"Weniger darf es nicht werden" - Weihnachtsmarkt-Schausteller mit 2G+ am Limit

Die Stimmung auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt ist schlecht. Mit 2G+ sind die Besucherzahlen selbst im nicht eingezäunten Bereich zurückgegangen.

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Auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt ist seit der Einführung von 2G+ noch weniger los als vorher, so das Fazit der Schausteller.
Auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt ist seit der Einführung von 2G+ noch weniger los als vorher, so das Fazit der Schausteller. | Foto: Anke Donner

Braunschweig. Die Schausteller auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt sind am Limit. Bereits am gestrigen Donnerstag führten ausbleibende Besucher in Wolfenbüttel zu einer Schließung des dortigen Weihnachtsmarktes zum Wochenende. Auch in Braunschweig hat die Besucherfrequenz wegen 2G+ und fehlender Testkapazitäten spürbar nachgelassen. Karlo Beinhorn von der Braunschweiger Mühle meint, noch weniger darf es nicht werden: "Bis gestern dachten wir, wir kommen mit einem blauen Auge davon."


An einem Stand für mechanische 3D-Puzzles aus Holz schildert der Angestellte Detlef Meyer die Situation: "Es ist katastrophal. Ich hatte gestern eine Kundin, die hat einen Test machen wollen und muss jetzt eine Woche warten, bis sie den Termin wahrnehmen kann".

Detlef Meyer, Verkäufer am Stand für mechanische 3D-Puzzles.
Detlef Meyer, Verkäufer am Stand für mechanische 3D-Puzzles. Foto: Anke Donner



Es würde jedoch keiner den Aufwand betreiben, erst einen Test zu machen, dann mit seinen Papieren über Test, Impf- oder Genesenenstatus zur Stempelbude gehen, nur um einen Glühwein zu trinken oder eine Bratwurst zu essen. "Und wenn die Leute wissen, sie können hier nicht essen und trinken, dann kommen die auch nicht hierher und kaufen ein Puzzle", so der Angestellte weiter. "Es ist keine Stimmung mehr da, es fehlen einfach die Leute."

"50 Prozent braucht man, um alle Kosten zu decken"



An Carlo Beinhorns Stand,
An Carlo Beinhorns Stand, "Braunschweiger Mühle" wird um jeden Kunden gekämpft. Foto: Anke Donner



Der Zugang zu den eingezäunten Bereichen ist ohne Test selbst für Journalisten gesperrt - alle befragten Stände befinden sich daher im Außenbereich. Ein kurzfristiger Test für einen Zwischendurch-Termin ohne Umweg zum Firmensitz? Unmöglich. Carlo Beinhorn von der Braunschweiger Mühle weiß um das Leid seiner Kollegen: "Wir haben 40 bis 50 Prozent weniger Umsatz als 2019. Es gibt aber auch Verlierer, die sogar 70 bis 80 Prozent weniger Umsatz haben." Stand vorgestern habe Beinhorn noch gedacht, man kommt mit einem blauen Auge davon. Seine letzte Hoffnung ist das Abendgeschäft - das fiel gestern aufgrund einer Sturmwarnung aus. "Es darf nicht weniger werden als es vorher war - wir waren bei 50 Prozent und die braucht man, um alle Kosten zu decken." Viele würden zudem denken, an allen Weihnachtsmarktständen herrsche 2G+. Auch das drückt auf das Geschäft.

Die Unvorhersehbarkeit macht zu schaffen



Ulf mit seinen Warmies auf dem Weihnachtsmarkt in Braunschweig.
Ulf mit seinen Warmies auf dem Weihnachtsmarkt in Braunschweig. Foto: Anke Donner



Laut Ulf, Verkäufer am Stand der sogenannten "Warmies" - Plüschtieren, die ähnlich wie Körnerkissen Wärme speichern - seien die drastischen Maßnahmen weniger problematisch als die Tatsache, dass diese ständig wechseln. Es bräuchte Planungssicherheit, zumal die Schausteller mit Standgebühren und Wareneinkauf ja auch in Vorkasse gingen: "Es läuft den Umständen entsprechen gut. Aber die Unvorhersehbarkeit der Dinge setzt allen zu." Er versucht seinen Punkt zu verdeutlichen: "Für uns ist es so, wir haben ja Ware, die nicht verdirbt - aber ich weiß nicht, was bei dem los ist, der 5.000 Bockwürste kauft und nicht weiß, was morgen ist. Die Leute sind bereit mitzugehen, und die ertragen auch vieles, aber der tägliche Wechsel macht den Leuten zu schaffen."

Verständnislos über Ungleichbehandlung


Beinhorn weiter: "Mit 2G wären wir super weitergefahren - wir sind hier im Außenbereich an der frischen Luft. In der Stadt und beim Einkaufen geht alles normal weiter und wir haben hier zusätzlich eine allgemeine Maskenpflicht." Abschließend äußert der Schausteller seinen Unmut über die Ungleichbehandlung verschiedener Betriebe: "Wenn man dann sieht, dass Stadien voll sind mit 50.000 Zuschauern unter 2G ohne Maske, kann man das nicht mehr verstehen. Dieser Kritik schließt sich auch Meyer an: "Was ich nicht verstehe, ich war vorhin am Kohlmarkt, da ist so ein Imbiss mit Eintöpfen. Da kann man vor der Tür das Essen zu sich nehmen, mit 2G. Und Bratwurst wurde da auch verkauft, aber hier auf dem Weihnachtsmarkt gilt trotzdem 2G+."


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