Kritik nach Evakuierung beim Schloss-Spektakel

von Robert Braumann


Mehrere E-Mails und Anrufe erreichten die Redaktion am Sonntag und Montag. Besucher der Schloss-Spektakels beklagten, dass man sie nicht vernünftig evakuiert hätte. Foto: Jan Borner
Mehrere E-Mails und Anrufe erreichten die Redaktion am Sonntag und Montag. Besucher der Schloss-Spektakels beklagten, dass man sie nicht vernünftig evakuiert hätte. Foto: Jan Borner | Foto: Jan Borner



Braunschweig. Mehrere E-Mails und Anrufe erreichten die Redaktion am Sonntag und Montag. Besucher der Schloss-Spektakels beklagten, dass man sie nicht vernünftig evakuiert hätte. Vielmehr wären sie zum Verlassen des Geländes aufgefordert worden und hätten schauen müssen, wie es dann weitergeht. RegionalBraunschweig.de hat sich mit Betroffenen unterhalten und Veranstalterin Beate Wiedemann zu den Vorfällen befragt. 

Besucherin Ursula Voigts beschrieb, dass sie Zuflucht unter der Okerbrücke auf dem Gelände gesucht hätte, mit ihr wären dort um die 40 Personen gewesen. Auch eine verzweifelte Mutter mit Kleinkind. "Wir waren froh, diese Zufluchtsstätte unbeschadet erreicht zu haben, da wurden wir nach einigen Minuten von einem Mann mit weißem Hemd und schwarzer Hose, der offensichtlich ein Angestellter war, aufgefordert sofort unter der Brücke hervorzukommen. Wir erhofften uns Hilfe, als wir jedoch oben waren, schickte er uns durch ein Eisengitter und sagte, wir müssten jetzt alle sofort das Gelände verlassen. Wir waren fassungslos... Eben noch relativ sicher unter Brücke fanden wir uns jetzt zwischen den ganzen umgestürzten Bäumen im Gewitter und im Sturm wieder und rannten um unser Leben. Bis wir die Kennelbrücke erreichten. Wie durch ein Wunder st nichts passiert. So eine Ungeheuerlichkeit ist einfach nicht fassbar. Völlig unverständlich und unmenschlich..."

Mehrere Vorwürfe


Ähnlich beschreibt es Judith L.: "Wir waren mit unseren Kindern im unteren Teil des Schlossspektakels als das Gewitter einsetzte. Ich kann bestätigen, dass die "Evakuierung" des Parks völlig unprofessionell verlief und die Lebensgefahr, in der sich viele Besucher befanden durch umstürzende Bäume und herumgewirbelte Bühnen- und Zeltelemente noch vergrößerte. Mein Mann wurde mit den Kindern (zwischen vier und elf Jahren) aufgefordert, den Park am unteren Seitenausgang zu verlassen. Dieser Aufforderung widersetzte er sich, da er es für sicherer hielt, über die freie - baumlose - Fläche hoch zur Wolfenbütteler Strasse zu gelangen. Ich selbst hatte mich mit unserem  völlig durchnässten und auskühlenden acht-monate-alten Säugling in ein Auto von jemandem von der Veranstaltung gerettet, der im Starkregen Bühnen-Equipment abbaute. Auf mein Bitten hin, mich zum Schloß hoch zu fahren, sagte er, dass er das nicht tun werde, er habe hier teueres Equipment abzubauen." Erst als ihn ein Funkspruch erreicht hätte, dass er zum Schloss Richmond kommen soll, wäre er endlich aufgebrochen. Weitere Leser berichten, dass sie den Weg zur Kennelbrücke mitten durch das Gewitter hätten antreten müssen. Äste seien herabgefallen und hätte auch Personen leicht verletzt. Allerdings ist auch immer wieder die Rede davon, dass das Gewitter von jetzt auf gleich da gewesen wäre und man sich auch im Nachhinein fragen würde, wie man es hätte besser lösen können.

