"Kids auf Schwimmkurs" macht Spaß


Bei „Kids auf Schwimmkurs“ übersteigt die Nachfrage der Grundschulen das Angebot - und macht offensichtlich Spaß. Foto: Volksbank BraWo/Peter Sierigk
Bei „Kids auf Schwimmkurs“ übersteigt die Nachfrage der Grundschulen das Angebot - und macht offensichtlich Spaß. Foto: Volksbank BraWo/Peter Sierigk | Foto: Peter Sierigk



Braunschweig. Auf den wöchentlichen Schwimmunterricht in den Wasserwelten Braunschweig freuen sich die Grundschüler der Klasse 3a der Diesterwegschule schon Tage im Voraus. Welch` eine willkommene Abwechslung zum Schulalltag das ist, wird schon deutlich, wenn die Kinder voller Tatendrang mit ihrer Lehrerin Kirsten Löwner aus dem Bus steigen und ihre Schwimmtrainerin Elisabeth Schöneberg freudig begrüßen.

Keine Frage, „Kids auf Schwimmkurs“ ist ein Erfolgsmodell. Seit 2011 ist die Initiative der früheren Weltklasse-Schwimmerin Franziska van Almsick in der Region fest verankert. Durch sie haben schon 2300 Kinder das Seepferdchen geschafft. United Kids Foundations bietet den Grundschulen in der Region Braunschweig-Wolfsburg die Schwimmkurse kostenlos an. 28 Grundschulen sind bereits dabei. Das Kindernetzwerk der Volksbank BraWo kann aber längst nicht alle Wünsche erfüllen. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem. Finanziert werden die Schwimmkurse unter anderem aus Spendenmitteln der Jubiläumsaktion „1000x1000 – die BraWo Allianz gegen Kinderarmut“.

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Lehrerin Kirsten Löwner übt mit den Nichtschwimmern. Foto: Peter Sierigk



Das Konzept von „Kids auf Schwimmkurs“ ist schlüssig und hilft tragische Badeunfälle zu verhindern. Erfahrene Schwimmtrainer aus dem Vereinssport unterstützen die Lehrer wirkungsvoll. Der VfL Wolfsburg hat dabei die Federführung für das Projekt und greift in den Regionen auf Trainer der jeweils örtlichen Vereine zurück. Denn gerade die richtige Schwimmtechnik zu erlernen und zu beherrschen, hilft den Kindern, in Gefahrensituationen ruhiger und kraftsparender reagieren zu können.

Die 3a der Diesterwegschule aus Braunschweig bei ihrem Schwimmkurs: Lehrerin Kirsten Löwner ist froh, dass „ihre“ Kinder auf diesem Weg das Schwimmen lernen können. Für sie bedeutet das viel. Sie sagt: „Es ist lebenswichtig, schwimmen zu können.“ Aktuelle Erhebungen gehen davon aus, dass jedes dritte Kind über sechs Jahren in Deutschland nicht schwimmen kann. Darunter befinden sich vor allem Kinder aus Familien in sozial prekären Lagen oder mit Migrationshintergrund.

Auf den ersten Blick sind an diesem Vormittag nur fröhliche Kinder dabei. Kirsten Löwner kümmert sich um jene, die schon schwimmen können. Elisabeth Schöneberg um die, die es noch lernen müssen. Erst hinterher erzählt uns Kirsten Löwner: „Ein Kind hat die ganze Zeit draußen vor der Tür gesessen und geweint, weil es sich nicht ins Wasser getraut hat.“

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Scheu vorm Wasser: Fehlanzeige. Foto: Peter Sierigk



Elisabeth Schöneberg ist aber zuversichtlich, dass es auch in diesem Fall noch Erfolgserlebnisse geben wird. Sie ist Tainerin des Polizei SV Braunschweig und kennt die Kniffe, wie Kinder die Scheu vorm Wasser verlieren. Erst geht es um Wassergewöhnung. „Für viele Kinder ist der Besuch einer Badeanstalt in der dritten Klasse wirklich ein Ersterlebnis ist“, berichtet sie. Sie zeigt den Kindern wie mit Armen das Maul eines Krokodils nachgemacht wird, das kräftig zuschnappt. Die Kinder machen es nach. Das Wasser spritzt dabei hoch. Und niemanden stört es. Beim Nilpferd wird es schon schwerer, da ist der Mund unter Wasser und die Kinder müssen Luftblasen blubbern.

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Trainerin Elisabeth Schöneberg kümmert sich um die Schwimmer. Foto: Peter Sierigk



Beim Hai schließlich ist der ganze Kopf unter Wasser, während die Hände die Rückenflosse über Wasser imitieren. Und jetzt geht es an die richtigen Schwimmbewegungen. Ein paar Kinder sind schon richtig gut darin. „Ich habe gelernt, wie man auf dem Rücken schwimmen kann. Vorher bin dann nämlich immer untergegangen“, erzählt Karla. Und Meena sagt voller Begeisterung „Wir haben gelernt, wie man schneller voran kommt und wir haben auch Sprünge gelernt.“ Marcus hat das Seepferdchen (Sprung vom Beckenrand und 25 m Schwimmen) geschafft. Ob es für den Freischwimmer noch reicht, weiß er nicht. Gefordert ist, 15 Minuten schwimmen zu können, zwei Meter tief zu tauchen und von einem Meter Höhe ins Wasser zu springen. Auf jeden Fall möchte er jetzt häufiger zum Schwimmen gehen: „Ich habe eine kleine Schwester. Da haben wir kaum Zeit, aber ich frage meinem Onkel.“ Richtig so.

„Manchmal steht auch der Lernerfolg ein bisschen mehr im Hintergrund als einfach die Freude, sich im Wasser zu bewegen“, erklärt Elisabeth Schöneberg. Normalerweise sei es schon Ziel, dass die Kinder ein Schwimmabzeichen schaffen, aber „für manche Kinder ist das eine zu große Herausforderung. Deswegen sind wir oftmals auch stolz, wenn die Kinder nur das Seepferdchen schaffen, weil Ihnen das auch schon Selbstvertrauen im Wasser gibt.“


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