Tanzverbot am Karfreitag: Verstaubtes Gesetz oder nötige Ruhepause?

von Christina Balder




Braunschweig. Wer tanzen will, hat Pech gehabt, jedenfalls zwischen Gründonnerstag und Karsamstag. Dann gilt das gesetzliche Tanzverbot, das wegen des kirchlichen Feiertags öffentliche Tanzveranstaltungen untersagt. Das Verbot ist umstritten, auch in Braunschweig. Während Kirchenvertreter daran festhalten, kritisieren die Jungen Liberalen (JuLis) Braunschweig es als nicht mehr zeitgemäß.

Der JuLi-Kreisvorsitzende Moritz Voelkner sagt, er wolle nicht christliche Traditionen kritisieren, sondern das staatliche Verbot."Der Staat hat nicht das Recht und auch nicht die Aufgabe, per Gesetz Akzeptanz für religiöse Bräuche zu erzwingen", sagt Voelkner. Das Verbot bevormunde auch Nichtchristen, die mit dem religiösen Hintergrund des Karfreitags nichts zu tun haben. "Niemand zwingt Christen dazu, an Tanzveranstaltungen teilzunehmen, aber hier werden die normalen Bürger gezwungen, sich diesem Verbot zu beugen", argumentiert der JuLi-Chef.

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Die liberalen Jungpolitiker sorgen sich auch um die Veranstalter. Diskothekenbetreiber könnten leicht ihre Konzession verlieren, wenn sie das Verbot missachteten. "Das Tanzverbot stellt eine massive Freiheitseinschränkung dar und gehört abgeschafft", fordert Voelkner. Es lasse sich außerdem nicht mit der Neutralitätspflicht eines säkularen Staates vereinen.

Kirchenvertreter beider Konfessionen schlagen gemäßigte Töne an. Uta Hirschner, die Pröpstin der evangelischen Propstei Braunschweig, ist sich mit ihrem katholischen Kollegen Reinhard Heine einig: Beide schätzen das Tanzverbot als Angebot, inne zu halten und zur Ruhe zu kommen. "So eine Unterbrechung in Sachen Konsum und Halligalli total kann auch allen nur gut tun", sagt Heine. Man könne allerdings fragen, ob Gesetzesregelungen der einzige Weg sind, etwas Wichtiges zu bewahren.
Hirschner befürchtet:  "Die Gesellschaft beraubt sich der eigenen Wurzeln, wenn sie das Christliche ins Private abdrängt." Denn nach wie vor sei die Gesellschaft in Deutschland durch das Christentum geprägt, meint auch Heine. "Vielen Menschen ist es auch wichtig, diese Tage in besonderer Weise begehen zu können", sagt er.

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