Das Magnifest und seine Schattenseite: Gastronomie kämpft ums Überleben

Lokale Gastronomen wie das Cafe Riptide wurden aus der Planung ausgeschlossen - "Wir werden das Magnifest nicht überleben"

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Betreiber Christian Rank kämpft wie viele andere Gastronomen des Magniviertels ums Überleben. Das Fest könnte fatale Folgen haben.
Betreiber Christian Rank kämpft wie viele andere Gastronomen des Magniviertels ums Überleben. Das Fest könnte fatale Folgen haben. | Foto: Christian Rank; privat

Braunschweig. Lange war es ungewiss, ob das Magnifest in diesem Jahr stattfinden wird. Nun kam die große Ankündigung: 2024 wird es das Fest erneut im beschaulichen Magniviertel in Braunschweig geben. Doch so nervenaufreibend die Planung wohl gewesen ist, so bangen lokale Gastronomen nun noch mehr um ihre Zukunft, denn sie seien außen vor gelassen worden. Das Cafe Riptide startete bereits einen Aufruf in den sozialen Medien. regionalHeute.de fragte bei den Betreibern nach.



Auf Instagram richtete sich das beliebte Cafe mit einem emotionalen Aufruf an die Community: "Wir werden das Magnifest 2024 nicht überleben, wenn es wie im Vorjahr läuft!"

Die kürzliche Ankündigung, dass das Fest stattfinden soll, traf Betreiber Christian Rank wie ein Schlag: "Stell dir vor, es gibt ein Stadtteilfest und die meisten Geschäfte dieses Stadtteils schauen in die Röhre." Das Problem: Die lokale Gastronomie wurde in die Planung nicht mit einbezogen.

"Nachdem wir 11 Monate versucht haben, mit den Verantwortlichen zu sprechen, dabei nonstop vertröstet wurden, erfahren wir heute auf Nachfrage hin, dass das Magnifest 2024 stattfinden soll", schildert Rank die Situation, nicht nur für das Riptide, sondern auch für viele Lokale vor Ort.

Das Problem mit dem Fest


Beim Magnifest 2023 hätte das Cafe Riptide ein Minus im fünfstelligen Bereich erlitten und sei dabei in die Zahlungsunfähigkeit gerutscht.

Betreiber Rank fasst das Problem mit dem Fest zusammen: Es würde eine Enteignung der angemieteten Freisitzflächen geben. Dies führe während des Fests zu erheblichen Verlusten. Man hätte nur die Möglichkeit eingeräumt bekommen, für "horrende und willkürlich gewählte Preise" eine kleine Theke vor die eigene Tür zu stellen. Im Falle des Riptides hätte die Theke allerdings nicht wirklich am Geschehen teilhaben könne, sie sei hinter einem weißen Bauzaun, hinter Mülltonnen und Geräten versteckt worden.

"Wir verlangen nun auf diesem Wege, Gespräche mit den Verantwortlichen: schützt die Geschäfte im Viertel, schützt die Arbeitsplätze.
Das Magnifest hat nichts mit einem Stadtteilfest zu tun, wir fordern ein Fest von den Leuten im Viertel für die Leute im Viertel", so Rank.

Irgendwo hinter Bauzaun und Geräten durfte auch das Riptide eine Theke aufbauen.
Irgendwo hinter Bauzaun und Geräten durfte auch das Riptide eine Theke aufbauen. Foto: Christian Rank



Seit Oktober 2023 versuchte Rank zunächst alleine, die Situation für das nächste Fest zu klären. Kurze Zeit später habe sich die "Interessengemeinschaft Magniviertel" geformt. Man habe versucht, mit den Verantwortlichen der Magniwerbegemeinschaft und mit dem Stadtmarketing zu sprechen, um die Probleme zu benennen, gemeinsam Lösungen zu suchen, Kompromisse zu finden, um das Magnifest in die Richtung zu verändern, dass es auch künftig zur Zufriedenheit Aller stattfinden kann.

"Wir wollen gerne ein Magnifest haben, aber nicht zu solchen Bedingungen. Wir zahlen drauf und werden in einem verdreckten Viertel zurückgelassen. Wir sind das Magniviertel, wir leben und arbeiten hier das komplette Jahr über, da muss unserer Meinung nach auch das Viertel von einem Magnifest profitieren. Unsere Geschäfte werden unsichtbar gemacht und verschwinden zum Beispiel hinter E-Zigarettenwerbeständen aus München", schildert Rank die Situation beim letzten Magnifest.


Alle Gesprächsversuche seien erfolglos im Sande verlaufen, ob E-Mails, ob eine im Rathaus abgegebene Unterschriftenliste mit knapp 400 Unterschriften, ob ein Brief von 24 Gewerbetreibenden an den Oberbürgermeister Dr. Kornblum, ob ein Gespräch mit Herrn Leppa vom Stadtmarketing - "wir wurden Monat für Monat für Monat vertröstet, hingehalten und im Unklaren gelassen."

Nun müsse man davon ausgehen, dass sich an der Art und Weise des Magnifests im Vergleich zum Vorjahr nichts ändern wird. "Und noch so ein wirtschaftliches Desaster wie 2023 würde zumindest meine Firma nicht überleben, wir müssten schließen", so Rank.

Politik mischt sich ein


Christoph Bratmann, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion Braunschweig, zeigte sich zufrieden, dass das Magnifest wieder stattfinden kann: "Das Magnifest gehört zu Braunschweig wie Schoduvel und Weihnachtsmarkt. Wir sind froh, dass sich unser politisches Bemühen einmal mehr ausgezahlt hat und das Fest im September realisiert werden kann."

In einer Pressemitteilung heißt es: Klar sei, dass die bestehenden Konzepte jedoch kontinuierlich weiterentwickelt werden müssten. Der nun erfolgten Anmeldung des Fests durch einen Veranstalter seien diverse Gesprächsformate vorangegangen, um die Interessen sowohl der Menschen aus dem Magniviertel als auch die der Magnifest-Planer in Einklang zu bringen. „Von dem Fest sollen am Ende alle profitieren können und dazu gehört, die Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner vernünftig zu berücksichtigen. Dass es bei einem Stadtfest zu Interessenskonflikten kommen kann ist klar, hier sollten aber alle konstruktiv bleiben und gemeinsam an einer Lösung arbeiten“, so Bratmann.

Dr. Christos Pantazis, Vorsitzender der SPD Braunschweig und Braunschweiger Bundestagsabgeordneter, geht auf die lokale Gastronomie ein. Er äußerte die Erwartungshaltung, dass das Organisationsteam des Magnifestes die Bedürfnisse und Bedenken der örtlichen Gastronomen und Geschäfte berücksichtigt.

„Dafür ist es wichtig, dass die Organisatoren bei der Planung und Durchführung des Festes eng mit den Geschäftsinhabern und Gastronomen im Magniviertel zusammenarbeiten und deren Bedürfnisse und Sorgen ernst nehmen. Die Veranstaltung darf nicht zum Nachteil der wirtschaftlichen Interessen und des Betriebs von Restaurants und Geschäften vor Ort sein. Vielmehr sollen Einzelhandel und Gastronomie, die ein fester Bestandteil des Magniviertels sind, ebenfalls von dem Fest profitieren. Eine enge Kommunikation zwischen den Veranstaltern und den lokalen Betrieben ist daher unerlässlich“, betont Dr. Pantazis.

Ob es nun also wirklich zu einem erneuten Austausch zwischen den Organisatoren und der lokalen Gastronomie kommen wird, bleibt abzuwarten.


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