Corona-Warnampel vorgestellt - Wann droht der Lockdown in Niedersachsen?

Aktuell befinde man sich noch im grünen Bereich. Sollte der Extremfall eintreten, seien landesweite Einschränkungen nicht auszuschließen.

Symbolbild
Symbolbild | Foto: Rudolf Karliczek

Region. Die niedersächsischen Ministerien für Soziales und Inneres unter Carola Reimann und Boris Pistorius haben in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Hannover am gestrigen Montag ein Handlungskonzept vorgestellt, um einen weiteren Anstieg der Corona-Neuinfektionen zu verhindern. Das Konzept beinhaltet fünf Warnstufen und vier verschiedene Szenarien, die von örtlichen Ausbrüchen bis hin zu einem neuen landesweiten Lockdown gehen. Man müsse sich, so Reimann am Montag, für die nasse und kalte Jahreszeit wappnen.


"Ich habe einfach eine Modellrechnung gemacht..." mit diesen Worten leitete Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer im Netz viral gegangenen Ansprache ein Szenario ein, das von einer monatlichen Verdoppelung der Infektionszahlen ausgeht, wie es seit Juni/Juli zu beobachten sei. Würde sich dieser Trend so fortsetzen, sei bis Weihnachten mit bis zu 19.200 Neuinfektionen zu rechnen. Merkel stellte diese Modellrechnung am 29. September auf. Bislang hält sich das Infektionsgeschehen tatsächlich an ihre Prognose.

Bislang ist die Lage in Niedersachsen noch ruhig. Die Krankenhäuser sind leer. Bislang konnten auch alle örtlichen Corona-Ausbrüche, sogenannte Hotspots mit stärker steigenden Infektionszahlen, nach kurzer Zeit eingedämmt und das Infektionsgeschehen zurückgeführt werden - auch in den Schulen und Kitas in der Region, in denen in der Vergangenheit immer wieder Schüler und Lehrer wegen eines aufgetretenen Falles daheim bleiben mussten. „Dies ist unserer klaren Strategie im Kampf gegen das Corona-Virus zu verdanken, die auf konsequente Kontaktnachverfolgung und massives Containment vor Ort setzt. Allen daran Beteiligten, insbesondere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Gesundheitsämtern danken wir dafür herzlich“, so Gesundheitsministerin Carola Reimann.

Die Niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann (Archivbild)
Die Niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann (Archivbild) Foto: Rudolf Karliczek



"Für die nasse und kalte Jahreszeit wappnen"


„Auch, wenn es aufgrund dieser Strategie und der aktiven Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger in Niedersachsen bislang gelungen ist, einen erneuten, sehr starken Anstieg der Infektionen wie im Frühjahr zu vermeiden, müssen wir uns für die nasse und kalte Jahreszeit wappnen. Sie begünstigt eine Ansteckung mit dem Corona-Virus genauso wie mit anderen Infektionskrankheiten", sagte Reinmann in einer Pressemitteilung der Landesregierung.

Den landesweiten Shutdown verhindern


Das Sozial- und das Innenministerium haben deshalb auf Bitten der Staatskanzlei ein vorsorgliches Handlungskonzept zur Bekämpfung eines gegebenenfalls weiter ansteigenden Infektionsgeschehens in der COVID-19 Pandemie entwickelt. „Die Kommunen haben bislang bereits sehr angemessen und wirkungsvoll auf ein vor Ort erhöhtes Infektionsgeschehen reagiert“, so Innenminister Boris Pistorius. Pistorius weiter: „Das Handlungskonzept bietet nun allen örtlichen Behörden einen differenzierten Orientierungsrahmen für mögliche weitere Eskalationsstufen.

Der Niedersächsische Innenminister Boris Pistorius bei einem Termin in Braunschweig (Archivbild)
Der Niedersächsische Innenminister Boris Pistorius bei einem Termin in Braunschweig (Archivbild) Foto: Marvin König



Im Mittelpunkt des Handlungskonzepts stehe das Ziel, einen erneuten landesweiten Shutdown mit seinen erheblichen ökonomischen und sozialen Folgen möglichst zu vermeiden.

Fünf Warnstufen zur Eskalation


Ausgehend von vier denkbaren Szenarien – sei reichen vom Zustand geringer örtlicher Ausbrüche (grünes Szenario), über ein begrenztes, aber stetiges Wachstum (gelbes Szenario) und schwereren Hotspots (oranges Szenario) bis hin zu einem massiven und landesweit eskalierenden Infektionsgeschehen (rotes Szenario) – werden fünf Warnstufen definiert (1: Normal; 2: Erhöht; 3: Stark; 4: Sehr stark; 5: Eskalierend). Sie empfehlen den Gesundheitsbehörden vor Ort anhand von Schwellenwerten bestimmte Handlungsansätze. Diese Stufen sind als Orientierungswerte gedacht und stimmen mit den zwischen Bund und Ländern vereinbarten Maßnahmen überein. Die verbindliche Grundlage der Infektionsschutzmaßnahmen bildet dabei weiterhin die Corona-Verordnung des Landes in ihrer jeweils geltenden Fassung.

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Auch in Niedersachsen bildet dabei die Zahl der in den letzten sieben Tagen laborbestätigt infizierten Personen je 100.000 Einwohner einen wichtigen Maßstab. Mit der sogenannten "Kumulativen Inzidenz" korrespondieren im Konzept bestimmte Maßnahmen, die die örtlichen Behörden in Ansehung der jeweiligen Lage und unter Berücksichtigung anderer Informationen ergreifen können. Aktuell befindet sich Niedersachsen landesweit noch im Szenario ‚Grün‘ und in der Warnstufe 1.

Gegebenenfalls landesweite Einschränkungen


In dieser ersten Stufe bis zu einer Inzidenz von 20 stehen vorbereitende Maßnahmen im Vordergrund. Ab einer Inzidenz von 20 empfehle sich auf den Stufen 2 und 3 – über die in der Corona-Verordnung vorgeschriebenen Maßnahmen hinaus – die Prüfung weiterer Kontaktbeschränkungen und Restriktionen für private wie öffentliche Veranstaltungen. Bei einem sehr starken oder sogar eskalierenden Infektionsgeschehen der Stufen 4 und 5 (ab 50 Infizierten je 100.000 Einwohnern in sieben Tagen) könnten dann gegebenenfalls zusätzlich örtliche, regionale oder im Extremfall landesweite Einschränkungen ergriffen werden


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