Mehr Fahrgäste erwartet: Stadtbahnen sollen breiter werden

Die Lage und der Abstand der Gleise müssten teilweise noch an breitere Fahrzeuge angepasst werden.

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Symbolbild | Foto: regionalHeute.de

Braunschweig. Die Braunschweiger Stadtbahnen sollen künftig eine Fahrzeugbreite von 2,65 Metern haben. Die Verwaltung schlägt dem Rat zu seiner Juli-Sitzung vor, einen Grundsatzbeschluss zu fassen, auf dessen Basis Stadtverwaltung und Verkehrs-GmbH bis 2022 ein Konzept erarbeiten. Bisher sind die Straßenbahnen in Braunschweig 2,30 breit. Es werden in den kommenden Jahren deutlich mehr Fahrgäste erwartet.

Bis 2030 ist das in den Planungen zum Stadtbahnausbaukonzept bereits berücksichtigt. Klimaschutz und Mobilitätswende werden aber auch nach 2030 zu wachsenden Fahrgastzahlen führen. Der bestehende Fahrzeugpark mit 2,30 Meter breiten Fahrzeugen wird die Fahrgäste bei der derzeitigen Taktung langfristig nicht aufnehmen können. Breitere Fahrzeuge können mehr Fahrgäste aufnehmen. Somit lassen sich zusätzliche Fahrzeugbeschaffungen und zusätzlicher Personalbedarf vermeiden oder diese, sofern eine Beschaffung langfristig dennoch nötig wird, besser optimieren. Dies berichtet die Stadt Braunschweig.

Auswirkungen hätte ein solcher Grundsatzbeschluss auf das Schienennetz. Die in Braunschweig bestehende Spurweite von 1.100 Millimetern bliebe bestehen. Breitere Fahrzeuge könnten auf dieser Spurweite fahren. Für den Einsatz breiterer Fahrzeuge müssten aber die Lage und der Abstand der Gleise passen. Bei über 15 Kilometern des Stadtbahnnetzes sei das bereits gewährleistet. Das Konzept solle ermitteln, wie die Anpassungen im Gleisnetz und in den betroffenen Straßen konkret realisiert und finanziert werden können. Dabei würden auch Fördermöglichkeiten berücksichtigt. Bei den Neubaustrecken für den Stadtbahnausbau und bei aktuellen Sanierungsmaßnahmen wird bereits der mögliche Einsatz breiterer Fahrzeuge berücksichtigt.

Längere Fahrzeuge keine Alternative


Verwaltung und BSVG müssten außerdem die Weichen für künftige Neuanschaffungen von Straßenbahnen stellen. Stadtbahnfahrzeuge seien in der Regel 30 Jahre im Einsatz. Entsprechend lange wirken Entscheidungen von heute in die Zukunft nach. Außerdem habe die Bestellung von Stadtbahnen eine lange Vorlaufzeit. So stehe bereits 2027 der Kauf von zwölf neuen Stadtbahnen an, optional kommen sieben weitere mit dem angestrebten Stadtbahnausbau dazu. Ab 2037 sei der nächste Austausch von zwölf älteren Fahrzeugen vorgesehen. "Wir rechnen auch für die Zeit nach 2030 dank Angebotsverbesserungen und Stadtbahnausbau mit einer Zunahme des ÖPNV", erläutert Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer. Schon jetzt sei die Entwicklung dynamisch, zwischen 2009 und 2019 seien die Nutzerzahlen von 35,5 auf 41,1 Millionen gestiegen. "Bis 2030 werden wir die stärkere Nutzung mit den derzeitigen Fahrzeugen auffangen können. Danach kommen wir an Kapazitätsgrenzen und stehen angesichts der langen Vorlaufzeiten schon jetzt vor der Aufgabe, uns darauf vorzubereiten." Daher bereits jetzt der Vorschlag für ein Konzept.

