Braunschweig. Im Dezember starteten das Igor Sikorsky Kyiv Polytechnic Institute (KPI) in Kiew und die TU Braunschweig eine Forschungskooperation. Mit Radartechnik wollen die Universitäten gemeinsam Zukunftsvisionen wie autonomes Fliegen oder Gestenerfassung zur Alltagstechnik machen. Mit den Unterschriften von Professorin Angela Ittel, Präsidentin der TU Braunschweig, und Professor Mykhailo Zgurovsky, Rektor des KPI, wurde die Kooperation offiziell besiegelt. Das berichtet die TU Braunschweig in einer Pressemitteilung. Jetzt ist der Campus des KPI ein Schauplatz des Krieges, inmitten einer belagerten Stadt.
Im Schatten des Krieges klingen die Vereinbarung zwischen dem Igor Sikorsky Kyiv Polytechnic Institute und der TU Braunschweig als wären sie aus einem anderen Zeitalter. Dabei sind sie gerade einmal ein paar Wochen alt. Im Zentrum steht eine Art Technologie-Kreislauf, bei dem das KPI mit Braunschweiger Chips neuartige Simulationen und Algorithmen testet und die Erkenntnisse in den Chipdesign-Prozess zurückspiegelt. Doktoranden aus Kiew sollen für mehrere Monate nach Braunschweig kommen. Eine Gastvorlesung und sogar ein Erasmus-Agreement stehen auf dem Plan, um bereits Studierenden internationale Erfahrung zugänglich zu machen.
Flucht statt Erasmus
„Als führende technische Universität der Ukraine ist das KPI für uns ein idealer Partner, um unsere hochintegrierten Systeme zu verbessern“, erklärt Professor Vadim Issakov, der als Leiter des Instituts für CMOS Design der Motor der Kooperation ist. „Jetzt ist unsere Kooperation mehr gefragt denn je. Wir stehen in der Pflicht, alles Erdenkliche zu tun, um unseren Partner zu helfen.“ Die TU Braunschweig bündelt derzeit auf der Website „We care for Ukraine“ Unterstützung für die Ukraine. Gemeinsam mit dem Braunschweigischen Hochschulbund e.V. hat die Universität kurzerhand einen Notfonds ins Leben gerufen. Der Notfonds sammelt Spenden für aus der Ukraine geflüchtete Studierende und Forschende. Ein Patenschaftsprogramm soll den Geflüchteten darüber hinaus praktische Hilfe im Alltag geben.
Auch die TU Braunschweig hält am geschlossenen Memorandum of Understanding fest. Professor Vadim Issakov und Professorin Angela Ittel, Präsidentin der TU Braunschweig. Foto: Max Fuhrmann / TU Braunschweig
Professor Vadim Issakov: „Leider konnten nur wenige Forschende aus der Ukraine fliehen. Die, die es geschafft haben, versuchen wir jetzt bei uns unterzubringen. Ich habe etwa eine Anfrage vom KPI bekommen, vier Studierende aufzunehmen. Aktuell arbeite ich daran, sie zu immatrikulieren, eine Bleibe zu finden und sie in unsere Projekte zu integrieren. Das wichtigste ist dabei, dass die TU Braunschweig mir dabei hilft, eine Grundlage zu geben, mit der ich die Studierenden auch als HiWis einstellen kann.“
Den Bombardements trotzen
Wann wird es wieder möglich sein, gemeinsam mit der Kiewer Uni zu forschen? Zwischen den Gräueln des Krieges, wirken solche Fragen realitätsfern, so die TU Braunschweig. Und doch bleibe mehr als die Hoffnung, dass das Engagement, das die beiden Universitäten verbindet, die erschütternde Zeit nicht nur übersteht, sondern einen kleinen Teil dazu beiträgt, sie zu überwinden. Die Hoffnung, dass Gastvorlesungen, Studierendenaustausch und gemeinsame Projekte im Mittelpunkt der Kooperation stehen. Denn selbst inmitten der Bombardements hätten die Kooperationspartner in Kiew signalisiert, dass sie trotz allem das gemeinsame Forschen fortsetzen möchten.
Weitere Informationen zu We care for Ukraine gibt es hier.
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