Stadt will Bahnhofsquartier komplett umkrempeln

Ein entsprechender Bebauungsplanentwurf liegt jetzt den politischen Gremien vor.

Das Areal soll komplett umgestaltet werden. Archivbild
Das Areal soll komplett umgestaltet werden. Archivbild | Foto: Marvin König

Braunschweig. Die Stadt Braunschweig hat mit der Entwicklung des neuen Bahnhofsquartiers am Hauptbahnhof ein ehrgeiziges und zukunftsweisendes Stadtentwicklungsprojekt für die nächsten Jahre auf den Weg gebracht. Der Entwurf des Bebauungsplans für das "Umfeld Hauptbahnhof" liegt jetzt vor. Die Verwaltung hat ihn zur Beratung in die Gremien gegeben. Stimmt der Verwaltungsausschuss dem Entwurf zu, wird als nächster Schritt gemäß Baugesetzbuch die Öffentlichkeit beteiligt, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.



"Mit der Umgestaltung soll der Hauptbahnhof Braunschweig in einen zeitgemäßen städtebaulichen Kontext eingebunden werden. Das Bahnhofsquartier wird zu einem einladenden Entrée zur Stadt mit klarer Orientierung zur Innenstadt", sagt Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum. "Entstehen soll in den kommenden Jahren ein modernes, nachhaltiges und lebenswertes Stadtviertel, das die Innenstadt sinnvoll ergänzt und durch einen Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Mobilität neuen Lebensraum schafft."

Urbanes und zukunftsfähiges Quartier


Das rund 18 Hektar große Bahnhofsquartier grenzt an die umfassende Rahmenplanung für die "Bahnstadt", die im Jahr 2022 beschlossen wurde. Im Sinne des vom Rat beschlossenen integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK 2030) mit dem Leitziel "Die Stadt kompakt weiterbauen" und basierend auf einem städtebaulichen Wettbewerb aus dem Jahr 2019 biete sich hier die Chance, direkt am Haupt-Mobilitätsknoten der Stadt ein urbanes und zukunftsfähiges Quartier zu entwickeln, das mit seinen Impulsen für alle Teile der Bahnstadt eine Vorreiterrolle übernehmen könnte. Gemeinsam mit den beiden größten Eigentümern im Gebiet, der Deutschen Bahn (DB) und einer Investmentgesellschaft stehe die Stadt Braunschweig in engem Austausch.

Quartier der kurzen Wege


Im Umfeld des Hauptbahnhofes soll weitestgehend auf versiegelten Flächen der autogerechten Stadtplanung der 60er Jahre ein Quartier der kurzen Wege entstehen. Das Bahnhofsquartier soll Raum für rund 600 Wohneinheiten bieten – davon 30 Prozent im sozialen Wohnungsbau. Ergänzt werden soll das Angebot durch Büros, Gastronomie, Gewerbe und soziale Einrichtungen, darunter zwei neue Kitas.

"Die Planung sieht nachhaltige Mobilität durch ein ambitioniertes Mobilitätskonzept mit einem leistungsstarken ÖPNV und attraktiven Fahrradparkmöglichkeiten in direkter Nähe am Hauptbahnhof vor. Neben zwei Fahrradparkhäusern mit insgesamt rund 4.000 Stellplätzen soll ein neuer Fernbusterminal westlich des Hauptbahnhofs errichtet werden. Ein attraktives Fuß- und Radwegenetz soll das Quartier mit der Innenstadt und der umliegenden Nachbarschaft verbinden. Gleichzeitig sollen PKW-Stellplätze in Quartiersgaragen konzentriert werden", ergänzt Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer.

Viewegs Garten soll erweitert werden


Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist die Integration von Grünflächen und nachhaltigen Konzepten. Der bestehende Park Viewegs Garten soll erweitert werden und in den Fokus des neuen Quartiers rücken. Er soll den Bürgerinnen und Bürgern neben Rückzugsräumen auch neue Treffpunkte insbesondere für Kinder und Jugendliche bieten. Zudem sollen mehrere Pocket Parks und begrünte Straßenräume entstehen, die das Mikroklima verbessern und Aufenthaltsqualität schaffen.

Innerhalb der Planung soll sich der Klimaschutz auf allen Ebenen wiederfinden, von der ressourceneffizienten Nutzung des Regenwassers durch Schwammstadtelemente über ein eigens für das Quartier entwickeltes Energiekonzept bis hin zu einem auf den Umweltverbund fokussierten Mobilitätskonzept. Das Bahnhofsquartier habe bereits ein Vorzertifikat in Gold der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) erhalten. Fassaden- und Dachbegrünungen sowie die Verwendung nachhaltiger Baumaterialien seien zentrale Elemente der Planung.

Drei Abschnitte geplant


Die Realisierung des Bahnhofsquartiers soll in drei Abschnitten erfolgen. Im ersten Schritt stehen infrastrukturelle Projekte wie die Fahrradparkhäuser, die Quartiersgarage und der Fernbusterminal im Fokus. Der zweite Bauabschnitt soll den Umbau der Kurt-Schumacher-Straße und seiner Umgebung beinhalten. Die Kurt-Schumacher-Straße wird entsprechend ihrer geringen Bedeutung im Straßennetz als Anliegerstraße und Busverbindung zurück gebaut.

Darüber hinaus soll die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert werden und die Menschen dazu einladen, den öffentlichen Raum zu nutzen. Das Atrium Bummel Center wird abgerissen und die bestehenden Iduna Hochhäuser werden durch zwei Blockstrukturen mit überwiegend Wohnnutzungen ergänzt. Ein Großteil des zweiten Bauabschnittes wird dabei vom Eigentümer, einer Investmentgesellschaft, entwickelt.

Fahrspuren des Rings geht es an den Kragen


Innerhalb des dritten Abschnitts sollen die Fahrspuren des Rings mit erweiterten Radverkehrsflächen und unter Beibehaltung der Leistungsfähigkeit für den Verkehr zusammengeführt werden. Auch in diesem Bereich soll der Park Viewegs Garten erweitert werden. Mit der geplanten Bebauung direkt gegenüber vom Hauptbahnhof soll ein neues Entrée mit klarer Orientierung zur Innenstadt entstehen. Geplant sind bis zu achtgeschossige Gebäude. Die Fassaden orientieren sich dabei am regionalen Stadtbild.

Der Stadtbezirksrat im Stadtbezirk Mitte wird am heutigen Dienstag angehört. Die Vorlage geht dann in den Ausschuss für Planung und Hochbau zur Vorberatung (3. September). Die Entscheidung trifft der Verwaltungsausschuss am 9. September.