Trotz Kritik: Technikerverein lässt sich Herrenabend nicht verbieten

Wieder ganz ohne Frauen fand der Herrenabend statt. Allerdings gibt es scharfe Kritik an politischen Zensurversuchen.

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Beim Herrenabend treffen sich männliche Vertreter der Braunschweiger Stadtgesellschaft. (Archiv, 2018)
Beim Herrenabend treffen sich männliche Vertreter der Braunschweiger Stadtgesellschaft. (Archiv, 2018) | Foto: regionalHeute.de

Braunschweig. Groß war in der jüngsten Vergangenheit die Diskussion um den Herrenabend des Technikerverein Braunschweig von 1887 e.V. - der Verein war in die Kritik geraten, da seine Veranstaltung nicht den aktuellen gesellschaftlichen Konventionen entsprechen würde. Trotz aller Gegenstimmen fand der Abend nun am Freitag in der Volkswagenhalle statt und man blieb dabei seiner Ankündigung treu: Herrenabend bleibt Herrenabend.



Einem politischen Antrag der Ratsfraktionen aus SPD und Grünen hatte die Diskussion im Sommer in Gang gebracht. Kritisiert wurde, dass beim Herrenabend Frauen ausgeschlossen werden würden, obwohl es sich dabei um ein Treffen vieler Funktionäre handeln würde, die dort auch über das Leben in Braunschweig sprechen und möglicherweise Weichen stellen würden.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Marion Lenz, hatte sich zudem sehr intensiv mit der Veranstaltung auseinandergesetzt und sich anschließend an weiteren Details gestoßen, so ging es um Liedgut und Abbildungen auf den ausgeteilten Textbüchlein. Der Herrenabend sei durchzogen von sexistischem Gedankengut.

Im Antrag hatte man gefordert, dass der Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum mit dem Verein ins Gespräch kommen möge, um auf die Problematik hinzuweisen. Das Gespräch fand statt, trotzdem ließ der Verein sich seine Freiheiten nicht nehmen und der Abend fand ganz traditionell statt: ohne Frauen.

Rede des Vorsitzenden hat es in sich


Einige Mitglieder des Rates hatten im Vorfeld schon mitgeteilt, einer Einladung fortan nicht mehr folgen zu wollen. Und tatsächlich schienen besonders die Mitglieder der SPD nicht anwesend zu sein. Auch der Oberbürgermeister blieb fern. Trotz der Kritik habe der Verein Einladungen verteilt, sie seien der SPD zur Entscheidung vorgelegt, aber nicht verteilt worden. So heißt es in der Rede des 1. Vorsitzenden Sven Hansmeier.

In den Eröffnungsworten des Vorsitzenden wurde auf Freiheit und das Recht der Gestaltung dieser privaten Feier verwiesen. Kritisiert wurden die Zensurversuche durch die Politik. So hätte man einzelne Zeichnungen entfernt, Lieder seien nicht gesungen worden - ein deutlicher Angriff auf die Freiheit, dies machte Hansmeier deutlich.

Wider der Kritik


Trotz aller Diskussion seien 901 Herren erschienen und hätten sich an der traditionellen Veranstaltung erfreut. Geladen war "ein bunter Mix aus Gesellschaft, Handwerk und Wirtschaft, der öffentlichen Verwaltung, aus Forschung und Wissenschaft, aus Bundeswehr, Polizei und Justiz sowie auch aus der Politik", erklärt der Vorsitzende. Es seien sogar mehr gekommen, als noch im Vorjahr.

Man habe sich zuvor der "Zensurliste" aus dem Rathaus gebeugt, denn so empfand man die Kritik an den Formen des Herrenabends wohl.Der Oberbürgermeister blieb der Veranstaltung aber fern.

Hansmeier zum Abschluss der Veranstaltung: "Wir haben heute Abend Herrenabend gefeiert, wie wir das in Braunschweig so tun. Wir haben heute zum Ausdruck gebracht, dass wir die Freiheit dafür haben und uns der Cancel Culture eindrucksvoll entgegenstellen. 901 Herren bei Bier, Eisbein und Gesang vereint, sind eine starke Demonstration in der Stadt Heinrichs des Löwen, dass uns Widrigkeiten nicht schrecken."


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