Die Möglichkeit, statt breiterer Fahrzeuge längere Fahrzeuge zu kaufen sei nicht praktikabel, erläuterte BSVG-Geschäftsführer Jörg Reincke. Es fehle in der Stadt schlichtweg der Platz, die Haltestellen zu verlängern. Auch der Werkstattbereich des Stadtbahnbetriebshofs müsste dann grundlegend umgebaut werden. Taktverdichtungen, die ebenfalls denkbar wären, führten zu höherem Fahrzeugbedarf und höheren Betriebskosten, nicht zuletzt durch mehr Personal. Die Anschaffung von breiteren Fahrzeugen würde ebenfalls zu Mehrkosten führen, diese würden im Vergleich allerdings geringer ausfallen, so Reincke.

Gleise müssen angepasst werden


Die Verkehrs-GmbH rechne mit etwa zehn Prozent Mehrkosten für breitere Stadtbahnfahrzeuge gegenüber den derzeitigen 2,30 Meter breiten Fahrzeugen. Insgesamt sei diese Lösung jedoch wirtschaftlicher, so der Stadtbaurat, das zeichne sich jetzt bereits deutlich ab. Am deutlichsten zeige sich dies bei der jetzt vorgeschlagenen Verbreiterung auf 2,65 Meter. Auch 2,40 und 2,50 Meter seien geprüft worden. Möglichst frühzeitig ein Konzept zu entwickeln sei dabei auch aus Fördergesichtspunkten zwingend, so der Stadtbaurat. Liege ein solches Konzept vor, werde der Kauf von Fahrzeugen zu 50 Prozent vom Land gefördert und auch die Umbauten könnten dann grundsätzlich bezuschusst werden. Zusätzlich würde eine Förderung über den Regionalverband geprüft.



Bisher seien etwa 15 von insgesamt etwa 40 Kilometern Stadtbahnnetz für Fahrzeuge mit einer Breite von 2,65 Metern ausgelegt, sagte Reincke. Dabei spiele die Braunschweiger Besonderheit einer Spurbreite von 1.100 Millimetern keine Rolle. Die künftigen Fahrzeuge hätten eine besondere "Taillierung", würden sich nach oben hin verbreitern und damit dort mehr Raumvolumen bieten, wo es für die Fahrgäste gebraucht werde. In Höhe der Schienen und Bordsteinkanten seien die Fahrzeuge weiterhin 2,30 Meter breit. In den bisher nicht angepassten Gleisabschnitten könnten sich die breiteren Fahrzeuge nicht begegnen, weil der Abstand zwischen den beiden Gleiskörpern ("Lichtraum") zu schmal sei. Beispiele sind die Gliesmaroder Straße oder die Leonhardstraße. Diese Stellen müssten bei künftigen Sanierungen über die Jahre entsprechend umgebaut werden, um nach und nach das ganze Netz anzupassen.

Im Rahmen des Fahrzeug- und Infrastrukturkonzepts solle geprüft werden, auf welchen Abschnitten idealerweise begonnen werden solle mit einem Umbau solcher Stellen, damit dort ab 2027 dann die ersten neuen Bahnen fahren können, so Leuer. Ersten Überlegungen zufolge könnten das insbesondere die Nord-Süd-Linien 1, und 10 sowie die von den ersten Abschnitten des Stadtbahnausbaus voraussichtlich betroffenen Linien 2 (Verbindung zur Campusbahn) und 4 Radeklint – Rautheim) sein, die gemeinsame Abschnitte mit den Linien 1 und 10 sowie die Anbindung des Betriebshofs sicherstellen.

Es sei möglich, dass die Umbaumaßnahmen dazu führten, dass in den Straßenraum eingegriffen werde, sagte Heinz-Georg Leuer. Alle solche Vorhaben würden im Rahmen der üblichen Straßen- und Verkehrsplanung dem Rat und der Öffentlichkeit vorgelegt. Nicht eingeschränkt werde die nach wie vor gemäß Ratsbeschluss bestehende Option, für eine eventuelle Reaktivierung der Pläne für eine Regiostadtbahn zwischen Gifhorner Straße mit einer Spurbreite von 1.435 Millimetern zu bauen. Diese Option bleibe bestehen, so Leuer.


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