Wolfenbüttel. Wie viel Donald Trump steckt im Wahlkampf und künftigen Handeln der Christdemokraten? CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann verriet am Freitagabend bei einer Veranstaltung in Wolfenbüttel, was er an der Politik von Donald Trump "richtig gut" findet. Dazu könnte auch dessen Einstellung gegenüber der freien Presse gehören.
Etwas weniger als 200 Leute waren am Freitagabend ins Autohaus Gebrüder Bormann gekommen, das zu einem Veranstaltungssaal der örtlichen CDU umfunktioniert wurde. Dem Kreisvorsitzenden Holger Bormann, zugleich Geschäftsführer des Autohauses, war es gelungen seinen guten Bekannten, den CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann in die Lessingstadt zu holen. Der CDU-Politiker wurde, wie nicht anders zu erwarten, von den anwesenden Parteifreunden mit großem Applaus empfangen - lief dabei zur Musik des Roland Kaiser-Songs "Zuversicht" ein.
Carsten Linnemann: "Genau so müssen wir es auch machen"
Einer Zuversicht, dass das gerade neu entworfene Programm zur Bundestagswahl gut beim Bürger ankommt. Kurz bevor er den Saal betrat, habe er dazu noch letzte Abstimmungen mit Friedrich Merz und Markus Söder getroffen, bevor es dann dem Bundesvorstand zugesandt worden sei. Das Nachrichtenportal t-online veröffentlichte bereits 30 Minuten zuvor erste Inhalte des "rund 80-seitigen" Dokuments. Ein Wahlprogramm, das es laut Linnemann "in sich" hat und bei dem man nicht "nach links" geblickt habe. Konservative Werte soll es tragen, die kulturelle Identität Deutschlands stärken.
Doch ein Friedrich Merz und sein Generalsekretär wissen, dass zur Umsetzung der geschmiedeten Ziele ein starkes Wahlergebnis nötig ist. Damit mehr Wähler ihr Kreuz auf dem Wahlzettel bei der CDU machen, will man sich jetzt an Donald Trump orientieren. "Ich will jetzt Trump nicht in allen Positionen bewerten, nur eine Sache macht er richtig. Er hat einen Wahlkampf geführt, mit drei Fragen", zollt Linnemann Respekt. Die Fragen sind: Lebe ich sicher, ist mein Geld sicher und ist mein Job sicher? Trump habe gesagt, dass er bei der Amtseinführung am 20. Januar sofort die Dekrete unterschreibe, deren Auswirkungen die Bürger sofort merken. Linnemann zeichnete ein Bild des dann wieder amtierenden US-Präsidenten, der dann an einem Tisch sitzen und mit dicken Füllern öffentlichkeitswirksam um sich werfen werde. "Das ist richtig gute Politik!", findet der CDU-Generalsekretär. Inhaltlich wolle er das nicht bewerten, "aber genauso müssen wir es auch machen", sagt er.
Und so wolle man den Wähler in Deutschland neben dem eigentlichen Wahlprogramm nun mit einem Sofortprogramm überzeugen. Darin dürften nur Dinge stehen, die man sofort umsetzen könne. "Ganz einfache Dinge!", sagt Linnemann und zählt Gesichtserkennung für Sicherheit an Bahnhöfen oder Fußfesseln für Frauenschläger auf.
CDU: Weitere Parallelen zu Trump?
Auch bei einer anderen Sache scheint man sich an Trump orientieren zu wollen. Der plant derzeit, seinen Regierungsstab nicht nur mit reinen Politikern, sondern auch mit Menschen aus Gesellschaft und Wirtschaft zu besetzen. Friedrich Merz will in Deutschland, so sagt es sein Generalsekretär an diesem Abend, ein Digitalisierungsministerium schaffen. Besetzt werden soll es mit jemanden, der in der Wirtschaft bewiesen habe, dass er das Thema beherrsche.
Wie viel Strategie von Donald Trump steckt also in der Neuausrichtung der CDU? Im Anschluss an seinem Vortrag von regionalHeute.de darauf angesprochen, sagt Linnemann, dass Trump den Bürger immer in den Mittelpunkt seines Wahlkampfes gestellt habe und er das richtig finde. Die Strategie habe man nun aber nicht von Trump übernommen, vielmehr sei es schon immer Linnemanns Ansatz gewesen, Politik für den Bürger zu machen.
Nur wenige Sekunden nach dem Gespräch zwischen Linnemann und regionalHeute.de, bei dem es auch um die von Merz gewünschte Taurus-Lieferung an die Ukraine ging, versucht der Referent des CDU-Generalsekretärs Einfluss auf diese Berichterstattung zu nehmen, bittet darum, die im Gespräch getroffenen Aussagen Linnemanns einzusenden und autorisieren zu lassen. Mit welcher Intention kann oder will er nicht erklären, das übernimmt der herbeigeeilte Generalsekretär am Ende selbst: schlechte Erfahrung mit der Presse. Davon singt auch Donald Trump bekanntlich ein Lied.
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