Braunschweig. Im Fall des im November vergangenen Jahres in Braunschweig an der Graffiti-Brücke getöteten 17-Jährigen (BraunschweigHeute.de berichtete) könnte den Ermittlern ein Zeuge verloren gegangen sein.
Wie Staatsanwalt Matthias Dieckmann auf Nachfrage von BraunschweigHeute.de bestätigte, sei am 11. Februar ein Anruf mit unterdrückter Rufnummer beim Kriminaldauerdienst eingegangen. Der anonyme Anrufer äußerte unter anderem in dem rund 40-minütigen Gespräch die Vermutung, ein LKW-Fahrer habe den Unfall verursacht und dies nicht bemerkt. Beim Kriminaldauerdienst wurde der Eingang des Anrufs mit "zirka 15.57 Uhr" erfasst.
Einen Tag später habe die Polizei bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig angeregt, die Anrufe beim Kriminaldauerdienst ab 15.57 Uhr ermitteln zu lassen. Noch am selben Tag wurde der sogenannte "Zielsuchlauf" beim Amtsgericht Braunschweig beantragt. Der entsprechende richterliche Beschluss wurde einen weiteren Tag später über das Landeskriminalamt an die Netzbetreiber weitergeleitet. Am 14. und 15. Februar kamen die Ergebnisse an. Am 16. Februar habe die Polizei, so der Staatsanwalt in seiner Stellungnahme, festgestellt, dass das gesuchte Gespräch nicht erfasst war.
Die Beamten hätten wohl nicht bedacht, dass Gespräche bei der Herstellung der Verbindung über die zentrale Telefonanlage der Polizei erfasst werden – und nicht erst beim Beginn des Gesprächs am jeweiligen Arbeitsplatz. Nach Überprüfung von rund 500.000 Anrufen wurde schließlich festgestellt, dass das gesuchte Gespräch am 11. Februar um 15.56:11 Uhr begonnen hatte. Daraufhin folgte ein neuer Antrag bei der Staatsanwaltschaft, den Teilnehmer zu ermitteln. Der erneute Beschluss des Amtsgerichts ging am 17. Februar ein. Auch diesmal blieb die Suche erfolglos – denn mittlerweile waren die Daten bei den Netzbetreibern (wie nach fünf Tagen üblich) gelöscht.
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