Braunschweig. In der vergangenen Woche wurde in Braunschweig bekannt, dass ein Kind in einem Schwimmverein missbraucht wurde (regionalBraunschweig.de berichtete). Beim mutmaßlichen Täter wurde bei einer Hausdurchsuchung auch Kinderpornografie gefunden.
Bereits vor einigen Monaten hatte sich regionalBraunschweig.de mit der Ermittlungsgruppe der Braunschweiger Polizei getroffen, die sich mit der Aufklärung von Straftaten im Bereich von Kinderpornografie befasst. Aus aktuellem Anlass ist hier der Bericht.
Stundenlang vor dem PC sitzen und sich durch tausende Bilder und Videos mit pornographischem Inhalt klicken, um Straftäter zu überführen – kein leichter Job für die Ermittler der Braunschweiger Polizei, die sich mit Kinderpornographie auseinandersetzen. Der 1. Kriminalhauptkommissar Dirk Bosse erzählt: "Hinter jedem der Bilder und Videos steckt eine gequälte Kinderseele, mit unserer Arbeit, können wir zumindest einige Täter überführen." Die Herangehensweise der Täter sei dabei vielschichtig, erzählt Bosse. Die Kinder seien entweder hilflos, würden mit einer perfiden Art und Schmeicheleien zu den Aufnahmen überredet oder mit materiellen Mitteln gefügig gemacht. Konsumenten seien in der Bevölkerung überall zu finden, von bildungsfernen Schichten, bis hin zu Anwälten und Politikern. Man habe die gesamte Bandbreite an Männern dabei. Frauen würden so gut wie nie in Zusammenhang mit diesen Taten auftauchen.
Schwierige Rechtslage
Das Internet biete den Kinderporno-Konsumenten dabei einen anonymen Raum, in dem sie sich austauschen könnten. Sie bräuchten keinen direkten Kontakt mehr. Die Server stünden auf der ganzen Welt verteilt und in Foren, die nur Insidern zugänglich wären, könnten sich die Konsumenten vernetzen. Laut dem Kriminalhauptkommissar, mache die Rechtslage, die Arbeit der Polizei dazu noch schwerer. Er präferiere das Skandinavische Modell. Dabei werden Seiten mit kinderpornographischem Inhalt gesperrt und sind nicht mehr zugänglich. Dieses System würde natürlich auch keine 100 prozentige Sicherheit gewährleisten. "Das bieten Türschlösser auch nicht und dennoch versehen wir unsere Türen damit, um unsere Wohnungen schwerer zugänglich zu machen", so Bosse. Die Täter müssten einiges an Energie aufwenden, um trotz einer Sperrung auf eine Seite zu gelangen. Das Argument, man habe nur versehentlich auf eine Seite geschaut, würde somit schon einmal wegfallen.
Immer größere Mengen
Außerdem würden die Mengen, die von der Polizei gesichtet werden müssten, immer größer. "Die Speichermöglichkeiten werden immer umfangreicher und billiger. So haben wir bei Beschuldigten meist mehrere 100.000 Bilder und Videos, die von uns gesichtet werden müssen", sagt Bosse. Dabei setzt sich ein Ermittler an einen PC und schaut jedes einzelne Bild oder Video an, um eine Bewertung vornehmen zu können. Dabei wird das Material in fünf Kategorien unterteilt. Die erste Kategorie steht zum Beispiel für Kinderpornographie, eine weitere für "Posing-Bilder". Es kann so eine Einordnung des Materials vorgenommen werden.
Der Braunschweiger Ermitllungsgruppe gehören fünf Mitarbeiter an, die meist freiwillig zum Team stoßen und dann rund sechs Monate bleiben. Bei der Durchsicht des Materials könne man ungefähr zwei Stunden konzentriert arbeiten. "Wer gut ist, kann so an einem Tag um die 10.000 Bilder schaffen", erklärt er.
"Der Polizeiberuf ist kein Ponyhof"
Als Außenstehender stellt sich da natürlich schnell die Frage, ob die teilweise schlimmen Inhalte nicht sehr belastend für die Polizeibeamten seien. Dirk Bosse erwidert: "Der Polizeiberuf ist kein Ponyhof. Es gibt genügend belastende Situationen für uns. Die Schreie von verletzten Personen nach einem Verkehrsunfall oder Ermittlungen nach Todesfällen. Natürlich sind diese Dinge belastend, aber sie gehören zum Alltag eines Polizisten. Man muss damit umgehen können, sonst ist man falsch in diesem Beruf.
Strafen stehen in keinem Verhältnis
Ein ganz zentrales Problem ist für Bosse der Unterschied zwischen Aufwand und Ertrag. Die meisten Täter würden mit einer Geldstrafe davon kommen, ab und zu würde es Bewährungsstrafen geben. Ihm sei aber kein Fall bekannt, bei dem jemand der Kinderpornographie besessen hätte, auch dafür ins Gefängnis gewandert wäre. "Da passen die Verhältnisse einfach nicht zusammen", findet er. Der Kriminalhauptkommissar verspricht dennoch: "Jeder der kinderpornographische Inhalte hat, sollte damit rechnen, dass wir eines Tages auch vor seiner Tür stehen und ihn überführen."
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