Kathleen und Roswitha sind ziemlich beste Freundinnen


| Foto: Kinderhospiz Löwenherz e. V.



Braunschweig. Die zehnjährige Kathleen guckt Roswitha Ristow mit großen Augen an, dann streckt sie ihre Arme aus. Roswitha Ristow hat die Geste verstanden, hebt das Mädchen aus ihrem Buggy und nimmt es auf den Schoß. Kathleen strahlt, dann beginnt sie, zufrieden an den Fransen ihres bunten Schals zu zupfen. "Ich habe großes Glück“, sagt Roswitha Ristow, ambulante Kinderhospizbegleiterin des Kinderhospiz-Stützpunkts Löwenherz in Braunschweig, "Kathleen ist ein ganz süßes und liebevolles Mädchen, mit dem ich sehr viel Spaß habe, und auch die Mutter bringt mir ganz viel Vertrauen entgegen.“ – 100 Tage ambulanter Kinderhospiz-Stützpunkt Löwenherz in Braunschweig.

Vertrauen ist das Wichtigste, doch das muss erst einmal wachsen. Kathleen ist unheilbar krank, sie hat einen Gendefekt und kann nur eingeschränkt sehen, hören und laufen. Für ihre Mutter Vanessa David bedeutet das, dass ihre Gedanken rund um die Uhr bei ihrem Kind sind, immer bereit zu reagieren, wenn das Mädchen krampft, spuckt oder Sauerstoff braucht. "Ich habe wenig Rückzugsmöglichkeiten“, erklärt Vanessa David. "Es ist einfach in vielen Situationen sehr belastend.“ Den Besuch der Kinderhospizbegleiterin – derzeit alle drei Wochen zwei Stunden – empfindet sie deshalb als Highlight.
"Es ist toll, in Ruhe einkaufen gehen zu können oder andere ganz alltägliche Dinge zu tun, wie den Müll zusammenpacken und vor die Tür stellen. Das kann sich sonst mit einem Kind, das nicht gesund ist, schon sehr schwierig gestalten“, erzählt Vanessa David offen. Diese Offenheit bringt sie auch der ehrenamtlichen Mitarbeiterin von Löwenherz, Roswitha Ristow, entgegen. „Wir sparen schon seit einigen Jahren unseren gesamten Jahresurlaub auf, um regelmäßig ins stationäre Kinder- und Jugendhospiz Löwenherz in Syke zu fahren. Dass wir hier durch den neu eingerichteten Kinderhospiz-Stützpunkt vor Ort ambulante Unterstützung von Löwenherz bekommen, ist ein großes Glück“, betont Kathleens Mutter.

Der Stützpunkt hat vor 100 Tagen seinen Betrieb in Braunschweig aufgenommen und wird von betroffenen Eltern gut angenommen. Neben der bereits laufenden Begleitung von Familie David, gibt es weitere Anfragen, die derzeit bearbeitet werden. Im März hat der Dienst in Braunschweig mit der ersten Schulung von 14 Ehrenamtlichen begonnen, die künftig zu den Familien fahren und sie zu Hause unterstützen. Ein zweiter Kursus ist in Planung.

In dem Schulungskursus erfahren die Teilnehmerinnen in 120 Stunden beispielsweise, wie Menschen in Krisensituationen reagieren, sie lernen die Auswirkungen unterschiedlicher Krankheitsbilder von Kindern kennen und erhalten wichtige Informationen über den Umgang mit Sterben, Tod und Trauer. Auch Erstgespräche mit den Eltern, rechtliche Grundlagen und die Kommunikation sind Schulungsthemen. Denn die Aufgaben der Kinderhospizbegleiterinnen und - begleiter sind vielfältig: Sie betreuen und begleiten die schwerstkranken Kinder zu Hause, spielen mit den Geschwistern und haben ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte. Manche Eltern suchen aber auch einen einfühlsamen Gesprächspartner, der sie auf dem Weg der Krankheit und in der Trauerphase begleitet.

Die 58-jährige Roswitha Ristow hat den Befähigungskursus bei Löwenherz schon vor fünf Jahren gemacht. „Ich habe damals überlegt, was kommt, wenn die eigenen Kinder aus dem Haus sind, und ich nicht mehr berufstätig bin“, erzählt sie rückblickend. Für sie sei klar gewesen, dass sie sich sozial engagieren möchte. "Die Kinderhospizarbeit bereitet mir ganz viel Freude. Kinder sind vorurteilsfrei und bringen einem Vertrauen und Dankbarkeit entgegen“, sagt die Braunschweigerin, und erntet dafür ein Lächeln von Kathleen.

Das Angebot des im Februar eröffneten ambulanten Kinderhospiz-Stützpunktes Löwenherz in Braunschweig (www.kinderhospiz-loewenherz.de) richtet sich an alle betroffenen Familien mit einem unheilbar erkrankten Kind vor Ort und in der Region Niedersachsen Süd-Ost. Damit möchte Löwenherz den Familien eine intensivere Unterstützung ermöglichen, denn erkrankte Kinder und ihre Familien werden meist über Jahre begleitet und brauchen sehr viel Zeit und Zuwendung. Die beiden Braunschweiger Löwenherz-Koordinatoren (Isa Groth und Thomas Hübner, Tel. 0531-70744977) können schnell auf die speziellen Wünsche der Familien eingehen und ihnen sowie den Ehrenamtlichen umfassende Unterstützung vor Ort anbieten. Darüber hinaus werden bereits seit Jahren in der Region Familien über die Kooperation von Löwenherz mit sechs Erwachsenen-Hospizdiensten (aus Celle, Helmstedt, Bad Harzburg, Goslar und den zwei Vereinen in Hildesheim) begleitet.


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