Braunschweig. Die Initiative Fahrradstadt Braunschweig hat kürzlich einen offenen Brief an den Oberbürgermeister und die Fraktionen im Rat der Stadt formuliert, in dem sie, gemeinsam mit weiteren Initiativen und Vereinen, dazu aufruft, kurzfristig mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen. Den offenen Brief sendete die Initiative Fahrradstadt in einer Pressemitteilung.
Jede Krise ist auch eine Chance. Diese sollten Sie ergreifen.
Viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger steigen zurzeit um auf's Fahrrad. Auf dem Ringgleis kommen sich die Radfahrerinnen und Radfahrer schon gefährlich nahe. Am 5. April wurden 7.000 Nutzer gezählt, was einem Vielfachen der sonstigen Spitzenwerte entspricht. Noch nie sind so viele Braunschweiger Rad gefahren.
"Wer die Welt verändern will, kann damit beginnen, einen Radweg anzulegen." Das sagt die ehemalige Stadtplanungs-Dezernentin von New York, Janette Sadik-Khan. Und das hat sie getan. Zug um Zug Autofahrstreifen dem Rad- und Fußverkehr zugeschlagen.
Fahrradfahren wird empfohlen, weil es gesund ist, die Abwehrkräfte stärkt und die Ansteckungsgefahr mindert. Das bleibt immer richtig.
Braunschweig beweist, dass man im Angesicht einer unmittelbaren Krise schnell und entschlossen handeln kann. Die Corona-Krise wird vorbeigehen, die Menschheit steht aber weiterhin vor der Klimakrise.
Jetzt ist die Zeit, in Braunschweig zu handeln!
Wir fordern Sie auf, kurzfristig mehrere Straßen für den Fuß- und Radverkehr zu öffnen und entlang von Hauptverkehrsstraßen Fahrstreifen zu Radwegen zu markieren, damit die Braunschweiger diese Krise durchstehen und an ihr wachsen können. Offene Straßen, in denen der Autoverkehr nur für Anlieger frei ist und die in ganzer Breite Fußgehenden und Radfahrenden zur Verfügung stehen, ermöglichen es Menschen, Freizeit im Freien und Social Distancing zu verbinden. So könnten die Kastanienallee, der Wallring und die Kreuzstraße eine durchgehende Verbindung von Osten nach Westen für die Menschen bieten. Bei dramatisch reduziertem Autoverkehr und steigendem Platzbedarf von Fußgehenden und Radfahrenden bietet sich diese Maßnahme dringend an.
Damit die physischen und psychischen Folgen für die Menschen gering bleiben, sollten sie mehr Platz haben, um sicher Zeit im Freien verbringen zu können.
Entlang großer Hauptverkehrsstraßen sollen Fahrstreifen zu Radwegen oder Mobilitätsspuren für Radfahrende und/oder dem ÖPNV markiert werden. Nicht nur der Freizeitverkehr braucht mehr Raum, auch der Berufsverkehr auf dem Rad, Lieferdienste, Busse und absehbar Krankentransporte müssen ausreichend Platz haben, um auf dem Hauptstraßennetz voranzukommen. Genau so, wie die Stadt es schon einmal für zwei Stunden auf der Hagenbrücke getan hat. Der reibungslose Verlauf hat gezeigt: Es funktioniert.
Der Umstieg vom Auto auf das Rad und die Füße muss verstetigt werden, wenn wir die Klimakrise genauso wie die Corona-Krise überstehen wollen.
Der ÖPNV muss nach der Krise wieder wichtiger Bestandteil im Mobilitätsmix werden. Dazu bietet sich heute die Gelegenheit, die nötigen Flächen zu sichern und Verkehr leiser und energieeffizienter abzuwickeln. Nie war der Handlungsdruck im Kampf gegen den Klimawandel stärker, nie die Verantwortung von Politik und Verwaltung für die Menschen größer, nie die Bereitschaft der Menschen , sich und die Gesellschaft zu wandeln, spürbarer. Wir stehen an einem Wendepunkt. Die gesparte Energie und und das aktuell entspanntere städtische Lebensgefühl zeigen, wie positiv ein ein gesellschaftlicher Wandel wirken kann.
Jetzt ist die Zeit, im Interesse der Gesundheit der Bürger Braunschweig zu gestalten und den Menschen ihre Stadt zurückzugeben.
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