Braunschweig. Ein Zugmarschall mit Tränen in den Augen, weinende Kinder in bunten Kostümen, ein fassungsloser Oberbürgermeister, die Stadt gefüllt mit Polizisten und viele Menschen in Angst – die Bilder nach der Absage des Schoduvel nach einer Terrorwarnung sind sofort wieder präsent, wenn man an das Thema denkt. Am 11.11 um 11:11 Uhr, startet die neue Karnevalsaison deshalb unter besonderen Voraussetzungen.
Bereits am kommenden Montag wird Oberbürgermeister Ulrich Markurth die Schirmherrschaft für das bunte Treiben übernehmen. Er sagte gegenüber NDR.de: "Wir wollen in diesem Jahr nach der Trauer und Enttäuschung über die Absage im vergangenen Jahr umso mehr ein großes Fest des Frohsinns, der Vielfalt und des Miteinanders feiern". Doch auch der Terror wird an diesem Tag mitfahren – als riesiges Styropor-Gespenst auf einem Wagen. Zugmarschall Gerhard Baller hatte bereits direkt nach der Absage gesagt: "Jetzt erst Recht", man werde sich dieses Fest nicht kaputt machen lassen.
Gerhard Baller musste traurig die Absage akzeptieren. Foto: Thorsten Raedlein
Unter diesem Motto wird auch in diesem Jahr der Karneval in Braunschweig gefeiert. Dem NDR sagte Baller, dass er keine Angst habe im Zug mitzufahren. Auch auf der Straße habe er die Gefahr eines Verkehrsunfalls, er vertraue auf die Einsatzkräfte, die sicherlich alles tun würden, um einen reibungslosen Ablauf gewährleisten zu können.
Polizei warnt vor Trittbrettfahrern
Joachim Grande, Pressesprecher Polizei Braunschweig, sagte im Gespräch mit regionalBraunschweig.de, dass es im Moment keinerlei Hinweise darauf gäbe, dass sich so etwas wie beim letzten Schoduvel wiederholen würde. Man stünde im engen Kontakt mit den verschiedenen Behörden, wie zum Beispiel dem LKA oder dem Verfassungsschutz. Das Sicherheitskonzept werde eng mit allen Beteiligten abgesprochen und angepasst. Die Polizei geht aber davon aus, dass es in diesem Jahr Trittbrettfahrer geben könnte, die für ähnliche Schlagzeilen sorgen wollen. "Wir haben das ganz genau im Auge und werden angemessen auf so etwas reagieren", so Grande.
Sponsoren zeigen sich spendabel
Dankbar haben die Veranstalter auch die Statements der drei Hauptsponsoren aufgenommen.
Nach der Absage feierten einige Karnevalisten in der Stadthalle. Foto: W. Heise
“Der Verzicht auf eine Rückforderung von Sponsoring- Beträgen, der ja nicht selbstverständlich ist, ist eine große Hilfe. Diese Solidarität tut uns gut, sie baut auf. Wir sehen sie auch als Dankeschön an die vielen Helfer und Freunde des Karnevals in Braunschweig und für die Mühen, die ein Jahr Vorbereitung auf den Schoduvel mit sich gebracht haben”, so der diesjährige Komitee-Sprecher und Präsident der Mascheroder Karnevalgesellschaft, Jürgen Buchheister. "Wir haben uns sehr auf den Karnevalsumzug gefreut, hatten Gäste eingeladen und wollten gemeinsam die ganz besondere Stimmung beim größten Umzug Norddeutschlands genießen. Die Absage hat uns sehr betroffen gemacht. Aber uns war auch sofort klar: Jetzt erst recht – wir stehen zum Braunschweiger Karneval und freuen uns auf 2016" sagte Werner Schilli, Mitglied des Vorstandes der Braunschweigischen Landessparkasse. Peter Lehna, Geschäftsführer der Hofbauhaus Wolters GmbH, äußerte sich wie folgt: "Für uns ist Braunschweig ohne Karneval und Prinzensud gar nicht vorstellbar. Die Absage des Karnevalsumzuges hat uns sehr traurig gemacht, aber selbstverständlich geht die Sicherheit vor. Auch für uns gilt: Jetzt erst recht! Wir bleiben dem Braunschweiger Karneval verbunden und werden am 11.11.2015 den neuen Prinzensud ausschenken." Auch die Nordzucker AG hatte auf ein Zurückfordern des Sponsoringbetrags verzichtet.
Was wurde aus der Terrorwarnung?
Drei Monate nach der Absage des Schoduvels wegen einer einer Terrorwarnung hatte die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen eingestellt. Die Ermittlungen hätten insbesondere nicht ergeben, dass ein Anschlag konkret geplant war. Es gab auch keine konkreten Hinweise auf einen Tatverdächtigen oder einen islamistischen Hintergrund, teilte die Staatsanwaltschaft Hannover im Mai mit.
Die Absage von 2015 im Video:
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