Wie war das denn nun mit dem Blindgänger?

von Robert Braumann


Warum wurde der Bombenblindgänger nicht gefunden? Die BraWo nimmt Stellung zu den Aussagen der Fachfirma. Foto: Robert Braumann
Warum wurde der Bombenblindgänger nicht gefunden? Die BraWo nimmt Stellung zu den Aussagen der Fachfirma. Foto: Robert Braumann | Foto: Robert Braumann



Braunschweig. Der Geschäftsführer der Firma, die eine Sondierung auf dem BraWo Gelände in Braunschweig durchgeführt hat, meldete sich zu Wort und bekräftigte, man habe keinen Auftrag gehabt, die Stelle zu untersuchen, auf der später der Bombenblindgänger gefunden wurde.

Insgesamt habe man auf dem Baugebiet 1.500 Probebohrungen durchgeführt, alle im Abstand von 1,5 Metern, aber eben nicht an der Stelle, wo später der Blindgänger gefunden wurde, so Detlef Knobloch, Geschäftsführer Schollenberger Kampfmittelbergung. Dieser Bereich wäre nicht im Auftrag enthalten gewesen. Er bekräftigte, dass man den Blindgänger sonst mit Sicherheit gefunden hätte. Das Unternehmen könne dies auch mit Unterlagen belegen. Man habe lediglich vier Meter vom späteren Fundort entfernt eine Bohrung durchgeführt. Um ein Bohrloch herum, könnte aber nur im Umkreis von 75 Zentimetern sondiert werden.

BraWo bezieht Stellung


Auch die BraWo zu Wort hat sich ein weiteres Mal zu Wort gemeldet. "Nach dem Fund einer Fliegerbombe am vorigen Montag im BraWoPark hat die Volksbank BraWo als Bauherrin sofort nach der Bergung des Kampfmittels mit der internen Klärung der Vorgänge begonnen. Dabei wurden mit hohem Aufwand und unter großem Zeitdruck alle Projektbeteiligten befragt, hunderte Seiten Unterlagen geprüft und Aussagen gegeneinander abgeglichen. Dabei hat sich herausgestellt, dass in der Kette „Bauherr-Projektsteuerer-Architekten-Ingenieure-Fachplaner-Ausführungsplaner-Generalunternehmer-ausführende Firmen-Bauleiter“ widersprüchliche Aussagen getätigt wurden. Bei zirka 100 Planern, Architekten und Ingenieuren sowie zeitweise über 500 Handwerkern auf der 75.000 Quadratmeter großen Baustelle und einer Vielzahl von beteiligten Firmen ist das nicht vollständig zu verhindern. Dennoch muss die Volksbank BraWo letztlich diese Unstimmigkeiten gegen sich gelten lassen und übernimmt deshalb auch die öffentliche Verantwortung. Alle bisherigen Aussagen wurden stets nach bestem Wissen und Gewissen getätigt."

Überrascht von den Aussagen


Daraus ergebe sich folgender Sachverhalt: "Wegen der schweren Bombardierungen Braunschweigs im Zweiten Weltkrieg hat die Volksbank BraWo von Anfang an beim Projekt BraWoPark größte Vorsicht walten und sich alle verfügbaren Informationen zur Verfügung stellen lassen. Beim Bau der einstigen Postgebäude Ende der 50er-Jahre hatte es keine Funde gegeben. Der Bauherrin liegt weiterhin ein Gutachten des Instituts für Erdbewegungen aus dem Jahr 1998 vor, das seinerseits den Kampfmittelbeseitigungsdienst der damaligen Bezirksregierung Hannover beauftragt hatte. Damaliger Befund: „Ein akuter Bombenblindgängerverdacht besteht nach Recherchen dieser Behörde nicht.“ Zusätzliche Bohrungen blieben ohne Ergebnis. Trotzdem hat es unter allen Neubauten im BraWoPark vor Baubeginn 2014 intensive Kampfmittelsondierungen gegeben: Mehr als 2.000 Bohrungen fanden statt. Auch diese waren ohne Verdachtsstellen. Obwohl beim Shopping Center wegen der mehr als vier Meter abgetragenen Bodens nach Ansicht der Fachfirma keine weiteren Sondierungen erforderlich waren, fanden diese auf Kosten der Volksbank BraWo zusätzlich statt. Weitere Sondierungen gab es im Bereich des Bahndammes, der Lärmschutzwände und allen sonstigen Hochbauten. Auch der spätere Fundbereich der Bombe wurde untersucht: Zwei Bohrungen fanden mit jeweils vier Metern Abstand zum Kampfmittel statt, dabei wurde jedoch kein Fund angezeigt. Auf dieses Ergebnis verließen sich die Projektverantwortlichen. Das dies jetzt als nicht ausreichend dargestellt wird, überrascht auch die Bauherrin."

BraWo sieht sich in der Verantwortung


Es wird aber auch zu bedenken gegeben: "Eine komplette Oberflächensondierung ist technisch nach Aussagen der zuständigen Fachfirma wegen der Bodenbeschaffenheit nicht möglich. Deshalb lautete die Auflage in der Baugenehmigung der Stadt auch nur auf baubegleitende Überwachung. Die Tiefbauarbeiten sind inzwischen zu mehr als 95 Prozent abgeschlossen. Am Tag des Bombenfunds sollte lediglich ein kurzer Verbindungskanal zwischen zwei Haupttrassen im Boden erstellt werden. Die dafür erforderliche Überwachung hat an dem Tag nicht stattgefunden. Das ist ein Fehler einer der vielen Projektbeteiligten, für den die Volksbank BraWo aber niemand außer sich selbst zur Verantwortung zieht. Es ist allerdings festzuhalten, dass auch mit einer Überwachung seitens eines Kampfmittelexperten die Bombe keine Minute eher gefunden worden wäre und es auch im weiteren Verlauf keine zusätzlichen Risiken oder Verzögerungen gegeben hat. Die Volksbank BraWo möchte an dieser Stelle nochmals die sehr umsichtige Vorgehensweise der ausführenden Tiefbaufirma herausheben. Die Bauherrin Volksbank BraWo hat, nachdem die neuen Erkenntnisse vorlagen, sofort gehandelt, um jegliche Risiken auszuschließen. Dazu steht die Volksbank BraWo in intensivem Dialog mit den Fachfirmen und wird die Empfehlungen wie bisher umsetzen."

Lückenlose Überwachung


Das Statement endet mit folgender Aussage: "Von allen Seiten wird bestätigt, dass in Summe mehr als erforderlich und vorgeschrieben zum Thema Kampmittelsondierung unternommen wurde. Bei der Vielzahl der Projektbeteiligten passieren Fehler, auch bei der Bauherrin. Die Volksbank BraWo ist froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist, und entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten. Für die restlichen fünf Prozent der Tiefbauarbeiten wird eine lückenlose Überwachung sichergestellt. Das Baucontrolling wird in den letzten acht Wochen bis zur Fertigstellung nochmals verstärkt. Die seriöse Berichterstattung der Medien wurde teils von Lesermeinungen kommentiert, in denen von leichtfertigem Umgang mit dem Thema die Rede war. Während der anderthalb Jahre, die seit dem ersten Spatenstich vergangen sind, hat die Volksbank BraWo immer wieder erleben können, mit welch großen Engagement und persönlichen Einsatz die externen Unternehmen im Interesse der Bauherrin auf der Baustelle agieren – das betrifft auch und vor allem die Sicherheit. Nicht ohne Grund ist die Baustelle zu weiten Teilen einsehbar. Hier wird von allen Beteiligten eine Arbeit geleistet, auf die sie stolz sein können."


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