Stadt setzt bei dienstlicher Mobilität auf Klimaschutz und Digitalisierung


Oberbürgermeister Ulrich Markurth legt dem Rat der Stadt ein Konzept für die dienstliche Mobilität der Stadt Braunschweig vor. Foto: Alexander Panknin
Oberbürgermeister Ulrich Markurth legt dem Rat der Stadt ein Konzept für die dienstliche Mobilität der Stadt Braunschweig vor. Foto: Alexander Panknin

Braunschweig. „Von der traditionellen Fuhrparkverwaltung zur umweltfreundlichen und digital gesteuerten Mobilität“- So lässt sich der Leitsatz formulieren für die neuen Wege, die die Stadtverwaltung beschreitet bei der dienstlichen Mobilität ihrer rund 4.000 Beschäftigten. Oberbürgermeister Ulrich Markurth legt dem Rat der Stadt hierzu heute ein grundlegendes Zukunftskonzept für den gesamten Konzern Stadt Braunschweig vor. Davon berichtet die Stadt.


Die dienstliche Mobilität solle zugleich vielfältiger und umweltfreundlicher werden, leichter, schneller zugänglich für alle Beschäftigten und modern gesteuert durch digitalisierte Prozesse. Markurth sagte: „Was wir heute auf den Tisch legen, ist nichts Geringeres als ein Paradigmenwechsel für die Art und Weise, wie die Verwaltung mit ihren knapp 4.000 Beschäftigten künftig ihre Dienstfahrten organisiert. Dabei setzen wir ganz klar auf umweltfreundliche Mobilität: Der Anteil an Dienstfahrten mit Öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrrädern und Pedelecs sowie das Zufußgehen soll deutlich gesteigert werden. Den Fuhrpark wollen wir nach und nach ausschließlich auf Elektrobetrieb umstellen.“ Dies solle einerseits über die Beschaffung von E-Autos, Pedelecs und E-Lastenräder erreicht werden, zugleich auch über Anreize. Zum Beispiel sei ein allgemeines Jobticket für die dienstliche Nutzung des ÖPNV denkbar.

Mehr davon: Öffentlicher Verkehr, E-Fahrzeuge, Fahrrad und zu Fuß


„Wir wollen neue Mobilität künftig noch stärker leben, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür werben und einen Kulturwandel erreichen, der auch ins private Mobilitätsverhalten wirkt. Ich freue mich über die enge Einbindung der Mitarbeiterschaft bei der Erstellung dieses Konzepts“, so Markurth weiter. Damit sende die Stadt Braunschweig ein ganz klares Signal an die Stadtgesellschaft, dass die Förderung von ÖPNV und Radverkehr in Stadt und Region, die er seit seinem Amtsantritt intensiv betreibe, auch für die Stadtverwaltung selbst gelte. Die Verwaltung sowie perspektivisch auch die Gesellschaften, die in die Erarbeitung des Konzepts einbezogen wurden, müssten mit gutem Beispiel vorangehen. Der zweite Baustein dieses Konzepts, nämlich die Organisation dienstlicher Mobilität über eine zentrale, digital gesteuerte Fuhrparkverwaltung passe zudem hervorragend zum von ihm angestoßenen Modernisierungs- und Optimierungsprozess, bei dem es darum gehe, Effizienzpotentiale zu heben. Dies betonte auch Erster Stadtrat Christian Geiger, zuständig für den städtischen Fuhrpark im Fachbereich Stadtgrün und Sport und damit auch verantwortlich für die Erarbeitung des neuen Konzepts, das unter Mitwirkung des auf das Thema Mobilität spezialisierten Braunschweiger Beratungsunternehmens Frank Tristram, ein EcoLibro Lizenzpartner, entstanden sei. Zwar seien zunächst Investitionen in Hard- und Software, Ladeinfrastruktur, Elektrofahrzeuge und Pedelecs erforderlich, diese sollen jedoch unter anderem durch geringere Wartungskosten vollständig kompensiert werden. Mittelfristig sei vermutlich sogar von geringeren Kosten für die dienstliche Mobilität auszugehen. Zudem sollen für die Umsetzung weitere Mittel aus geeigneten staatlichen Förderprogrammen eingeworben werden.

Mehr Effizienz durch Modernisierung und Optimierung


Die Umsetzung des Konzepts solle schrittweise erfolgen. Die Verwaltung schlage vor, mit den zentral gelegenen Dienststellen im Umkreis von 250 Metern rund um das Rathaus sowie dem Gebäude Ägidienmarkt als erstem „Pilotstandort“ mit über 1.000 Mitarbeitern zu beginnen. Aufgebaut werden soll dafür nach und nach ein Pool mit 16 Elektrofahrzeugen, neun Pedelecs, und einem E-Lastenfahrrad sowie Ladepunkten. Dieser Pool soll künftig zentral durch den Fachbereich Stadtgrün und Sport als Dienstleister verwaltet werden, sodass einerseits die anderen Fachbereiche, denen bisher zum Teil eigene Fahrzeuge zugeordnet waren, von deren Verwaltung entlastet werden. Zum anderen soll dank des zentralen und digital buchbaren Angebots über eine App eine deutlich höhere Auslastung und effizientere Nutzung der Fahrzeuge erreicht werden. „Pooling“ und „Sharing“ sind die dafür gängigen Begriffe. Bei einer erwarteten täglichen durchschnittlichen Laufleistung von 55 Kilometern, überwiegend im Stadtverkehr, würden die Effizienz- und Emissionsvorteile von Elektrofahrzeugen voll zum Tragen kommen. Die Verwaltung gehe davon aus, dass sich bei vollständiger Umsetzung des Konzepts die Anzahl der derzeit eingesetzten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor deutlich reduzieren lasse. Das betreffe insbesondere auch die Zahl der derzeit für die dienstliche Nutzung eingesetzten Privat-Pkw von Beschäftigten.

