Braunschweig. Die Meldung des E-Scooter-Anbieters TIER GmbH, dass das Angebot in Braunschweig ausgeweitet wird und auch in den Stadtteilen Querum, Wabe-Schunter-Beberbach, Schapen und Lehndorf nun die E-Scooter rollen sollen, sorgt für massive Kritik in den sozialen Netzwerken. Beanstandet wird vor allem, dass die Roller achtlos auf Gehwegen und in Gebüschen liegen und so oftmals zu Stolperfallen und Hindernissen werden.
Erst vor wenigen Tagen verkündete der Anbieter von Leih-E-Scootern TIER, dass man das Geschäftsgebiet in Braunschweig vergrößere und seinen Service ab sofort auch in Querum, Wabe-Schunter-Beberbach, Schapen und weiteren Teilen von Lehndorf anbiete. Damit wächst das Betriebsgebiet um fast 50 Prozent von 28 auf nun 41 Quadratkilometer. Insgesamt sollen zukünftig etwa 1.000 dieser kleinen Fahrzeuge durch Braunschweig rollen. Eine Vorstellung, die bei vielen nicht gerade auf große Begeisterung stößt. Denn wie bereits vor ziemlich genau einem Jahr, wird über liegengelassene Roller geschimpft. Der Verleiher kündigte schon damals an, Patrouillen loszuschicken, um eben solche Fahrzeuge einzusammeln, um sie nicht zum Hindernis oder zur Gefahrenquelle werden zu lassen. Gefruchtet hat das offenbar nicht, wenn man der vielen Kritik Glauben schenken mag. regionalHeute.de hat bei der TIER GmbH nachgefragt, ob und wie man das Problem angeht.
"Der letzte Scheiß, soll sich jeder selber einen kaufen. Würden dann nicht überall rumliegen"
Anbieter fährt Patrouille
"Unser Braunschweiger Team ist natürlich immer noch unterwegs und stets wachsam, um die Anzahl eventuell doch falsch abgestellte Scooter zu minimieren. Denn im Rahmen des Austausches der Batterie wird von unserem lokalen Team nicht nur ein Sicherheitscheck durchgeführt, sondern E-Scooter können in diesem Zusammenhang auch an andere Stellen in der Stadt gebracht oder umgeparkt werden - sollten sie zuvor nicht korrekt abgestellt worden sein", sagt Florian Anders von der TIER GmbH und rät Passanten, denen E-Scooter auffallen, die nicht ordnungsgerecht abgestellt sind, sich direkt beim Anbieter zu melden. Die Telefonnummern sind auf den E-Scootern angebracht. "Unser lokales Team in Braunschweig entfernt die E-Scooter dann zeitnah beziehungsweise parkt sie um", so Anders.
"In vielen Städten ist dieser Unsinn bereits verboten, BS vergrößert das tägliche Chaos auf unseren Verkehrswegen noch. Helau!"
"Dann stehen also am Bahnübergang Schuntersiedlung nicht 10 rum, sondern 20/30"
Dazu rät auch die Stadtverwaltung, bei der hin und wieder auch Beschwerden eingingen. Drei- bis viermal im Monat komme das vor. "Die Stadtverwaltung leitet diese Hinweise dann an die Verleihfirmen weiter, sofern sie bekannt sind", sagt Stadtsprecher Adrian Foitzik und verweist auf die Qualitätsvereinbarung, die zwischen der Stadt und den Verleihfirmen von E-Rollern abgeschlossen wurde. Diese stellt Regeln auf und definiert neben Geschäftsgebieten auch Parkverbotszonen, in denen keine E-Scooter von Anbietern dauerhaft abgestellt werden dürfen. Dazu zählt zum Beispiel die Fußgängerzone in der Innenstadt. Mittels technischer Mittel wie „Geofencing“ können und sollen die Anbieter darüber hinaus sicherstellen, dass Bereiche wie die Fußgängerzone gar nicht befahren werden können.
