Braunschweig. „Periodenarmut“ ist seit einiger Zeit immer wieder Thema in den Medien. Im vergangenen Jahr hat Schottland beschlossen, Hygieneprodukte wie Tampons und Monatsbinden in Universitäten und Schulen kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Das soll jetzt auch in Braunschweig passieren. Die FDP-Fraktion hat eine Anfrage gestellt, welche Kosten bei so einem Unterfangen auf die Stadt zukämen. Gleichzeitig bittet man um Prüfung der gleichen Frage für alle öffentlichen Toiletten in Braunschweig, auch die in städtischen Gebäuden.
Kostenlose Monatshygiene-Artikel in Schulen und auf öffentlichen Toiletten könnten vielen Frauen und Mädchen helfen, glaubt Carsten Lehmann. Daher hat die FDP-Fraktion die Stadtverwaltung gefragt, mit welchen Kosten sie für diverse Szenarien eines solchen Services rechnen würde. Die Antwort der Verwaltung erwartet Lehmann im kommenden Sozialausschuss am 17. Juni. In Wolfenbüttel hat das Jugendparlament kürzlich einen ähnlichen Vorschlag eingebracht, Fraktionssprecherin Christina Balder versichert jedoch, dass man nicht beieinander abgeguckt habe - die Anfrage ist in Braunschweig bereits im April gestellt worden.
"Schülerinnen können nicht mal eben die Schule verlassen"
„Es geht uns bei diesem Anliegen darum, Mädchen und Frauen zu entlasten. Wer an Hygieneprodukten sparen muss, um sich Essen zu kaufen, greift unter Umständen zu gesundheitsschädlichen Notlösungen. Aber auch Menschen, die keine finanziellen Sorgen haben, können an manchen Tagen Unterstützung gebrauchen“, erklärt Lehmann. „Gerade Schülerinnen können nicht mal eben die Schule verlassen und Tampons kaufen, wenn der persönliche Vorrat plötzlich aufgebraucht ist – und auch in anderen Situationen kann man unliebsamen Überraschungen besser begegnen, wenn man weiß, dass man Binden auf öffentlichen Toiletten findet.“
Missbrauch vorbeugen
Nun solle die Stadt natürlich nicht alle menstruierenden Menschen in Braunschweig vollständig gratis mit Monatshygiene versorgen, betont Lehmann. „Deswegen haben wir für die Rechnung eine einzige, günstige Bindenvariante zugrunde gelegt. Das ist besser, als gar kein Produkt zur Verfügung zu haben, verleitet aber weniger zum Diebstahl als ein breites Portfolio der Lieblingstamponmarke.“ Um Missbrauch weiter vorzubeugen, könnte gerade in Schulen beispielsweise ein Vorrat an beaufsichtigten Orten wie dem Sekretariat deponiert werden.
„Wir können nicht wollen, dass Frauen und Mädchen sich mangels Alternativen mit Toilettenpapier oder Socken behelfen oder Schülerinnen gar dem Unterricht fernbleiben, weil sie sich schämen“, sagt Lehmann. Und so wie Toilettenpapier und Seife gehörten Periodenprodukte zu den notwendigen Hygieneartikeln, die auf Toiletten verfügbar sein sollten.
Sollte die Kostenschätzung sich in einem angemessenen Rahmen befinden, plant die Fraktion, die Umsetzung in der einen oder anderen Abstufung zu beantragen.
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