Immer mehr Wild in Niedersachsens Wäldern

von Robert Braumann


| Foto: Huk-Coburg



Braunschweig. Rehe und Hasen die gemütlich auf den Feldern stehen, das ist für viele Idylle pur. Doch der Wildtierbestand in Niedersachsen ist in den vergangenen Jahren so stark gewachsen, dass er immer mehr zum Problem für die Autofahrer werden kann. Im letzten Jahr gab es schon rund 30.000 Wildunfälle in Niedersachen. Die Zahlen steigen kontinuierlich an.

Die von den Jagdbehörden (Landkreisen) gelieferten Abschusszahlen (Jagdstrecke) weisen beim Schalenwild seit Jahrzehnten steigende Zahlen aus: Seit 1958 haben sich diese Zahlen beim Rotwild fast verdreifacht, beim Schwarzwild verneuntfacht, beim Damwild gibt es 35 mal so viele und beim Rehwild sogar 45 mal so viele. Probleme gibt es nach der Meinung von Winfried Frölich (Geschäftsführer, Ökologischer Jagdverein Niedersachsen und Bremen e.V.) besonders in Bezug auf den Geschlechteranteile beim Damwild. "Es werden laut Statistik seit Jahrzehnten weit mehr weibliches als männliches Wild erlegt, obwohl das Geschlechterverhältnis in der Natur ausgeglichen ist.", sagt Frölich. Im Landesjagdbericht heißt es dazu: "Dieser Unterschied liegt in erster Linie an der gemeldeten Geschlechterverteilung der erlegten Kälber. So werden in Niedersachsen im Jagdjahr 2013 1767 Hirschkälber und 3546 Wildkälber erlegt. Inwieweit diese Angaben zuverlässig sind, vor allem bezüglich der geschlechtlichen Zuordnung der Kälber, ist noch offen."

Probleme bei der Beflanzung


Dafür gibt es laut Frölich einen einfachen Grund: " Bei den männlichen Hirschkälber gibt es keine Trophäen, die bei der Pflichttrophäenschau vorgelegt werden müssen. Es werden daher von den Jägern ein Großteil der tatsächlich männlichen Kälber als weiblich deklariert, sodass man weniger weibliches Wild schießen muss (mit der Konsequenz, dass der unterschätzte weibliche Wildbestand für noch mehr Zuwachs sorgt) und der Jäger mehr männliches Damwild (nämlich mehrjährige Trophäenträger) erlegen kann." Dabei gibt es laut Frölich weit reichende Verfehlungen: "Obwohl das Jagdausübungsrecht auf dem Jagdrecht des Eigentums beruht, werden Eigentümer (Waldbesitzer und Landwirte) bei Festsetzung der Abschusspläne nicht nur vergessen, sondern gezielt übergangen. Dieses geschieht trotz eines gesetzlich (aber nur auf dem Papier) garantierten Mitwirkungsrecht der Grundeigentümer." Dafür würde es mehrere Beispiele geben. Das hätte weitreichende Folgen für die Wälder. "Die Pflanzung und Naturverjüngung von Laubbäumen ist in einigen Bereichen nur im Zaun oder als Großpflanzen möglich. Dadurch werden die Kosten für die Anpflanzungen etwa verdoppelt. Infolge Verbiss und Fegen durch Reh- und Damwild ist nur Verjüngung von Nadelbaumarten möglich. Im Gesetz steht zwar, dass sich alle Hauptbaumarten ohne Schutzeinrichtungen (Einzäunung oder Großpflanze) verjüngen sollen. Wir haben uns im Forstbetrieb mittlerweile davon verabschiedet, mit hohem Kostenaufwand Laubbäume zu pflanzen. Unsere Wirtschaftsziele orientieren sich an der naturnahen Bewirtschaftung mit standortgemäßen Nadelbaumarten in Mischung. Laubbäume gehören "dank" Schalenwild nicht dazu."

Gefahr für die Autofahrer


Allein die Öffentliche Versicherung Braunschweig hat in ihrem Geschäftsgebiet im vergangenen Jahr 1565 Wildunfälle verzeichnet. Im Jahr 2014 sind es bisher 1.445 (Stand 28.12.2014). Besonders betroffen waren in der Vergangenheit die Strecke zwischen Mascherode und Stöckheim – im vergangenen Jahr waren es hier neun Unfälle. Allerdings wurden hier in der Vergangenheit Reflektoren angebracht, die die Situation verbessern sollen. Auch in Richtung Salzdahlum vor der Linkskurve kracht es relativ häufig, ebenso hinter dem Ortsausgang Richtung Heidbergsee. Das sind die Stellen, an denen Menschenstraßen sich mit Wildstraßen kreuzen. Fahren Sie also vorsichtig und halten Sie die Augen offen.


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