Herrenabend ohne Frauen: OB hat mit Technikerverein gesprochen

Der Rat hatte den Oberbürgermeister beauftragt, darauf hinzuwirken, dass die Traditionsveranstaltung an die gesellschaftlichen Gegebenheiten des Jahres 2023 angepasst werde.

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Archivbild von einem Herrenabend in der Braunschweiger Stadthalle.
Archivbild von einem Herrenabend in der Braunschweiger Stadthalle. | Foto: regionalHeute.de

Braunschweig. Im Sommer dieses Jahres hatte der traditionelle Herrenabend des Technikervereins erneut für Schlagzeilen gesorgt. Waren es vor ein paar Jahren noch dort gesungene Lieder, die einigen Politikern sauer aufstießen (regionalHeute.de berichtete), so wurde in der Ratssitzung Ende Juni sogar ein Beschluss gefasst. Der Oberbürgermeister solle mit dem Vorstand des Technikervereins Kontakt aufzunehmen und darauf hinwirken, dass die Traditionsveranstaltung an die gesellschaftlichen Gegebenheiten des Jahres 2023 angepasst werde und insbesondere eine Öffnung des Teilnehmerkreises stattfinde.



Das besagte Gespräch hat nun stattgefunden, und die Verwaltung unterrichtet die Gremien über das Ergebnis in Form einer Mitteilung außerhalb von Sitzungen.

"Eine gezielte Ausgrenzung"


Stein des Anstoßes waren für die Fraktionen von SPD und Bündnis 90 / Die Grünen, die seinerzeit den Antrag eingereicht hatten, vor allem der Ausschluss von Frauen bei dieser Veranstaltung. Mittlerweile würden Schlüsselpositionen der Stadtgesellschaft, in örtlichen Unternehmen und Institutionen auch durch Frauen bekleidet, die vom „Herrenabend“ aber weiterhin ausgeschlossen werden. Dies sei eine gezielte Ausgrenzung.

"Kein harmloses, geselliges Beisammensein"


Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Braunschweig, Marion Lenz, unterstützte den Antrag. Zwar sei nicht jede Veranstaltung, die nur Männer zulasse - oder nur Frauen - gleich diskriminierend. Der Technikerabend sei aber kein harmloses, geselliges Beisammensein. Da Vertreter aus Politik und Verwaltung als Funktionsträger eingeladen würden, habe die Veranstaltung für die Stadtgesellschaft eine politische Relevanz. Zudem kritisierte Lenz die Abbildungen nackter Frauenkörper auf den Liederbüchern und eine sexistische Grundhaltung der Veranstaltung.

Im Sommer hatte der Technikerverein Braunschweig von 1887 e.V. auf den Antrag betont ablehnend reagiert. Man sehe darin einen erheblichen Eingriff in die freiheitliche und demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland. "Es wäre bedauerlich, das Amt und die Person des Oberbürgermeisters dafür zu missbrauchen, das private Leben zu reglementieren", so der Vorstand auf Anfrage von regionalHeute.de. Zudem habe man auf der letzten Mitgliederversammlung im März dieses Jahres mit den Mitgliedern die Aussprache über das Thema gesucht. Das für den Vorstand bindende Votum der Mitgliederversammlung sei eindeutig gewesen: "Herrenabend bleibt Herrenabend."

Gespräch Anfang November


Wie die Stadt Braunschweig in ihrer Mitteilung berichtet, hat nun aber erneut ein Gespräch stattgefunden. Am 1. November habe Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum gemeinsam mit Stadträtin Dr. Christina Rentzsch ein Gespräch mit den Vereinsvorsitzenden Sven Hansmeier und Thomas Kaphammel in "konstruktiver Gesprächsatmosphäre" geführt. Dabei habe man die unterschiedlichen Positionen ausgetauscht, wie sie Gegenstand der Ratsdebatte waren.

Der Vorstand des Technikervereins habe mitgeteilt, dass es jedenfalls für dieses Jahr bei dem bestehenden Einladungskreis bleibe. Als kurzfristige Reaktion auf die geäußerte Kritik habe der Verein jedoch bereits einen neuen Karikaturisten beauftragt und die Bildauswahl der Liederbücher angepasst. Für die Gestaltung dieser Veranstaltung befinde sich der Verein in einer laufenden Diskussion.


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