Braunschweig. Im April kündigte die Stadt Braunschweig an, dass der Spielplatz an der Saarlouisstraße in Lehndorf umfassend neugestaltet wird. Doch ein Detail ruft jetzt den Protest einiger betroffener Familien hervor: der Austausch des Sands als allgemeine Grundfläche durch Holzhackschnitzel. In einem Schreiben an die Presse wird die Stadt scharf kritisiert, diese weist die Vorwürfe aber zurück.
Bereits in der Pressemitteilung zur Ankündigung der Umgestaltung hatte die Stadt betont, dass die neue Spielfläche mit Holzhackschnitzeln befüllt werde, um die Teilhabe körperbehinderter Kinder und mobilitätseingeschränkter Personen zu gewährleisten. Dieses Fallschutzmaterial kombiniere falldämpfende Eigenschaften mit inklusiver Berollbarkeit. Die Verfasserin des Schreibens (Name ist der Redaktion bekannt) hält diese Argumente für vorgeschoben. Man habe begonnen Unterschriften zu sammeln und wolle um den Erhalt des Sandes kämpfen.
Beliebt über Lehndorf hinaus
Der Spielplatz sei gerade wegen seiner großen Sandfläche äußerst beliebt bei den Kindern aus Lehndorf, aber auch aus anderen Stadtteilen Braunschweigs, heißt es in dem Schreiben. Es seien Kinder bis 10 Jahre, die hier täglich leidenschaftlich große Bauwerke im Sand bauten. Grundschulkinder träfen sich regelmäßig nach der Schule auf dem Spielplatz um zu buddeln und zu bauen.
Wurden die Kinder gefragt?
Die Verfasserin kritisiert nun, dass zwar Kinder bei der Neugestaltung des Spielplatzes mit einbezogen wurden, der Austausch des Sandes dabei aber nicht thematisiert worden sei. Rainer Keunecke, Pressesprecher der Stadt Braunschweig, widerspricht dieser Aussage auf Anfrage von regionalHeute.de: "Das trifft nicht zu. Bei der Kinderbeteiligung für die Umgestaltung des Spielplatzes Saarlouisstraße wurde explizit gefragt, was erhalten bleiben soll. Dabei wünschten die Kinder ausdrücklich, den Sand in der vorliegenden Form zu entfernen. Bei der Frage `Was machst Du gern auf Spielplätzen?´ wurde das Sandspiel nicht erwähnt. Bei der Frage nach dem Aussehen des zukünftigen Spielplatzes äußerten die Kinder den Wunsch nach einem `Sandkasten – klein´. Diese Ergebnisse wurden der Planung zugrunde gelegt. Die Kinder wünschten sich also keinen großen Sandspielbereich. Er war für sie eher marginal."
Bei der Kinderbeteiligung seien die Wünsche der Mädchen und Jungen für das zukünftige Spielangebot gesammelt worden. Die Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung hätten dabei in erster Linie zugehört. Nur wenn Wünsche nur schwer oder gar nicht realisierbar sind, habe man den Kindern die Gründe erklärt.
Geht es nur um Kosten?
Ein weiterer Kritikpunkt des Schreibens ist, das Argument Barrierefreiheit sei nur vorgeschoben, um die Sparmaßnahme „Holzhackschnitzel statt Sand“ durchzusetzen. Letztlich gehe es der Stadt nur um Kosten. Rainer Keunecke widerspricht auch hier: "Diese Behauptung trifft ebenfalls nicht zu. Holzhackschnitzel kombinieren als Fallschutzmaterial falldämpfende Eigenschaften mit inklusiver Berollbarkeit, also etwa durch einen Rollstuhl. Daher gewährleisten sie die Teilhabe körperbehinderter Kinder und mobilitätseingeschränkter Personen. Außerdem will die Stadt mit natürlichen Ressourcen sorgsam umgehen. Sand ist eine endliche und inzwischen auch knappe Ressource und ein sogenannter Primärbaustoff, Holz dagegen ein nachwachsender Rohstoff."
Die Fragen, warum Hackschnitzel günstiger als Sand sind und wie viel sich jährlich bei einem Spielplatz in der Größe des genannten sparen lasse, ließ die Stadt allerdings unbeantwortet.
Wirklich barrierefrei?
Die Verfasserin des Schreibens zweifelt zudem an, dass man mit einem Rollstuhl auf Hackschnitzeln deutlich besser vorankomme als auf Sand. Auch hier widerspricht der Stadtsprecher. Eine von der Verfasserin als Beweis genannte Quelle beziehe sich auf Rindenmulch beziehungsweise Hackschnitzel, die in dieser Qualität in Braunschweig nicht verwendet würden. Das Fallschutzmaterial, das in Braunschweig verbaut werde, gelte als berollbar und inklusiv nutzbar.
Keunecke betont aber auch noch einmal, dass die Holzhackschnitzel vor allem als Fallschutzmaterial dienten. Dies sei aus Sicherheitsgründen bei Spielgeräten notwendig. "Liegt überall Sand, animiert dies Kinder dazu, auch innerhalb der Fallschutzbereiche zu buddeln. Kommt es dabei zu einem Sturz, könnte dies gravierende Folgen haben, von freigelegten Fundamenten der Spielgeräte und einer zu geringen Sandschicht ganz abgesehen", so Rainer Keunecke. Fallschutzbereiche seien keine Spielbereiche.
Planung noch änderbar?
Auch die genannte Unterschriftensammlung dürfte wenig Erfolgsaussichten haben. Auf unsere Frage, inwieweit Änderungen an den Planungen noch möglich seien und welche Voraussetzungen dafür erfüllt werden müssten, heißt es lediglich: "Es ist nicht vorgesehen, die Planung, die wie geschildert auf den Wünschen der Kinderbeteiligung fußt, zu ändern."