Braunschweig. Eine Befragung zum aktuellen Mobilitätsverhalten der Braunschweigerinnen und Braunschweiger ist ab sofort online. Die Umfrage soll Erfahrungen und Erwartungen der Bürger im Blick auf den Öffentlichen Personennahverkehr zusammentragen und Aufschluss über die Bereitschaft geben, neue Angebote für die eigene Mobilität zu nutzen, teilte die Stadt Braunschweig am Donnerstag mit.
Die Umfrage sei Teil des Forschungsprojekts "Digital unterstützte Mobilitätsgarantie in Braunschweig (DiMo-BS)". Es entwickelt Modelle für neue Mobilitätskonzepte in Schwachverkehrszeiten wie abends und am Wochenende. Mit digitaler Unterstützung soll ein ergänzendes, attraktives Angebot ermöglicht und in den bestehenden ÖPNV integriert werden. "Die Mobilitätswende funktioniert nur, wenn Menschen wirklich bereit sind, neue Angebote anzunehmen und in ihr persönliches Mobilitätsverhalten zu integrieren", sagt Oberbürgermeister Ulrich Markurth. "Das wollen wir im Forschungsprojekt DiMo-BS ausprobieren. Zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern wollen wir im Nahverkehr ein neues Angebot testen und verbessern."
Ab 2022 wird getestet
Im Rahmen des Projekts sollen ab Sommer 2022 in zunächst zwei noch festzulegenden Stadtteilen am Stadtrand von Braunschweig Buslinien in verkehrsschwachen Zeiten durch On-Demand-Shuttles, also barrierefreie Kleinbusse auf Bestellung ersetzt werden. Im Anschluss von und zur Stadtbahn sollen im Abendverkehr sowie sonntags keine Linienbusse mehr nach einem starren Fahrplan und Linienweg fahren. Stattdessen steht ein Angebot zur Verfügung das im Vorfeld, bis wenige Minuten vor der Abfahrt, verbindlich gebucht werden kann. Diese Shuttle-Busse bringen Fahrgäste auch bis vor die Haustür oder holen sie an der nächsten Straßenecke ab. "Ein solches Angebot lässt sich technisch heute problemlos umsetzen. Die fortgeschrittene Digitalisierung macht Buchungen, Verarbeitung der Daten und eine optimale Routenplanung für das Fahrpersonal in Sekundenschnelle möglich. Die Herausforderung ist, die Fahrgäste für das neue Angebot zu begeistern und zu erreichen, dass sie es auch wirklich annehmen", erklärt der OB.
"Mit der Befragung wollen wir in Erfahrung bringen, wie die Braunschweiger heute unterwegs sind und welche Bereitschaft sie haben, neue Angebote auszuprobieren", so Prof. Dr. David Woisetschläger vom Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement der Technischen Universität Braunschweig. Sein Lehrstuhl hat die Befragung erarbeitet und begleitet sie methodisch. "Die wissenschaftliche Erprobung eines neuen, innovativen ÖPNV-Angebots setzt die Akzeptanz der Fahrgäste voraus. Wir wollen daher wissen, welche Mobilitätsangebote die Bürgerinnen und Bürger bereits kennen und nutzen und wo wir sie mit dem erweiterten Angebot abholen können. Aus diesen Erkenntnissen können anschließend Marketing und Ansprache der Fahrgäste erarbeitet und Hinweise zur Gestaltung der Buchungssysteme abgeleitet werden", so Woisetschläger weiter. Ziel ist es, auch neue Fahrgäste zu gewinnen, also Menschen zu erreichen, die das ÖPNV-Angebot heute nicht im Abendverkehr oder bisher gar nicht nutzen. Deshalb richtet sich die Onlinebefragung an alle Bürgerinnen und Bürger in allen Stadtteilen Braunschweigs.
Nach derzeitigem Stand sollen die ersten Shuttles ab Sommer 2022 probeweise für ein Jahr durch Braunschweig fahren, wenn das Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) der Stadt Braunschweig den Zuschlag erteilt und Fördermittel bereitstellt. Im Projekt DiMo-BS wird dann wissenschaftlich fundiert untersucht, wie mit digitaler Unterstützung das ÖPNV-Angebot und die Auslastung in Tagesrandzeiten verbessert werden kann. Dabei werden technische und soziale Innovationen entwickelt, die in einem Reallabor praktisch getestet werden.
Weitere Informationen zum Projekt und Link zur Umfrage auf www.braunschweig.de/dimo-bs. Direktlink zur Umfrage: https://bit.ly/bs-dimo. Die Umfrage ist bis auf weiteres freigeschaltet.
Hintergrund: Das Projekt DiMo-BS
Die Stadt Braunschweig nimmt mit dem Projekt DiMo-BS am Förderaufruf und Wettbewerb "MobilitätsWerkStadt 2025" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) teil. Braunschweig ist eine von 47 ausgewählten Kommunen, die ein innovatives und nachhaltiges Mobilitätskonzept erarbeiten kann. Ziel ist es, mit dem Projekt der Wandel zur nachhaltigen Mobilität deutlich voranzubringen. Seit dem 1. Januar 2020 befindet sich das Projekt in der Vorbereitungsphase.
Ende November wurde eine Projektskizze für die Umsetzungsphase von 2021-2024 eingereicht. Ende Februar 2021 entscheidet eine unabhängige Jury welche Projekte aufgefordert werden, einen vollständigen Projektantrag einzureichen. Die Einreichungsfrist für den Antrag wird voraussichtlich Ende März 2021 sein.
In der zweiten Projektphase werden zunächst die Reallabore vorbereitet und Beteiligungsverfahren für Anforderungen an Buchungssysteme und Mobilitätsstationen durchgeführt. Mitte 2022 wird die Umstellung des Mobilitätsangebots modellhaft für ein Jahr umgesetzt und im Normalbetrieb getestet. Das letzte Jahr der dreijährigen Förderperiode dient der Datenauswertung und Bewertung der Ergebnisse. Am Ende wird Bilanz gezogen und die Überführung des On-Demand-Angebots in den regulären Nahverkehr geprüft. Für diese Projektphase ist eine Förderung durch das BMBF in Höhe von 1,2 Mio. Euro beantragt.
Neben der Stadt Braunschweig und der Technischen Universität, mit dem Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement und dem Institut für Wirtschaftsinformatik - Abteilung Decision Support, sind das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die Internationale Akademie Berlin sowie die BSVG und der Regionalverband Großraum Braunschweig am Projekt beteiligt.
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