Die "Stroke Unit" in der Neurologischen Klinik des Klinikums Braunschweig hat ihre Kapazitäten um vier weitere Überwachungsbetten erweitert. Dank dieser Erweiterung auf nunmehr insgesamt zwölf Behandlungsplätze verbessert sich die Versorgung für Schlaganfallpatienten in der Region erneut deutlich. Das Klinikum investierte in den Umbau und die medizintechnische Ausstattung rund 300.000 Euro.
In der Neurologischen Akutklinik werden mehr als 4.000 stationäre Patientinnen und Patienten pro Jahr mit neurologischen Erkrankungen aller Art versorgt. Rund 1.900 davon sind Schlaganfallpatienten, davon wurden 1300 auf der Stroke Unit behandelt. Die Braunschweiger
Neurologie ist eine der größten neurologischen Akutkliniken Norddeutschlands und die einzige in der Region Braunschweig.
Statistisch gesehen ereignen sich im Einzugsgebiet Braunschweigs täglich vier bis fünf Schlaganfälle. Durch die schnelle Behandlung in einer Stroke Unit kann die Prognose für die Betroffenen nachweislich verbessert werden. "Die sehr zeitnahe Diagnostik und zielgerichtete Therapie ist die Voraussetzung dafür, dass gesundheitliche Folgen eines Schlaganfalls in vielen Fällen begrenzt, manchmal sogar ganz verhindert werden können", erläutert Chefarzt Prof. Dr. Karl Wessel.
Der Begriff Stroke Unit stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt Schlaganfallstation. Es ist eine Station mit spezieller Ausstattung zur intensiven Überwachung für Patientinnen und Patienten mit Schlaganfällen. Betroffene werden dort in den entscheidenden ersten Stunden bis wenigen Tagen nach dem Schlaganfall optimal versorgt. Bei einem Schlaganfall handelt es sich um eine Minderdurchblutung des Gehirns, die häufig zu einer unwiderruflichen Schädigung des Hirngewebes führen kann. Je früher ein Schlaganfall behandelt wird, desto größer ist die Chance, dass möglichst wenig Hirngewebe zerstört wird.
Die Braunschweiger Stroke Unit ist von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe als überregionale Stroke Unit zertifiziert. Die Ultraschalluntersuchungen der hirnversorgenden Gefäße werden direkt auf der Stroke Unit vorgenommen. Dafür stehen unter anderem moderne und sehr gut ausgestattete Ultraschallgeräte zur Verfügung.
Die Diagnostik und Therapie des akuten Schlaganfalls hat sich in den vergangenen Jahren durch Einführung der Thrombolyse entscheidend weiterentwickelt. Diese sogenannte systemische (intravenöse) Lyse-Therapie bei einem Schlaganfall, mit der versucht wird, das Gerinnsel in einem hirnversorgenden Gefäß aufzulösen, kann nur in einem Zeitfenster innerhalb der ersten 4,5 Stunden vorgenommen werden. 2013 wurden 148 Patienten lysiert, dies entspricht einer Lyse-Rate von 17 Prozent. Die Lyse und die Versorgung auf einer Stroke Unit verbessern die Prognose für das Überleben und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten entscheidend.
Allerdings gelingt die Wiederherstellung der Blutversorgung durch dieses Verfahren nicht in allen Fällen: insbesondere langstreckige Gefäßverschlüsse mit entsprechend großen Blutgerinnseln können oft nicht vollständig medikamentös aufgelöst werden - das Gefäß bleibt somit auch nach der Lysetherapie verschlossen. Für solche Patienten wurde eine besondere Kathetertechnik weiterentwickelt, die es ermöglicht, den Gefäßverschluss mechanisch wieder zu öffnen. Diese als Thrombektomie bezeichnete Methode ist jedoch kompliziert und ausschließlich spezialisierten Schlaganfallzentren vorbehalten. Allein im Jahr 2013 haben die Experten zusammen mit den Neuroradiologen des Klinikums 22 Patienten mit akutem Schlaganfall behandelt, indem sie mittels Thrombektomie Gerinnsel aus Hirnarterien entfernt haben.
Gerade für die Behandlung dieser Schwerkranken gibt es die Neurologische Intensivstation als Teil einer großen Konservativen Intensivstation. "Mittels ihrer Hilfe besteht die Möglichkeit der Behandlung von schwerstkranken, häufig bewusstlosen und beatmungspflichtigen Schlaganfallpatienten innerhalb der Neurologie" erläutert Prof. Dr. Karl Wessel.
"Unsere Schlaganfallpatienten werden innerhalb kurzer Zeit erstversorgt", erklärt der Leitende Oberarzt Dr. Andreas Ahlers, "und durch ein interdisziplinäres Team aus Neurologen, Neuroradiologen, Kardiologen, gegebenenfalls Gefäßchirurgen und Neurochirurgen sowie Logopäden, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und in der Schlaganfallversorgung speziell geschulten Pflegefachkräften weiter behandelt." Im Klinikum Braunschweig sind Fachspezialisten aus den verschiedensten medizinischen Disziplinen an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr verfügbar.