Braunschweig. Verkehrs-GmbH und Stadt investieren seit einigen Jahren deutlich in ein attraktives Fahrplanangebot. Ab Oktober 2019 folgt mit dem neuen Fahrplan nun der nächste Schritt für einen zukunftsfähigen, attraktiven ÖPNV in der wachsenden Großstadt Braunschweig. Mit dem Stadttakt Braunschweig wird auf allen Hauptlinien der 15-Minuten-Grundtakt eingeführt. Das teilt die Stadt Braunschweig mit.
Oberbürgermeister Ulrich Markurth, Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer und Verkehrs-GmbH-Geschäftsführer Jörg Reincke stellten die Neuerungen am heutigen Mittwoch in einem Pressegespräch vor. Der Verwaltungsausschuss entscheidet in seiner Sitzung am 14. Mai über den Vorschlag.
Oberbürgermeister Ulrich Markurth: "Wir unternehmen große Anstrengungen, um den Bürgerinnen und Bürgern einen attraktiven ÖPNV zu bieten. Nun ist es an der Zeit, das Angebot an die Veränderungen in Braunschweig anzupassen. Unsere stadtweite Bautätigkeit der vergangenen Jahre erfordert es, die Mobilität der Menschen im Blick zu behalten. Stadtquartiere verändern sich über die Jahre, und durch bessere Angebote auf vielen Regionalbahn- und -buslinien ändert sich die Nachfrage an wichtigen Haltepunkten." Dem wollen Stadtverwaltung und Verkehrs-GmbH mit dem neuen Angebot nachkommen.
Es wird auch mancherorts Reduzierungen geben
Gleichwohl werde es auch an einigen Stellen eine Reduzierung des Angebots geben – dort, wo die Nachfrage geringer geworden ist. "Unter dem Strich machen wir mit der Einführung des Stadttaktes und dem neuen Angebot einen großen Schritt nach vorne", sagte Markurth. "Es ist aus meiner Sicht gelungen, eine vertretbare Balance zwischen Leistungsumverteilung, Leistungserweiterung und Kosten zu finden", so Markurth weiter. "Das neue Fahrplan- und Linienkonzept kostet uns zusätzlich rund eine Million Euro jährlich. Ich bin mir sicher, dass dies eine lohnenswerte Investition in die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger sein wird."
Markurth erinnerte daran, dass es bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 deutliche Verbesserungen gegeben hatte. Durch die Mittel, die die Oberbürgermeister der Region gemeinsam eingeworben hatten, wurde damals der Regionalverkehr deutlich erhöht. Die Braunschweiger Verkehrs-GmbH hatte in diesem Zuge ihr Angebot im Abend- und Spätverkehr erheblich ausgeweitet.
ÖPNV-Anteil in Braunschweig unterdurchschnittlich
Im Vergleich zu anderen Großstädten in Deutschland hat der ÖPNV in Braunschweig einen unterdurchschnittlichen Anteil an der Gesamtmobilität von nur rund 10 Prozent. Ziel der Stadt ist es, diesen zu erhöhen. Dem dient die jetzt vorgeschlagene Angebotserweiterung. In diesem Jahr werde die Verwaltung zudem beginnen, einen Mobilitätsentwicklungsplan zu erarbeiten, wie Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer erklärte: "Wir wollen den Anteil des ÖPNV regionsweit erhöhen. Letztlich geht es darum, die Kombination der unterschiedlichen Mobilitätsarten – vom Fußgänger über Fahrrad und das bis zu Bus, Straßenbahn und Zug – noch weiter zu optimieren, auch mit Rücksicht auf die Verkehrs- und Umweltbelastung unserer Stadt. Für diesen partizipativen Prozess brauchen wir zwei bis drei Jahre. Da wir aber mit wichtigen Anpassungen nicht solange warten wollen und können, legen wir jetzt schon mit dem ersten Schritt in der Angebotsverbesserung los."
Denn ein attraktiver ÖPNV, so Leuer, werde mehr genutzt. Und das sei nicht nur gut für die Umwelt, es habe auch Auswirkungen auf die Gestaltung von Baugebieten. "Wenn sich die Investoren um Mobilitätskonzepte bemühen, eine gute ÖPNV-Anbindung besteht und die Nahversorgung zu Fuß oder mit dem Fahrrad in einem Radius von zehn Minuten erreichbar ist, dann können wir den Stellplatzschlüssel für dieses Gebiet reduzieren. Das spart Fläche, die in Braunschweig bekanntermaßen begrenzt ist, und auch Geld für den Investor", sagte der Stadtbaurat weiter.
