechs Stunden eingeräumt.
Zeitgleich findet heute auch in Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein die zentrale Prüfung statt. Das Ziel der einheitlichen Fragestellungen in den Fächer Deutsch, Mathe und Englisch ist es, eine höhere Mobilität, mehr Chancengerechtigkeit und eine bessere Vergleichbarkeit der Abschlüsse zu schaffen.
Die länderübergreifenden schriftlichen Prüfungen beginnen heute mit den Klausuren in Deutsch und gehen am Freitag (Englisch) und am kommenden Dienstag (Mathematik) weiter.
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