Vertrauen ist gut, Kontrolle besser
Obwohl die Roller-Nutzer in der App mit Erklärbildern darüber aufgeklärt werden, wie die E-Scooter benutzt und abgestellt werden müssen, komme es immer wieder zu fehlerhaftem Verhalten. Wobei man an dieser Stelle fairerweise erwähnen sollte, dass es nicht immer die Nutzer sind, die die Fahrzeuge auf Gehwegen und Büschen hinterlassen, oder in Flüsse und auf Straßen werfen. Das sind in den meisten Fällen doch eher Wandalen, die sich an den Rollern vergreifen. Und dennoch sagt Florian Anders, dass die Lerneffekte mit der Zeit durch Aufklärungsbemühungen stetig zunehme und Beschwerden tendenziell eher abnehmen würde. Um die Regelkenntnisse unter E-Scooter Fahrern zu verbessern, würde man zahlreiche Initiativen und Kampagnen unterstützen.
"Viel wichtiger als noch mehr von diesen Dingern ins Stadtgebiet "zu schmeißen" wären mal ordentliche Abstellmöglichkeiten...Ganz Braunschweig sieht aus wie ein unaufgeräumtes Zimmer nach einem Kindergeburtstag"
Wer nicht spurt, fliegt
Alle Scooter seien über GPS mit dem Systemen verbunden, erklärt Florian Anders weiter. Solange das Ortungssystem funktioniert, könne man die E-Scooter in Echtzeit auf einige Meter genau orten. Lässt sich anhand der Bewegungsdaten beziehungsweise der GPS-Position des E-Scooters zweifelsfrei belegen, dass der letzte Nutzer des E-Scooters die Miete im Halteverbot beendet hat und das Fahrzeug unsachgemäß abgestellt hat, könne man Bußgelder entsprechend weiterreichen und das hinterlegte Zahlungsmittel des Nutzers belasten. Doch wenn nicht eindeutig nachgewiesen werden kann, dass der letzte Mieter die Miete im Halteverbot beendet hat oder gegen andere Regel verstoßen hat, könne der Nutzer auch nicht sanktioniert werden. "Bei besonders schweren Fällen oder wiederholten Regelverstößen verwarnen beziehungsweise sperren wir auch die Nutzer entsprechend", macht Anders deutlich.
"Furchtbar, müssten verboten werden, statt noch mehr von dem Schrott."
Weniger Autostellplätze und mehr Platz für Mikromobilität
Die Tier GmbH appelliert dennoch an alle Nutzer in Braunschweig, die E-Scooter ordnungsgemäß und rücksichtsvoll abzustellen. Denn die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer und Fußgänger habe oberste Priorität. Doch Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Daher arbeite man derzeit an verschiedenen technischen Lösungen, um beispielsweise das korrekte Abstellverhalten ich Echtzeit zu prüfen. "Dafür arbeiten wir mit dem innovativen Unternehmen Fantasmo zusammen, um ihr „Camera Positioning System“ zu implementieren, das das Einparken von E-Scootern auf 20 Zentimetern oder weniger genau bestimmen und das unverantwortliche Parken von E-Scootern massiv reduzieren soll - damit ist es das genaueste E-Scooter-Parksystem der Welt. Wann diese Technologien zum Einsatz kommen werden, lässt sich aber noch nicht genau sagen", erklärt Anders, der aber auch fordert, dass es einen besseren Ausbau und mehr Platz für beispielsweise E-Scooter geben müsse. "Nur mit einer ausreichenden Anzahl an Abstellflächen für E-Scooter, Fahrräder und Lastenräder sowie gut ausgebauten Radwegen kann sich Mikromobilität optimal in den urbanen Mobilitätsmix einfügen und Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmenden können minimiert werden. Dafür müssen unter anderem auch PKW-Stellflächen in Parkplätze für Mikromobilität umgewandelt werden", sagt er.
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