"Alles menschenmögliche getan"


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Die Zelte beim Schloss-Spektakel wurden komplett zerstört. Foto: Jan Borner



Beate Wiedemann, Veranstalterin, Kultur im Zelt, sagte: "Wir haben ein Sicherheitskonzept für den Fall eines drohenden Gewitters erarbeitet. Das Konzept sah eine ständige Überwachung der Wetterdienste vor. Bei einem drohenden Unwetter beträgt die Evakuierungszeit etwa 20 Minuten. Es war vorgesehen die Besucher mit einer Megafondurchsage zu informieren. Da bei weitem nicht genug Besucher im Schloss Unterschlupf findet können, sind waren Brücken in der näheren Umgebung als Schutzunterstand vorgesehen. Die Besucher im unteren Bereich sollten über den Kennelweg zur Echobrücke gehen und die im oberen Bereich über die Wolfenbüttler Straße. Da ja das gesamte Wochenende eine unsichere Wetterlage herrschte, haben wir die Besucher bereits beim Betreten des Geländes mit einen Schreiben über die wichtigsten Schritte im Falle eines Unwetters informiert. Als wir die Evakuierung beschlossen hatten und gerade die Maßnahmen einleiten wollten, begann bereits der Orkan. Das Wetter schlug mit einem Sandsturm in Sekunden um. Der Sturm war wesentlich stärker, als wir es uns jemals hätten vorstellen können. Der Kennelweg war sofort durch umgefallene Bäume und durch die Gegend fliegende Äste blockiert, so dass wir ihn als Rettungsweg nicht mehr nutzen konnten. Wir haben die Besucher dann über die Wiese nach oben geschickt. Eine Servicekraft hat den Gästen anfänglich den Zutritt zum Schloss verweigert, was wir aber nach wenigen Minuten klären konnten.

Weitere Nachforschungen angekündigt


Wir haben dann so viele Personen wie möglich im Schloss und in Fahrzeugen evakuiert. Das größte Problem war, dass viele Menschen ihr Hab und Gut nicht zurück lassen wollten oder unter den Bäumen Unterschlupf gesucht hatten und wir Mühe hatten, sie dazu zu bewegen die Plätze unter den Bäumen im Freien zu verlassen. Unser gesamtes Team, viele Freunde und viele der anwesenden Künstler, die in der Nähe waren haben alles gegeben um den Menschen zu helfen und Ihre eigene Sicherheit hinter die der Gäste gestellt. Dafür sind wir sehr dankbar! Wir danken hier auch ausdrücklich der Stadt Braunschweig, die sehr konstruktiv mit uns auf unseren Veranstaltungen das Thema Sicherheit diskutiert und nach vernünftigen Lösungen sucht. Eine Künstlerin, die sich im Krankenhaus befindet wird morgen entlassen. Wir haben sie heute besucht. Sie hat eine Gehirnerschütterung und eine Prellung an der  Schulter. Zu den konkreten Vorwürfen ergänzte sie: "Den Vorwurf, dass die Menschen aufgefordert wurden den sicheren Ort den sie gefunden hatten  zu verlassen, habe ich mehrfach gelesen. Ich kann das in keinster Weise nachvollziehen. Alle Mitarbeiter und Helfer unseres Teams waren damit beschäftigt alles menschenmögliche zu tun und sichere Plätze in Autos und im Schloss für die Besucher zu finden. Ich verstehe nicht, dass irgendjemand sich anders verhalten konnte. Im weißen Hemd und schwarzer Hose waren die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes gekleidet. Ich habe mit der Firma Kontakt aufgenommen und um eine Klärung gebeten, wer sich aus welchem Grund so verhalten hat. Auch im Fall von Judith L. werde sie weiter nachforschen. Das Ergebnis lesen Sie dann auf RegionalBraunschweig.de. Es tue ihr in jedem Fall sehr Leid, wenn Menschen in Gefahr geraten wären, aber man habe alles versucht, um die Situation irgendwie zu entschärfen.

Dieser Artikel wurde am 28. Juli 2016 geändert. Betroffen hiervon ist die Anonymisierung eines Namens in einem Fall.


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