Wolfenbüttel. Verpackungsmüll einsparen und dabei auch noch hochwertige Produkte aus der Region bekommen. Das ist das Konzept der Unverpackt-Läden. Auch in der Region ist der noch recht neue Trend angekommen. Die Hochphase könnte jedoch schon wieder vorbei sein, gerade erst hat eines der bekanntesten Geschäfte "Wunderbar Unverpackt" in Braunschweig das Aus angekündigt. Ein Händler aus Wolfenbüttel bleibt allerdings zuversichtlich, er sieht sich und seinen Laden erst am Anfang einer großen Bewegung.
Karsten Roloff hat seinen Laden "o-Ve - ohne Verpackung" in der Breiten Herzogstraße in Wolfenbüttel im Jahr 2021 eröffnet, im kommenden Monat will er sein bereits dreijähriges Bestehen groß feiern. Der Trend der Unverpackt-Läden sei noch recht neu, 2014 sei das Ganze in Deutschland ins Rollen gekommen. Der Gedanke hinter den Geschäften ist einfach: Statt verpackte Produkte anzubieten, werden die Lebensmittel in großen Behältern ausgestellt, aus denen die Kunden ihre gewünschten Mengen abfüllen können. Der Kunde nimmt sich nur so viel, wie er braucht. Statt aus der Industrie handelt es sich bei den Produkten um frische und zumeist regionale Güter. Dieses Konzept soll Abfall reduzieren, Verpackungsmaterialien minimieren und umweltbewusstes Einkaufen fördern, indem es den Fokus auf lose Ware und die Vermeidung von Plastikmüll legt.
Wie Roloff erzählt, seien die Unverpackt-Läden gut angelaufen, besonders in den Corona-Jahren hätten sie einen wahren Ansturm erlebt, als das Leben stark reglementiert gewesen ist und Restaurants und Co. geschlossen hatten. Quasi zur Hochzeit des Trends habe auch der Wolfenbütteler seinen Laden eröffnet. Mittlerweile würde es allerdings in der Region kaum noch Mitbewerber geben. Der Boom hätte mit dem Ende der Corona-Maßnahme nachgelassen. Zuletzt hatte "Wunderbar Unverpackt" aus Braunschweig die Schließung bekannt gegeben. Ist das Konzept gescheitert und nicht von Dauer? Roloff bleibt zuversichtlich.
"Arschbacken zusammenkneifen"
Wie der Wolfenbütteler Händler mitteilt, habe sich 2018 ein eigener deutschlandweiter Verband von Unverpackt-Läden gegründet. Er selbst sei hier ehrenamtlicher Vorstand. Zu Spitzenzeiten habe es im Verband rund 300 Läden gegeben, davon seien noch immer 200 geblieben. Für die Schließungen macht Roloff unter anderem fehlenden Geschäftssinn verantwortlich. Nicht jeder Gründer mit Herzblut würde auch über die entsprechende kaufmännische Ausbildung oder Erfahrung verfügen - das könne dann auch in die Hose gehen.
Er hat BWL studiert, selbst lange Jahre in der Handelsbranche als Einkäufer gearbeitet. Das hätte ihn vor allem auch gelehrt, worauf es ankommt: "Man muss reagieren und auch mal die Arschbacken zusammenkneifen."
Karsten Roloff vor seinem Laden o-Ve in der Breiten Herzogstraße in Wolfenbüttel. Foto: Matthias Kettling
Der geschäftige Wolfenbütteler würde selbst rund 300 Tage im Jahr von morgens bis abends im Laden stehen. Er habe nur einen Minijobber, um ihm manchmal unter die Arme zu greifen. Aber Tatendrang sei nicht alles. Vor allem müsste man sich dem Markt anpassen. Dabei würde auch der Verband helfen. Beim Unverpackt Verband würde man sich aktuell besonders um Fördermitglieder bemühen. Dabei handelt es sich um Herstellungsbetriebe, die über den Verband schnell Kooperationen mit den Läden eingehen könnten.
Der größte Trend sei das Thema Mehrweg, denn: "Ganz unverpackt geht es ja auch nicht", so Roloff. Viele Waren könnten aber mittlerweile frisch vom Hersteller in Pfandbehältnissen angeboten werden.
Erst am Anfang
Roloff vergleicht das Thema Unverpackt-Läden mit dem Bio-Trend, der grob in den 1970er Jahren in Deutschland aufkam. Damals öffneten zunächst auch erst vereinzelt Läden. Die ganze Bewegung sei jahrelang belächelt worden, mittlerweile sei das Thema aber schon lange in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Auch große Supermärkte würden sich "Bio" auf die Fahnen schreiben und damit werben. Ähnlich prognostiziert Roloff auch die Zukunft der Unverpackt-Läden. Es sei nicht das Ende, "wir stehen erst am Anfang", ist sich der Wolfenbütteler sicher.
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