Einheitliche Taktfamilie im 15-Minuten-Grundtakt
Jörg Reincke, Geschäftsführer Braunschweiger Verkehrs-GmbH, stellte die Grundzüge des neuen Stadttakts vor: "Mit dem Stadttakt Braunschweig bringen wir die Fahrpläne der Hauptlinien auf eine einheitliche Taktfamilie im 15-Minuten-Grundtakt. Dieser wird an Schultagen auf Streckenabschnitten mit besonders hoher Fahrgastnachfrage durch zusätzliche Fahrten ergänzt. So bieten sich den Fahrgästen künftig in vielen Bereichen der Kernstadt 7/8-Minuten-Takte, in manchen Abschnitten sogar 5-Minuten-Takte. Grundsätzlich gilt: je dichter an der Innenstadt, desto dichter die Taktfolge aus der Überlagerung mehrerer Linien."
Neben vielen Optimierungen von Umsteigebeziehungen und der gleichmäßigen Vertaktung von Linien, wird im Besonderen die Relation Hauptbahnhof – Innenstadt gestärkt. Dies steht mit Angebotsverbesserungen des Regionalverbandes Großraum Braunschweig in Verbindung. Dieser stärkt sowohl den regionalen Eisenbahn- wie auch Busverkehr und beteiligt sich finanziell. Außerdem nimmt der neue Fahrplan auch die Tagesrandzeiten in den Blick: Im Abendverkehr sowie sonn- und feiertags gibt es insbesondere für gewachsene Stadtteile ein verbessertes Angebot.
Neue Stadtbahnlinie vom Bahnhof nach Rühme
Neu im Liniennetz ist die Stadtbahnlinie 10. Sie fährt vom Hauptbahnhof über John-F.-Kennedy-Platz und Rathaus nach Rühme. Damit verstärkt sie die Linie 1 von Hauptbahnhof bis Rühme und zusätzlich vom John-F.-Kennedy-Platz bis zum Gesundheitsamt die Linie 2. Durch eine abgestimmte Taktung der Linien entsteht so auf diesem stark nachgefragten Streckenabschnitt vom Hauptbahnhof bis zur Hamburger Straße ein 5-Minutentakt.
Für das neue Angebot wird zusätzliches Fahrpersonal eingestellt und es werden vier Busse angeschafft, zusätzliche Straßenbahnzüge sind nicht erforderlich. Reincke betonte, dass selbst so große Veränderungen niemals alle Nutzerinnen und Nutzer zufriedenstellen könnten, da jeder bewerte, ob sie aus seiner Sicht einen individuellen Vorteil bringen. "Insgesamt ist es aber eine echte Verbesserung, denn durch Optimierung, Umverteilung und Ausweitung von Leistung und eine bessere Harmonisierung der Angebote in der Kernstadt und am Hauptbahnhof, wird das Netz in Braunschweig zukunftsfähig ausgerichtet. Vor allem in den Außenbereichen wie Waggum oder Bevenrode, in die wir deutliche Mehrleistungen geben, erwarten wir mehr Fahrgäste", sagt Reincke. "Die Konzeption berücksichtigt bereits in vielen Bereichen den geplanten Stadtbahnausbau. Wenn dieser abschnittsweise realisiert wird, gibt es natürlich weitere Veränderungen im Liniennetz."
Detaillierte Fahrgastinformation ab August
Das neue Angebot wirdim Internet auf www.verkehr-bs.de/fahrplanwechsel vorgestellt. Hier können sich alle Bürgerinnen und Bürger über Veränderungen und die zukünftigen Linienwege informieren. Ab Ende August 2019 wird mit der detaillierten Fahrgastinformation begonnen. Die konkreten Fahrplandaten stehen dann über die elektronische Fahrplanauskunft (EFA) und vielfältige Druckerzeugnisse wie zum Beispiel Fahrplanbuch und Linienflyer zur Verfügung. Der Fahrplanwechsel erfolgt zum Beginn der Herbstferien am 3. Oktober 2019.
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