YouNow – wie gefährlich ist das Streaming-Portal?

von Robert Braumann


Auf YouNow wird auch gerne mal das Abendessen thematisiert. Doch das ist längst nicht alles. Foto: Screenshot, YouNow, Werner Heise
Auf YouNow wird auch gerne mal das Abendessen thematisiert. Doch das ist längst nicht alles. Foto: Screenshot, YouNow, Werner Heise



Braunschweig. YouNow ist die neue angesagte Bühne für Kinder und Jugendliche - egal ob im Kinderzimmer oder im Unterricht, die Kamera läuft und über das Portal können alle live dabei sein. Das bringt laut Liane Jäger, Polizei Braunschweig, und Stefan Schaper, Medienkoordinator für die Stadt Braunschweig, einiges an Gefahren mit sich. 

Auf der Internet-Plattform YouNow teilen Jugendliche ihr Leben live mit Freunden, aber eben auch genauso mit Fremden. Allein die Kamera am Rechner oder am Smartphone muss laufen und schon gibt es private Einblicke aus dem Kinderzimmer, der Party am Wochenende oder aus dem Unterricht. Wer sich einmal die Mühe macht und ein paar Streams anschaut, der merkt schnell, wie unbedarft viele, gerade jüngere Mädchen und Jungen, mit der Plattform umgehen.

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Häufig geben die Jugendlichen private Details bekannt. Foto: Screenshot, YouNow, Werner Heise



Alle verraten sofort ihr Alter, fast jeder gibt seinen Wohnort und seinen Namen in sozialen Netzwerken preis – eine Menge Einblicke in das Privatleben. Pia gibt im Schminktips im Bad, Julie philosophiert im Schlafanzug über das Leben und Jan filmt sich und seine Freunde während des Fußball-Trainings, andere Filmen sich direkt vom eigenen Balkon. Auch eine Chat-Funktion ist für jeden einsehbar.

"In mehrfacher Hinsicht problematisch"


Stefan Schaper sieht YouNow als logische Weiterentwicklung von YouTube und ist sich recht sicher, dass die Nutzerzahlen weiter zunehmen werden. In Braunschweig sei der Trend noch nicht komplett angekommen, aber bei der Aufklärungsarbeit an den Schulen würden Jugendliche immer häufiger auch von der Plattform sprechen. Teilweise befänden sich schon Zehnjährige unter den Nutzern. Er findet das Angebot in mehrfacher Hinsicht problematisch. "Es gibt keine echte Userkontrolle, es muss lediglich ein Button gedrückt werden, mit dem versichert der Nutzer dann, dass er älter als 13 Jahre ist, schon kann gesendet werden. Wer nur zuschauen möchte, der wird überhaupt nicht kontrolliert." Die Jugendlichen gingen dann live auf Sendung und hätten keine Kontrolle, wer zuschaut oder was für Kommentare im Chat abgegeben werden. "Viele Jugendliche sagen in den Gesprächen über die Plattform, dass sie das Ganze als recht sicher ansehen, dass es ja live ist und somit nach der Sendung verschwindet. Das ist eine trügerische Naivität", so der Medienkoordinator. "Der letzte Stream wird gespeichert, zudem ist es kein Problem die Aufnahmen aufzuzeichnen und später irgendwo hochzuladen", lässt der Experte wissen. Er gibt außerdem zu bedenken, dass man sich auf der Plattform Fans kaufen kann. "Gegen Echtgeld kann man in eine virtuelle Währung investieren, die den Livestream dann populärer anzeigt. Sicherlich aus Sicht von Verbraucherschützern bedenklich", so Schaper.

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R. Harms, C. Müller, S.Winkens, S. Schaper und Ulrich Markurth stellten die Aktion vor. Foto: Robert Braumann



Im Zusammenhang mit der rasanten Entwicklung im Internet, veranstaltet die Stadt mit dem Braunschweiger Präventionsrat und dem Mediennetzwerk das "Aktionsjahr Medien 2015". Geplant sind rund 250 Aktionstage mit einer Zielgruppe von insgesamt etwa 4.000 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Auch Phänome wie YouNow können dort mit den Kindern diskutiert werden. Mehr Infos hier.

Urheberrechte könnten verletzt werden


Liane Jäger spricht zudem das Urheberrecht an: "Immer wieder gibt es Videos, in denen im Hintergrund Musik abgespielt wird oder ein Film läuft. Im schlimmsten Fall drohen den Jugendlichen hier sogar Abmahnung, weil sie damit gegen Urheberrechte verstoßen." Zudem sei es aufgrund der Masse an Streams für den Betreiber wohl kaum möglich, alle Inhalte zu überprüfen. Es könne schnell zu Mobbing oder auch zu sexueller Belästigung kommen. Potenzielle Kinderschänder könnten die Plattform nutzen, um mögliche Opfer zu suchen und direkt im Chat anzusprechen. Sie rät den Jugendlichen keinerlei private Daten von sich anzugeben und hellhörig zu werden, wenn überwiegend Komplimente im Chat gemacht werden oder Dinge in Aussicht gestellt werden. Und die Erziehungsberechtigten? "Eltern sollten einfach nah an ihren Kindern dran sein, genauso wie im normalen Leben. Offen mit ihnen über diese Dinge sprechen. Strikte Verbote bringen da nichts, das macht die Sache nur interessanter", ist sich Jäger sicher.

YouNow äußert sich zu Kritik


In einer Nachricht an die deutschen Nutzer reagierten die Betreiber von "YouNow" schon im Februar auf die aufkommende Kritik. "Wir nehmen diese Angelegenheiten sehr ernst", steht in dem veröffentlichten Blogeintrag. Weiter heißt es: "Wir haben ein Moderatoren-Team, das 24 Stunden am Tag arbeitet um User zu sperren, die gegen unsere Bedingungen und Regeln verstoßen. Nutzern unter 13 Jahren ist der Zugang zu unserem Portal nicht erlaubt und diese würden ebenfalls mit sofortiger Wirkung permanent gesperrt werden. Wir haben zusätzliche deutschsprachige Moderatoren und Vertreter in Stellung gebracht, um YouNow Broadcaster und Nutzer zu überwachen. Täglich vergrößern wir dieses Team. Wir investieren und verbessern konstant unsere Technologien, welche die Sicherheit unserer Community schützen. Wir bitten Euch, jegliche Verstöße an uns zu melden."


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