Weniger Dienstfahrzeuge mit Verbrennungsmotor


Darüber hinaus soll mit intensiver interner Kommunikation, Beratungsangeboten, Beteiligungsprozessen und Anreizen dafür geworben werden, dass Dienstfahrten künftig noch stärker mit Bus und Bahn, dem Fahrrad und zu Fuß erledigt werden. Dies habe sich in mehreren Workshops mit den Mitarbeitern auch als Wunsch der Beschäftigten herauskristallisiert. Hierzu sollen im ersten Schritt neun Pedelecs und ein E-Lastenrad beschafft werden. Bisher setze die Verwaltung sechs Elektrofahrzeuge sowie einige Pedelecs ein. Als zusätzlicher Anreiz sei etwa ein dienstliches Jobticket denkbar, dessen genaue Ausgestaltung noch zu erörtern wäre, darüber hinaus sollen kurze Wege zu den Fahrzeugen, sowie die schnelle und problemlose Buchbarkeit und zügige Verfügbarkeit der Fahrzeuge und Pedelecs für Akzeptanz bei den Mitarbeitern sorgen. Eine weitere mögliche Verbesserung bei Fahrrädern und Pedelecs wären verbesserte Abstellmöglichkeiten an den Standorten der Stadtverwaltung. Damit könnte es möglich werden, den Anteil von Dienstfahrten mit Fahrrädern oder Pedelecs auf 33 Prozent anzuheben.

Ziel sei es auch, die Zahl der gemeldeten und über den Kommunalen Schadensausgleich versicherten dienstlich genutzten Privatfahrzeuge ganz erheblich zu reduzieren. Das spare Kosten und führe nach Einschätzung der Verwaltung dazu, dass mehr Dienstfahrten mit anderen Verkehrsmitteln erledigt werden und auch beim Arbeitsweg stärker etwa auf den ÖPNV zurückgegriffen werde. Für diese gezielte Umsteuerungsmaßnahme, Privatfahrzeuge künftig nur im Ausnahmefall dienstlich einzusetzen, werde intern um Akzeptanz geworben, sagte Markurth, sie sei jedoch im Sinne eines ökologischen Umsteuerns gewollt und erforderlich. Derzeit seien zum Beispiel am und um das Rathaus 13 städtische Dienstfahrzeuge und über 100 dienstlich genutzte Privat-Pkw im Einsatz. Nach und nach sollen letztere weitgehend abgebaut werden, sodass am Pilotstandort dann im Wesentlichen lediglich städtische Elektro-Pkw im Einsatz sein sollen.

Weniger dienstlich genutzte Privat-Pkw


Der Oberbürgermeister betonte, das Elektromobilitätskonzept füge sich ein in die vielfältigen Aktivitäten der Stadt Braunschweig zum Thema Klimaschutz. Maßgeblich sei hier das Klimaschutzkonzept zu nennen, das jetzt aktualisiert wird, der in Aufstellung befindliche Mobilitätsentwicklungsplan, aber auch die Teilnahme an mehreren Förderprogrammen wie zur Biodiversität und zum Klimaschutz. Mit all diesen Aktivitäten leiste die Stadt ihren Beitrag zur Erfüllung des Masterplans "100 % Klimaschutz" des Bundes. Damit sei eine richtungsweisende Grundlage geschaffen worden, bis 2050 die Treibhausgas-Emissionen um 95 Prozent gegenüber 1990 zu senken und den Endenergieverbrauch im gleichen Zeitraum zu halbieren. Um diese wichtigen Aktivitäten stärker sichtbar zu machen, werden sie nun auf seine Initiative hin auch organisatorisch stärker gebündelt. Dafür werde derzeit nach Beschluss des Rates im Juli aktuell die Einrichtung eines Umweltdezernats vorbereitet.

Für die Kosten der Erarbeitung des Elektromobilitätskonzepts in Höhe von etwa 100.000 Euro habe die Stadt eine 80-prozentige Förderung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus dem Programm „Energie- und Klimafonds“ in Anspruch nehmen können. In einer mehrmonatigen Analysephase sei seit 2018 die Ist-Situation der dienstlichen Mobilität im Konzern Stadt Braunschweig umfassend in den Blick genommen worden, um daraus Potenziale für die zukünftige dienstliche Mobilität ableiten zu können. In einem Strategieworkshop im Oktober vergangenen Jahres seien dann die gemeinsamen strategischen Ziele des Konzerns Stadt Braunschweig für die Konzepterstellung aufgestellt worden: die mittelfristige Stärkung des sogenannten Umweltverbundes (ÖPNV, Radverkehr, Zufußgehen), ein intelligentes „Pooling“ und „Sharing“ der künftigen Fahrzeugflotte, eine leichte und schnelle Verfügbarkeit der benötigten Mobilität für alle Mitarbeiter und die Steuerung aller Prozesse mit modernen digitalen Medien. Von einer eigens eingesetzten Projektgruppe mit Teilnehmern aus den Fachbereichen seien die strukturellen und organisatorischen Rahmenbedingungen geprüft und Änderungsvorschläge erarbeitet worden. „Nach der umfangreichen Vorarbeit, die vom Team unseres Beraters Frank Tristram kompetent begleitet wurde, legen wir heute ein fundiertes Konzept vor“, sagte der Oberbürgermeister. „Nun bitten wir den Rat um die Zustimmung, diesen Weg einschlagen und das Konzept Schritt für Schritt konkretisieren und umsetzen zu können.“


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