Braunschweig. Anlässlich geplanter Kürzungen im Bereich der Migrationsarbeit veranstalteten die Migrationsberatungsstellen für erwachsene Zuwanderer (MBE) einen bundesweiten Aktionstag, so auch die AWO-Migrationsberatung in Braunschweig. Dies geht aus einer Pressemitteilung der AWO hervor.
Martin Stützer, Leiter der AWO-Migrationsberatung, lud Politiker, Mitarbeiter und Ratsuchende der Migrationsberatung an einen gemeinsamen Tisch ein. Ziel war es, über die Leistungen der MBE zu informieren, ihre sozialpolitische Relevanz aufzuzeigen und die Notwendigkeit einer finanziell bedarfsgerechten Ausstattung hinzuweisen.
Dies gelang dadurch, dass zahlreiche Ratsuchende zu Wort kamen und trotz mancher Sprachhürden den Mut fanden, über ihre persönlichen Erfahrungen zu berichten.
Wichtige Hilfe
Die AWO-Mitarbeiter helfen nicht nur bei Sprachproblemen, sondern auch in allen Lebenslagen. „Die AWO hilft bei Problemen mit den Krankenkassen, und sogar bis zum Kindergarten ist ein Dolmetscher mitgegangen“, berichtet Olesya aus Russland. Und das Kind habe sogar eine Schultüte und ein Weihnachtsgeschenk erhalten.
Bürokratie, Sprache und finanzielle Probleme seien die größten Hürden für die Neuankömmlinge. Sasa aus Bosnien hat ein 150-seitiges Buch herausgebracht nur mit dem E-Mail-Austausch mit Behörden über ein Jahr. Bridget aus Ghana, Mutter eines 2-jährigen Jungen, kann keinen Sprachkursus absolvieren, da sie keine Betreuung für ihr Kind findet. Auch wolle das Jobcenter ihre Gasrechnung nicht übernehmen und die Tafel habe sie abgewiesen. Sasa wurde zunächst ein Kunststudium verwehrt, da sie das anspruchsvolle Sprachniveau C1 nicht erreichte.
Erfolgsgeschichte Migartionsberatung
Aber auch Erfolgsgeschichten wurden erzählt darüber, wie die Ratsuchenden nach und nach Fuß fassten, anderen Migranten beim Ankommen halfen, für diese nun selbst Sprach- und Yogakurse gaben. Julia aus Russland fasste ihre Erfahrungen so zusammen: „Ich war so dankbar, dass es sowas wie die AWO gibt! Was für ein Glück!“
Bürgermeisterin Christina Antonelli-Ngameni sagte im Anschluss: „Es ist wichtig, die einzelnen Perspektiven kennenzulernen.“ Das Buch über den E-Mail-Austausch findet sie „wunderbar. Man braucht Kunst und Kultur, um den Spiegel vorzuhalten.“
Der Bundestagsabgeordnete Viktor Perli (Linke) fand: „Die Beispiele zeigten, welche Schwierigkeiten auf dem Tisch liegen und welche Hilfe geleistet wird, um zu integrieren. Es geht nicht, dass man bei Beratern und Klienten jedes Jahr aufs Neue Angst auslöst durch die Androhung von Kürzungen.“
SPD-Bundestagsabgeordneter Dr. Christos Pantazis bestätigte: „Ich sage deutlich: Die Kürzungen gehen nicht. Wir verzichten auf Potenzial!“ Er werde sich, wie bereits im vergangenen Jahr, wieder für die Migrationsberatungsstellen stark machen. Aber: „Es wird durch die Rahmenbedingungen in diesem Jahr deutlich schwerer werden als letztes Jahr.“
Martin Stützer, Leiter der Braunschweiger AWO-Migrationsberatung, bedankte sich bei den Ratsuchenden für ihren Mut, trotz mancher Sprachbarrieren vor einer so großen Runde zu sprechen.
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