Braunschweig. Wenige Wochen nach der Präsentation des Siegerentwurfs zum geplanten Haus der Musik durch Familie Knapp und Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum hat sich die Braunschweiger CDU-Ratsfraktion gegen die Pläne ausgesprochen. Stattdessen schlägt sie einen Neubau auf dem Gelände des alten Omnibusbahnhofs am Europaplatz vor. Das berichtet der Arbeitsausschuss Innenstadt Braunschweig (AAI) in einer Pressemitteilung und kritisiert dies gleichzeitig.
Olaf Jaeschke, Vorstandsvorsitzender des Arbeitsausschuss Innenstadt, dazu: „Es überrascht mich sehr, dass die Ratsfraktion der CDU das grundlegende Konzept vom Haus der Musik so einfach vom Tisch wischt.“ Das Haus der Musik schließe einen großen Leerstand und werde ein wichtiger Frequenzbringer in der Braunschweiger Innenstadt sein. „Unsere Innenstadt lebt von einem breiten Angebotsmix und den Synergien, die sich daraus ergeben. Wer ein Konzert oder die Musikschule im Haus der Musik besucht, der geht vorher noch etwas essen oder schaut sich in den Geschäften um“, so Jaeschke weiter.
"CDU selbst Befürworter"
„Von einem zentralen Standort in der Innenstadt profitieren also viele Akteure, nicht nur das Haus der Musik selbst. Deshalb haben wir einen Standort in der Innenstadt von Anfang an befürwortet.“ Damit sei der AAI nicht alleine. Auch die IHK, der Handelsverband, der ATB und der DEHOGA haben sich klar für diese Lösung ausgesprochen. Auch die CDU selbst war Befürworter für die Nutzung eines Leerstands.
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Der von der CDU-Fraktion nun vorgeschlagene Neubau am Europaplatz verfehle die Ziele. Er liege ohne Anbindung an die Fußgängerzone in einem städtebaulich ganz offensichtlich isolierten Randbereich der Innenstadt, umringt von Straßen, Schienen und der Oker. „Das wird der Verantwortung für unsere Stadt nicht gerecht. Wer findet eine Stadt mit verödeter Innenstadt attraktiv?“, so Jaeschke. Die zunehmende Zahl der Leerstände sei offensichtlich, die Frequenzen unter Druck. Auf die Frage, wie die Innenstadt belebt werden soll, gebe der Vorschlag keine Antwort. „Wer behauptet, es fänden sich von alleine auf dem Markt andere attraktive Lösungen, der geht nicht mit offenen Augen durch die Stadt und hat die städtische Innenstadtstrategie nicht gelesen oder nicht verstanden“, kritisiert Jaeschke.
"Keine zeitliche Verzögerung"
Der Arbeitsausschuss Tourismus Braunschweig (ATB) schließt sich der Kritik des AAI an. Ergänzend heißt es: "Der ATB setzt sich für neue Reiseanlässe zur Stärkung des Tourismus ein, gerade Events und Musikveranstaltungen sind bedeutende Motive für eine Städtereise, von denen auch andere kulturelle Einrichtungen, Gastronomie und Einzelhandel profitieren. Vor allem darf es durch eine neue Diskussion um den Standort keine zeitliche Verzögerung geben, um als Städtereiseziel wettbewerbsfähig zu bleiben. Gerade seien die Leerstände und die Auswirkungen des wegen Umbaus weitgehend geschlossenen Landesmuseums und der seit Monaten geschlossenen Burg Dankwarderode spürbar, viele Touristen zeigen sich enttäuscht und üben Kritik am Erscheinungsbild der Innenstadt."
Umgang mit der Familie Knapp
Erstaunt zeigt sich der AAI-Vorstand auch zum Umgang mit der Familie Knapp, die in die aktuellen Planungen mit der Stadt viel Geld und Zeit investiert hat. „Dass Familie Knapp nun aus der Zeitung erfahren muss, dass ihr Engagement in Millionenhöhe nicht gewünscht ist, ist für uns absolut unverständlich“, sagt Jaeschke. „Wir hoffen sehr, dass die CDU ihre Haltung noch einmal überdenkt. Auch als wertschätzendes Zeichen für private Investoren, die sich für die Zukunft unserer Stadt engagieren wollen.“
Beteiligung in zweistelliger Millionenhöhe
Zu diesem Punkt heißt es ergänzend in einer Pressemeldung der Ratsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen: „Das Angebot von Familie Knapp, eine gemeinnützige Stiftung zu gründen und sich am Umbau und an Teilen des Betriebs zu beteiligen, ist untrennbar mit dem Standort Gewandhaus verbunden. Wer diese Lösung infrage stellt, stellt auch die Einbindung der Stiftung infrage. Wir reden hier nicht nur über Symbolik, sondern über eine finanzielle Beteiligung in zweistelliger Millionenhöhe. Wer das leichtfertig aufs Spiel setzt, muss sich fragen lassen, wie ernst es ihm mit verantwortungsvoller Haushaltspolitik wirklich ist“, warnt Leonore Köhler, Fraktionsvorsitzende und finanzpolitische Sprecherin der Grünen.
Allerdings sieht man bei den Grünen auch offene Fragen hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit, zur tatsächlichen Auslastung und vor allem zu den laufenden Betriebskosten. "Angesichts der angespannten Haushaltslage müssen wir sehr genau hinschauen. Wir erwarten, dass die Verwaltung ein entsprechendes Konzept vorlegt, welches den städtischen Haushalt nicht dauerhaft belastet. Zudem ist im Ratsbeschluss festgelegt, dass das Projekt nicht zulasten anderer Vorhaben der Stadt, wie dem Stadtbahnausbau gehen darf. Das gilt natürlich weiterhin“, so Köhler.