Braunschweig. Nachdem Braunschweiger Tierfreunde im vergangenen Jahr vor dem Tor des Zirkus Charles Knie demonstriert haben, gastiert dieser nun im April erneut in Braunschweig. Die Initiative "Stadttiere Brauschweig" kündigte eine erneute mögliche Aktion an, betonte aber auch, dass das neue Programm hauptsächlich auf Akrobatik setze.
"Wir nehmen äußerst positiv zur Kenntnis, dass Zirkus Knie in seinem aktuellen Programm überwiegend auf menschliches Können und Akrobatik setzt“, so Beate Gries, Sprecherin der Initiative Stadttiere Brauschweig. "Wir legen jedoch Wert darauf, dass in Braunschweig nur Unternehmen Gelegenheit für ein Gastspiel gegeben wird, welche unsere Bemühungen um tierschutzgerechte Haltung aller Tiere erkennbar unterstützen, das heißt ihrerseits nachhaltig alle erforderlichen Haltungsvoraussetzungen für alle mitgeführten Tiere erfüllen, keine kranken oder verhaltensgestörten Tiere mitgeführt werden und gegen deren Inhaber beziehungsweise Tierhalter/Tiertrainer keine tierschutzrechtlichen oder ordnungsrechtlichen Verfahren anhängig sind oder waren oder tierschutzrechtliche Verurteilungen erfolgt sind."
Keine Wildtiere bei Zirkus Knie
Die Initiative erkenne an, dass Zirkus Knie in seinem aktuellen Programm keine Wildtiere präsentiere, die der Bundesrat in seiner Entschließung genannt habe und sich hauptsächlich auf sogenannte Nutztiere beschränke, so Beate Gries von der Initiative Stadttiere. "Das Mitführen zum Beispiel der beiden Seelöwen, der Zebras und Kängurus lehnen wir aus Tierschutzsicht jedoch ab. Für die Präsentation eines Zirkus-Zoos sehen wir Handlungsbedarf der Braunschweiger Behörden. Wenn es sich um einen Zoo handelt, müssen Haltungsvorschriften und Größe der Gehege des Säugetiergutachtens der Bundesregierung zur Anwendung kommen, an die sich auch Herr Wilhelm vom Zoo in Stöckheim zu halten hat." Das sehe man allein aus der Größe des Platzes heraus als nicht gegeben. Deshalb, so Gries, sei eine Aktion zum aktuellen Gastspiel in Braunschweig geplant. "Hierzu stimmen wir uns terminlich aktuell mit anderen Tierschutzorganisationen wie zum Beispiel dem 'PETA2-Street-Team Braunschweig' ab."
80 Prozent lehnen Haltung von Zirkustieren ab
Die Haltung von Tieren im Zirkus zur Belustigung und Befriedigung der Sensationslust von Menschenwürden außer derAktivisten zirka 80 Prozent der von der Initiative vor den Schloss-Arkaden befragten Braunschweiger Bürger und Passanten ablehnen. Wildtiere sind in besonderem Maße betroffen, da diese nicht annähernd artgerecht in einem reisenden Zirkus gehalten werden können. Die rechtlichen Grundlagen für die Unterbringung und Haltung von Tieren in Zirkusbetrieben sind völlig unzureichend. In Deutschland existieren nur unverbindliche Leitlinien, die weit unterhalb der Mindestanforderungen an Zoos liegen. Diese Regelungen zum Tierschutz obliegen dem Bund. Hierzu hat der Bundesrat wiederholt, zuletzt am 18.03.2016 die Bundesregierung aufgefordert, bestimmte Wildtiere im Zirkus zu verbieten. Bisher blieb der Bund untätig. Das 2008 behelfsweise eingeführte Zirkusregister erfüllt die Anforderungen nicht, da es nicht verpflichtend geführt werden muss.
Initiative fordert Landesverordnung
Kommunen und Länder können nur im Wege des Ordnungsrechts tätig werden. Deshalb fordern wir eine Landesverordnung in der weiteres geregelt wird. Die Initiative Stadttiere Braunschweig bemüht sich seit einigen Jahren, dass die Stadt Braunschweig den Widmungsumfang städtischer Flächen und Plätze verändert, um auf diese Weise zu verhindern, dass Zirkusse, die Wildtiere mit sich führen, dort gastieren können. Der Rat hat im letzten Jahr einen Antrag mehrheitlich abgelehnt. Trotz flammender Rede der SPD-Fraktion für die Thematik sah diese den Bund ausschließlich in der Pflicht. "Dieses haben wir und die 1600 Unterzeichner unserer Postkartenaktion an den Rat der Stadt sehr bedauert", so Gries.
Zirkusleitlinien sollen gewährleistet werden
"In einem Gespräch, das wir zwischenzeitlich mit der Verwaltung geführt haben, wurde uns zugesagt, die Einhaltung der Zirkusleitlinien zu gewährleisten. Beschlagnahmen müssen aus unserer Sicht allerdings schon wegen der unzureichenden räumlichen und finanziellen Möglichkeiten der Behörden unterbleiben." Beate Gries ist überzeugt: "Einen Elefanten oder ein Nashorn kann man nicht mal eben irgendwo unterstellen, wenn das Gehege nicht den Regularien entspricht oder ein Tier nicht reisefähig ist. Wir erwarten nun von den zuständigen Behörden, dass im Rahmen der Zirkusleitlinien nur noch Gastspielplätze angemietet werden dürfen, welche den Aufbau aller in den Zirkusleitlinien geforderten Mindesthaltungseinrichtungen für alle mitgeführten Tiere ermöglichen. Eine Aufteilung auf zwei Standorte wie bei Circus Krone lehnen wir strikt ab, da die Tiere zwischen der Nachmittags- und der Abendvorstellung in den Wagen verbringen müssen, was jeden Ansatz von Tierschutz konterkariert." Man erwarte von der Behörde, dass bei der Mitführung von kälteempfindlichen Tieren verpflichtend sein müsse, dass vor Beginn des Gastspiels eine ausreichend dimensionierte funktionstüchtige Heizungsanlage nachgewiesen werde, ebenso eine funktionstüchtige Klimatisierung der Transportfahrzeuge. An die Schützengesellschaft appelliere die Initiative, den Schützenplatz nicht mehr an Zirkusse zu verpachten, die Wildtiere mit sich führten.
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