Das Lastenfahrrad - eine Alternative zum LKW?

In Teil 1 unserer Serie zum Thema Lastenrad, beleuchtet regionalHeute.de im Gespräch mit Marc Katholing von "Fahrrad Hahne" das Lastenfahrrad sowie dessen Potentiale und Tücken.

von


Marc Katholing von Fahrrad Hahne mit einem Lastenfahrrad des Typs "Long John".
Marc Katholing von Fahrrad Hahne mit einem Lastenfahrrad des Typs "Long John". | Foto: Martin Laumeyer

Region. In der Debatte um die Verkehrswende, werden mehrere Alternativen zum Verbrennermotor, aber auch zu aktuellen Mobilitätsmöglichkeiten diskutiert. Auch das Lastenfahrrad ist oft in dieser Diskussion mit eingebunden. Doch was genau wird als Lastenrad bezeichnet und was kann damit angestellt werden?



Als Lastenrad wird ein Fahrrad bezeichnet, das die Möglichkeit besitzt, größere Ladungen zu transportieren, als ein herkömmliches Fahrrad. Eine bekannte Bauart ist etwa der sogenannte "Long John", der eine Ladefläche zwischen den Rädern aufweist und bei voller Auslastung um die 200 Kilo tragen kann. Der "Tieflader" eignet sich etwa zum Transportieren von Kindern. Andere sehen aus wie frühe Motorräder, haben Gepäckträger, die zirka 40 Kilo Gewicht tragen können, und werden beispielsweise von Pizzalieferanten genutzt. Lastenräder finden auch in der Logistik oder sogar im militärischen Bereich eine Anwendung.

Ein LKW-Ersatz?


Eine andere Bauart eines Lastenrades. Hinten lassen sich 40 Kilo transportieren.
Eine andere Bauart eines Lastenrades. Hinten lassen sich 40 Kilo transportieren. Foto: Martin Laumeyer


Sind Lastenräder daher ein Ersatz zum LKW? Für Marc Katholing ist das etwas zu hoch gegriffen, aber "es gibt mit Sicherheit regional viele Anwendungen, die sich mit einem Lastenrad gut erledigen lassen", so der Inhaber von Fahrrad Hahne in Braunschweig. "Es gibt das Problem des Parkplatzes nicht so wie bei LKW oder Autos und die Radwege sind, gerade in Braunschweig, sehr direkt". Zwar lasse sich vieles mit einem Lastenrad transportieren, aber große, schwere und sperrige Waren, seien damit kaum zu befördern. Für kleine Pakete und Waren sei das Lastenfahrrad daher eine geeignete Alternative zum Kleintransporter oder LKW.


Wäre es dann möglich mit dem Lastenrad das Aufkommen von LKW in der Innenstadt zu reduzieren? Eine Frage, welche Katholing ganz klar bejaht. Denn es geistere seit langem die Idee herum, dass man an den Stadträndern Anlieferungszonen einrichtet, von denen aus die Ware per Lastenrad weiter verfrachten werden könnte. "Früher bekamen wir unsere Ware am Güterbahnhof. Da gab es ein Lager direkt auf den Schienen und dort musste die Lok einfach nur direkt ran fahren, womit kein LKW mehr nötig war. Diese Lösung könnte heute wieder aufgegriffen und mit Lastenrädern kombiniert werden. Ich denke, es gibt da mehrere Möglichkeiten, LKW-Fahrer und den Innenstadtverkehr zu entlasten", hält Katholing ferner fest.

"Eine Koexistenz muss möglich sein"


Ein
Ein "Lastenlöwe" an der DRK KaufBar. Foto: Axel Otto


Trotz gewerblicher Nutzer, sei der größere Markt der private, wie Katholing im Gespräch mit regionalHeute.de verrät. Es habe mehrere Gründe, dass die Popularität in diesem Markt einen Aufschwung erfahren hat: "Die E-Bikes wurden immer sportlicher und im Zuge von Corona gab es nur wenig erlaubte Sportarten. Eine davon war das Fahrradfahren. Außerdem war es eine Alternative zu vollen Bussen und dadurch wichtig für den Infektionsschutz. Das hat der Branche einen richtigen Schub gegeben. Im Zuge dieser ganzen Entwicklung haben sich viele Familien in städtischen Gebieten, die Anschaffung eines E-Rads oder Lastenrads, als Gegenentwurf zum Auto, überlegt", so beschreibt es Katholing.


Ab 3.000 Euro gebe es Räder, die qualitativ gut seien, doch "die Entwicklung geht natürlich weiter. Da wird sicherlich bei der Zuladung etwas passieren, aber es gibt auch mittlerweile Studienfahrräder mit Kabinen, damit der Fahrer auch im trockenen sitzt. Innovation ist in den nächsten Jahren auf jeden Fall zu erwarten", ist sich Katholing sicher. Auch der Einfluss der Lastenräder auf das Stadtbild wird noch zu sehen sein, doch wenn sich Katholing an die 1980er-Jahre erinnert, so stellt er fest, dass sich vieles zugunsten der Fahrräder gewandelt habe. "Das Fahrrad wird sich in Zukunft mehr Platz erobern, aber es ist wichtig, dass die Innenstädte mit jedem Verkehrsmittel gut erreichbar bleiben. Ich denke, es wäre falsch, dem einen oder anderen Verkehrsmittel mehr Platz zu geben, als dem anderen. Eine Koexistenz muss daher möglich sein", hält Katholing abschließend fest.

Wie sich das Lastenrad entwickelt, bleibt also abzuwarten. Schon jetzt ist die internationale Anerkennung sichtbar, da mittlerweile jährliche, internationale Veranstaltungen stattfinden, wie etwa das International Cargo Bike Race auf dem Tempelhofer Felde in Berlin.


mehr News aus der Region