XXL-Origamiboote setzen ein Zeichen für Geflüchtete

Die im Rahmen des sozialkritischen Kunstprojekts "100 Boote – 100 Millionen Menschen" entstandenen Werke wurden nun präsentiert.

Sechs Kreativhäfen im AWO-Bezirksverband Braunschweig haben sich künstlerisch mit Migration auseinandergesetzt. Die vielfältigen Ergebnisse wurden im TrafoHub im Rahmen einer Vernissage gezeigt.
Sechs Kreativhäfen im AWO-Bezirksverband Braunschweig haben sich künstlerisch mit Migration auseinandergesetzt. Die vielfältigen Ergebnisse wurden im TrafoHub im Rahmen einer Vernissage gezeigt. | Foto: AWO-Bezirksverband Braunschweig e. V.

Braunschweig. Es geht um Flucht und Vertreibung, um Angst und Verzweiflung, aber auch um Hoffnung, um Frieden und Solidarität. Insgesamt sechs Kreativhäfen im AWO-Bezirksverband Braunschweig haben sich an dem bundesweiten sozialkritischen Kunstprojekt „100 Boote – 100 Millionen Menschen“ beteiligt und jeweils ein XXL-Origamiboot zu den Themen Flucht, Vertreibung und Migration gestaltet. Dies teilte der AWO-Bezirksverband Braunschweig e. V. mit



Mit der Aktion setzen die Kreativhäfen ein Zeichen der Solidarität mit geflüchteten Menschen weltweit und hier vor Ort. Im Rahmen einer Vernissage im TrafoHub wurden die fünf Meter langen Origami-Papierboote nun präsentiert.

Je ein Boot wurde durch die AWO-Migrationsberatung Braunschweig, das AWO-Beratungszentrum in Gifhorn, das AWO-Zentrum für Erziehungs- und Familienberatung in Seesen, das AWO-Haus am Elm in Schöningen, das AWO-Sozialpsychiatrische Zentrum in Braunschweig und den AWO-Ideenpark der Marie-Juchacz-Schule in Wolfshagen gestaltet. „Mich hat besonders beeindruckt, wie groß die Gruppen waren, die sich gefunden haben, um die Boote zu gestalten, welche Kooperationen eingegangen wurden und was daraus entstanden ist“, sagte Rifat Fersahoglu-Weber, Vorstandsvorsitzender des AWO-Bezirksverbandes Braunschweig während seiner Eröffnungsrede.

Klaus Dierker, Präsident der Landesaufnahmebehörde, würdigte das Projekt als Gastredner und machte am Beispiel einer Fluchtgeschichte eindrücklich klar, was Flucht bedeutet. „In fast jeder Fluchtgeschichte spielen Boote eine Rolle, deshalb haben sie eine hohe Aussagekraft. Diese Ausstellung macht deutlich, dass sichere Fluchtrouten eine dringende humanitäre Aufgabe für uns alle darstellen“, sagte Klaus Dierker.

Menschen hinter den Booten


Hinter den sechs Kreativhäfen stehen ganz unterschiedliche Menschen, das wurde bei der anschließenden Präsentation der XXL-Origamiboote deutlich. Hier haben sich KiTa-Kinder, Frauen mit Migrationsgeschichte, Schüler und Menschen mit seelischen Erkrankungen intensiv mit den Themen Flucht, Vertreibung und Migration auseinandergesetzt und ihre eigenen Ideen in die Gestaltung integriert. Entsprechend vielfältig sind auch die auf den Booten dargestellten Motive: helfende Hände auf dem Boot des AWO-Zentrum für Erziehungs- und Familienberatung in Seesen, Flüchtlingsströme auf dem Boot der Marie-Juchacz-Schule in Wolfshagen, bis hin zu der erschreckenden Szenerie auf dem Boot der AWO-Migrationsberatung in Kooperation mit dem Malatelier frauenBUNT e. V, auf dem die Hände Ertrinkender dargestellt wurden.

Für viele Teilnehmenden an dem Kunstprojekt ging es neben der künstlerischen Gestaltung und der politischen Auseinandersetzung auch um gesellschaftliche Teilhabe. Das AWO-Haus am Elm nutzte die Aktion beispielsweise als partizipatorisches Projekt für die Bewohner und die Menschen aus dem ambulanten betreuten Wohnen für Menschen mit seelischen Erkrankungen. Das Boot ziert u. a. viele bunte Hände als Zeichen für eine buntes Miteinander und eine Friedenstaube. Als Symbol für Vielfalt und Respekt für die Individualität der Menschen integrierten die Teilnehmenden der Tagesstruktur des Sozialpsychiatrischen Zentrum (SPZ) auf ihrem Boot eine Regenbogenflagge.

„Die Antwort auf die Frage der Bewältigung der Herausforderungen der Integration und Inklusion lautet nicht Ausgrenzung und Marginalisierung. Vielmehr braucht es ein Umdenken, Arbeits-, Schaffenskraft und das Potenzial von zugewanderten Menschen für unsere Gesellschaft müssen endlich Anerkennung finden“, betonte Rifat Fersahoglu-Weber während der Veranstaltung.

Hintergrund zum Projekt


Die AWO steht für das individuelle Recht auf Asyl und für eine authentische Willkommenskultur, die das individuelle Recht auf Selbstbestimmung und die Menschenrechte wertschätzt. Das Projekt „100 Boote – 100 Millionen Menschen“ ist eine Initiative des AWO Landesverbandes Sachsen-Anhalt und wird in Kooperation mit AWO-International umgesetzt. Mit der Abnahme von sechs Faltbooten beteiligt sich der AWO-Bezirksverband Braunschweig an der Aktion.

Bundesweit gab es über 1.500 Menschen in Schulen, Projekten, Initiativen, Vereinen, Beratungsstellen und Kommunen, die Bo(o)tschaften der Solidarität mit Geflüchteten weltweit entwickelt und gestaltet haben. Die gemeinschaftliche Installation der insgesamt 100 Boote soll anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni ein Zeichen für eine vielfältige Zivilgesellschaft und Solidarität mit inzwischen über 110 Millionen Geflüchteter in Berlin setzen.


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